Zufälliges Zitat

"When you are 99 miles into a 100-mile running race, your brain is not the same brain you started with."

Paul Huddle

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Alle zeigen - Bericht von Carl Wilhelm Wilke zum Friese Elfsteden Ultramarathon:
Carl Wilhelm Wilke , 22.06.2005

Elfsteden – 206 KM /Original-Laufstrecke des SV-Friesland

Zwei Wochen vor dem Start erhielten wir die Nachricht, dass der Lauf abgesagt sei. Sofort habe ich per E-mail und Internet versucht mit den anderen Läufern die Möglichkeit zu erörtern, die Strecke alleine zu bewältigen. Erfolg. Sofort war Adrie van Dijk, später dann Theo Cloostermann bereit, alleine die Strecke zu bewältigen. Bei den letzten Vorbereitungen stellte sich heraus, dass ohne die original Streckenbeschreibung von Johann Kooistra/SV-Friesland wir in Schwierigkeiten gekommen wären. Die ganz entscheidende Hilfe war jedoch die Vorbereitung von Adrie van Dijk, welche diese in Karten übertragen hatte und diese allen zugänglich gemacht hatte. So waren wir gut vorbereitet, als wir uns am 3.6.05 vor der IHK-Leeuwarden trafen.

Start war um 12:00 Uhr. Diese Vorverlegung brachte mich in Schwierigkeiten, denn ich musste mir zwei neue Begleitpersonen für mein Fahrzeug (Support-Fahrzeug) suchen. Ich hatte ein tolles Team gefunden. 1.Erwin Puls, Ex-Geschäftsführer einer großen Großhandelsfirma (Ruheständler) 2. Dr. Alert Oltmann, Ex-Latein-Lehrer vom Alten Gymnasium (Ruheständler) und 3.Jürgen Meiners, Aktiver Landwirt ( + Pferde und Ponyhof).

Beim Start haben wir uns alle auf die angesagten Regenschauer vorbereitet. Ich hatte Vaseline dick auf beide Füße und selbstgeklebte Gamaschen aus Tape und Plastiktüten. Adrie und ich liefen vorweg. Theo rechnete mit einer Zeit über 30 Stunden. Sonne schien, wir kamen gut voran. Als Adrie mich nach meinen Vorbereitungen fragte und ich ihm sagte, dass ich seit ca. 5 Wochen über 200 KM die Woche laufe, sagte er, er hätte die letzten zwei Wochen nur 60 KM insgesamt gelaufen. Aber man muß sich gut vorbereitet fühlen. Ich fühlte mich gut vorbereitet und er auch (ca. 25 kg leichter als ich).

Auf dem Weg nach Sneek kamen wir durch die typischen, herrlichen Landschaften von Friesland. Schaafe sind der wesentliche Tierbestand, den man in der Landschaft, in der Nähe der Deiche, sieht. Adrie hatte nicht nur ein Begleitfahrzeug, sondern zusätzlich noch ein Begleit-Fahrrad mit dabei. Adrie brauchte deshalb keinen Stopp, sondern er wurde komplett vom Fahrrad versorgt. Als wir an einer Schaafweide vorbei kamen, sahen wir mitten auf der Weide ein Schaaf auf dem Rücken liegen, mit den Beinen schlagend. Es sah nicht bedrohlich aus, aber die Begleitperson (eine Frau) auf dem Fahrrad hat selber unter anderem eine Schaafherde zu Hause zu versorgen, wusste sofort, dass hier „Not am Mann“ war. Sie kletterte über den Graben und Zaun und half dem Schaaf wieder auf die Beine. Ohne Hilfe kommen die Schaafe nicht mehr auf die Beine, wenn sie unglücklich in einer Mulde auf dem Rücken liegen.

Wir liefen während der Rettungsaktion weiter nach Sneek, welches leichter zu durch kreuzen war, als ich dachte und dann nach Ilst. Dann begann ein Regen- und Gewitterschauer den anderen abzulösen. Es war richtig nass. Ich dachte noch an meine Apothekerin, welche mir vor dem Lauf sagte, Regen sei gesund für die Haut. Es gibt auch die Bezeichnung kosmetischer Regen. Das tröstete mich ein wenig. Aber auch die teilweise bezaubernden kleinen Orte, durch die man oft nur alleine laufen musste, Auto,s mussten die Umgehungsstrasse nehmen. Die Kanäle, die kleinen Schiffe und historische Yachten, aber auch die kleinen Häuser, wo man ganz hindurchgucken konnte und wo einen oft die Leute aus dem Wohnzimmer zuwinkten. Auch habe ich nicht gewusst, dass es zum Teil gar keine richtigen Deiche gibt, sondern das die Landschaft sich bis an das Meer hinzieht, ohne dass ein Deich den Blick zu Meer versperren würde. So war die Hälfte der Strecke ungefähr gemeistert, da bahnte sich ereunt ein Streckenfindungs-Problem an. Wir liefen seit ungefähr 10 Stunden alleine, vorneweg, weil Arie, der zwar ein flotter Läufer war, aber immer im Stundenrytmus wechselte und eine Stunde lang ging. So mussten wir alleine den Weg finden, was immer dann ganz schwierig wurde, wenn nur für die PKW beschildert war. Als wir an einer Kreuzung eine Weile laut darüber diskutierten, ob rechts oder geradeaus, gab es beinahe eine Kriese in meinem Begleitfahrzeug. Man würde nun schon 12 Stunden Non-Stop diesen Job machen, ohne Essen und würde von mir etwas ruhigere, höflichere Umgangsformen erwarten. Aufgrund dessen fragte ich einen Holländer, der mit einem Fahrrad vorbei fuhr. Dieser sagte sehr selbstsicher, der richtige Weg für unser Vorhaben sei rechts rum. Wir fuhren rechts rum. Nach 300 Metern kam mir mein Begleitfahrzeug wieder entgegen. Falscher Weg. Nur für PKW – kein Fußgänger, wir müssten zurück und doch geradeaus. Ich fuhr mit dem PKW, nach einer Diskusion darüber, dass man so etwas niemals tue, zurück und ca. 200 m weiter in die richtige Richtung. Das tat der Stimmung im Fahrzeug gut. Nach ein paar KM kam ich an einen Hof vorbei, wo ein Hund nicht angeleint war. Er kläffte nicht nur, sondern lief auch auf die Strasse und kam mir entgegen. Nur die Nerven behalten dachte ich und siehe da, der Hund war i.O. Mehr als ein wenig kläffen wollte er nicht. Kurz danach ging es wieder unter der Bundesstrasse nach Bolsward entlang. Wieder keine Schilder ich lief deshalb bis zum nächsten Schild, wo auch für Fahrräder ausgeschildert sein musste. Fehlanzeige (dabei war es an dieser Stelle genau richtig). Als mein Begleitfahrzeug kam besprachen wir alles. Ich setzte meinen „Dickkopf“ durch und beschloß den verbotenen Weg nach Bolsward zu nehmen. Nur 9 Kilometer und nach der Hälfte kann man wahrscheinlich überwechseln zu einer Strasse, welche paralell läuft (wenn da kein Gräben sind). Ich lief sehr schnell, weil ich dieses Stück möglichst schnell bewältigen wollte. Wegen meiner starken Kopflampe wurde ich von den PKW nicht nur gut gesehen, sondern diese machte mich alle darauf aufmerksam, das Läufer hier nichts zu suchen hatten. Vor mir hielt ein PKW und einer kam mir mit Taschenlampe entgegen. Ich rief Ali, hast du für mich eine Taschenlampe, damit ich mich noch besser kenntlich machen kann? Aber es war ein Holländer, welcher sich Sorgen um mich machte. Er sagte ich könne nicht weiterlaufen (Ich war bereits 5KM gelaufen und kurz vor der Stelle, wo ich nur noch die Strasse wechseln musste). Nach einer Diskusion sagte ich vielen Dank für seine Nachsicht ich würde mich auch beeilen und lief weiter. Ich glaub er aht die Polizei gerufen denn ein paar Minuten später kam die Polizei von vorne mit Blaulicht. Bei sämtlichen Diskusionen welche wir mit Niederländern hatten, das Zauberwort „Elfsteden“ führte immer sorfort zu einem einlenken. Der Polizist sagte, er könne mich auf gar keinen Fall weiterlaufen lassen, zumal der Holländer immer noch beobachtend an der Strasse stand, aber er könne mich zurückfahren zu der Stelle, von der ich den Weg schon finden werde. So wurde ich wieder zurückgefahren zu dem Punkt, an dem ich schon einmal vor einer halben Stunde war. Gerade zur gleichen Zeit kamm Adrie mit seiner Begleitperson auf dem Fahrrad angefahren. Ich erzählte ihm alles und wir liefen die nächsten 10 KM zusammen (Arie ging dann wieder, ich lief vorweg).

Mein Begleitfahrzeug wurde insgesamt auch zweimal von einem Polizeiwagen angehalten. Man machte sich Gedanken um das deutsche Fahrzeug, welches langsam durch die Strassen fährt. Immer nachdem meine Begleiter auf die Elfsteden-Tocht aufmerksam machten, wurden sie sehr freundlich behandelt und zeigten sich kooperativ.


Nach den letzten Regenschauern hatte ich den überfälligen Schuh- und Klamottenwechsel mit Einbruch der Dunkelheit gemacht. 11 Stunden Vaseline und Wasser war für die Füsse genug. Man sah es ihnen an. Ich musste jedoch mit weiterem Regen rechnen und machte nun einen Fehler. Ich machte das gleiche wie beim Start nocheinmal, zusätzlich zog ich neue, nicht eingelaufene Schuhe an. Leider waren die Vorsichtsmassnahmen auch noch völlig überflüssig, da es keinen richtigen Regen mehr gab. Am Morgen, beim nächsten Schuhwechsel sah ich, was ich angerichtet hatte. Von da an ohne Creme und Gamaschen und es wurde mit den Füßen nicht schlimmer.

Zwischendurch traf ich Arie immer wieder wenn er seine Laufstücke einlegte und ich gerade am PKW Trinken zu mir nahm. Mein Essen um Mitternacht – Nudeln mit Käse und Marmelade, kalt und nur zwei drei Gabeln. Adrie sagte er würde immer wärend der Gehpausen essen, weil dann der Magen besser mit Blut versorgt werden würde. Er hat bestimmt recht, aber ich müsste mich erst daran gewöhnen an den Gedanken, bei einer Laufveranstaltung so viel zu gehen. Auch Arie hatte manchmal das Problem, dass auch er den Weg nicht immer sofort fand und mit seinem Begleitfahrzeug schimpfte. Die letzten 35 KM sind wir dann alleine gelaufen, jetzt Arie vorweg. Ich holte ihn nicht mehr ein, weil wir in Dokkum, der letzten Stadt des Elfsteden-Tocht nocheinmal Probleme hatten. Vor dem Ort verabredeten wir uns. Meine Begleiter wollten frühstücken und ich wollte genau den vorgeschriebenen Weg mitten durch den Ort laufen (PKW-Verbot). Am Ortsausgang wollten wir uns wiedertreffen. Als ich mit den provisorischem Stadtplan loslief fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, an welcher Stelle ich in den Ort kommen würde. Auch in dem Ort selber hatte ich Probleme den Weg nach Leeuwarden wiederzufinden. So trafen wir uns zufällig nach 50 Minuten an einer ganz anderen Stelle in Dokkum, wie verabredet. Wir waren zufällig an der richtigen Kreuzung, unser ursprünglicher Treffpunkt wäre nämlich verkehrt gewesen (Tel.verbindung funktionierte nicht mehr).

Die letzten 26 KM waren die härtesten. Windstärke 6 (vielleicht auch bis 8?) Gegenwind. Laufen und Gehen im Wechsel. Ich glaube kaum ein Unterschied. Die letzten Kilometer dann der Wind mehr von der Seite. Ein tolles Treffen zum Schluss der Veranstaltung. Ca. 7 KM vor dem Ziel, auf einem kleinen Fahrradweg überholt mich bei einer Brücke ein Holländer mit Rennrad. Wir grüßen uns und sprechen ein paar Worte. Als er Elfsteden-Tocht hörte, sagte er, er sei bereits dreimal die offizielle Elfsteden-Tocht mitgefahren. In den letzten 100 Jahren hat die Schlittschuh-Tour nur 13 Mal stattgefunden und ich glaube da ist dreimal schon etwas besonderes (letztes Mal 1996). Die letzten beiden Kilometer waren weiter als ich dachte, aber nach ungefähr 28:10 traf ich wieder auf dem Gelände der IHK in Leeuwarden ein. Meine 24 Stunden-Strecke war ungefähr 183 Kilometer, da sieht man, wie lange man doch für so ein paar Kilometer unterwegs sein kann. Adrie war ungefähr nach 26:30 da und Theo Cloostermann hatte nach der Hälfte, wegen Fußproblemen abgebrochen. Von Theo war dies auch ein tolle Leistung, denn er musste die ganze Zeit ganz alleine laufen.

Resultaat

Adrie van Dijk: bij de finish na 26:36 uur.
Carl Wilhelm Wilke: bij de finish na 28:15 uur, wel ongeveer 6 km langer gelopen.
Theo Cloosterman: na ongeveer 18 uur gestopt vlak voor Bolsward (101 km) wegens een al bestaande blessure.

siehe http://www.xs4all.nl/~ator0144/Elfsteden/Ultraloop.htm
Unter diesem Link sind auch unsere gesamten Kartenunterlagen, welche wir mit hatten, mit einer Gesamtübersicht einsehbar. Alles zusammengestellt von Adrie van Dijk.

Die Landschaft ist so schön, dass wir alle, Begleiter und Läufer mal einen Urlaubstripp in diese Region machen wollen. Mit etwas mehr „Begleitmusik“ durch die Städte hätte der Lauf auch mehr Teilnehmer gehabt und man hätte den Touristen ohne großen Aufwand etwas bieten können. Vielleicht gelingt es ja nächstes Jahr diesen Lauf wieder bekannter zu machen. Ich könnte mir vorstellen, diesen Lauf nocheinmal zu machen, vielleicht sogar ohne Regen.

Fausto

© Carl Wilhelm Wilke, 22.06.2005

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


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