4. Tag – Witzhelden – Plettenberg / Betreuertag
Mein
Betreuertag beginnt mit der Aufgabe, Rainer Wachsmann nach Solingen
zum Bahnhof zu bringen. Mein Auto ist vollgeladen mit Lebensmitteln
für meinen ersten Verpflegungsstand. Nachdem ich mich durch den
Solinger Berufsverkehr gequält habe, erreiche ich kaum
rechtzeitig die Stelle, wo der Stand aufgebaut werden muss. Biggi,
Lebensgefährtin von Werner Selch,
geht mir freundlicherweise zur Hand, und ich sammle meine ersten
Erfahrungen, was man am Stand alles falsch und richtig machen kann.
Ingrid Rücknagel – Böhnke,
Betreuerin und Frau von Günter
Böhnke – bekannt durch
„Günthers SMS“ – gibt mir manch wertvolle
Tipps. Was essen Läufer gerne an der Strecke? Nicht gerade das,
was im Lehrbuch als optimale Verpflegung angepriesen wird. Unter den
Getränken ist Cola der Hit, aber auch Eistee, Wasser, Bier (in
Maßen) – und für den Berufsabenteurer Stefan
Schlett auch schon mal ein Glas Rotwein.
Bei den Speisen sind Müsli – Riegel gerade out. Alles, was
süss oder herzhaft ist, ist im Kommen: Brot mit Quark und Honig,
Schokolade, Vanillepudding oder auch Gewürzgurken, Dosenfisch
und Eierravioli. Ich habe den Eindruck, dass das Essen nicht nur für
den Körper, sondern auch für die Psyche der Läufer
sehr wichtig ist. Die Athleten hangeln sich mitunter von einem der in
ca. 10 km Abstand aufgestellten Verpflegungsstände zum nächsten.
Hier muss es etwas Leckeres geben. Einen Wunsch von den Augen
ablesen, ein freundliches, aufbauendes Wort oder nur ein
Schulterklopfen gibt Kraft für die nächsten Kilometer. Hier
werden auch die verschiedenen Charaktere und Mentalitäten
offenbar. Deutsche oder Italiener meckern schon mal – Japaner
sind meist gleichmütig und bedanken sich mit einer Verbeugung –
auch wenn man ihnen gerade gesagt hat, dass die Strecke heute mal
wieder 4 km länger ist. Nachdem auch der letzte Läufer an
meinem ersten Stand versorgt ist, heisst es, schnell alles einpacken
und den nächsten Versorgungspunkt an der schönen
Östertalsperre anzusteuern, um dort noch die schnellen Läufer
zu erwischen. 2 Verpflegungsstände zu machen, bedeutet Stress,
und wenn der 2. Stand gleichzeitig der letzte (unbeliebteste) ist,
heisst es, dort bis zu 5 Stunden auf den letzten Läufer zu
warten. Dabei aber immer von Herzen freundlich bleiben – denn
es geht ja nicht um den Stress des Betreuers, sondern um die
Versorgung der Läufer. So bekomme ich heute auf der Strecke nach
Plettenberg nicht viel von der Schönheit des heimatlichen
Sauerlandes mit, sondern muss mich beeilen, noch selbst was zum
Abendessen zu bekommen, die restliche Verpflegung auszuladen nebst
Müll und was sonst noch so im Wagen ist. Dann alles vorbereiten
für den morgigen, eigenen Lauftag. Umso mehr freue ich mich,
dass ich heute Besuch bekomme von meinem Freund Martin Sauer. Hier in
Deutschland werden die Läufer häufiger besucht, was vielen
Kraft gibt, weiterzumachen. Mit Ansprachen des Bürgermeisters
und Ingo Schulzes zur Halbzeit des Transeuropalaufes endet der Tag.