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"Bei einem 100 km-Lauf erreichst Du die Hälfte nach 70 km - dafür ist die zweite Hälfte aber länger als die erste"
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Alle zeigen - Bericht von Klaus Schiermeister zum Georgsmarienhütter Null:
Klaus Schiermeister , 30.07.2005Vertrauen ist gut, selber gucken ist besser
Es sollte ein Lauf ganz nach meinem Geschmack werden, ein Landschaftslauf ohne Zeitnahme, nur ankommen ist die Devise.
Da schon um 6:00 Uhr morgens gestartet werden sollte und ich nicht das Angebot des Veranstalters wahrnehmen wollte, in der Turnhalle zu übernachten, hieß es für mich um 3:00 raus aus den Federn und ab ins Auto. In Georgsmarienhütte angekommen werde ich von Georg ( dem Hauptorganisator ) begrüßt, der mich zur Anmeldung in die Turnhalle schickt. In der Turnhalle sehe ich das übliche Bild einer kleinen netten Gemeinde, die frühstückenderweise in der Halle sitzt, ihre Sachen zusammen packt oder einfach nur dasitzt und sich unterhält.
2 – 3 Läufer erkenne ich in der Menge und wie bereits verabredet wird man den ganzen Lauf mehr oder weniger zusammen bleiben.
Von Mattin, einem bereits alten Hasen dieser Laufveranstaltung werde ich darauf hingewiesen, dass Georg bevor die Meute losgeschickt wird immer eine originelle Ansprache hält.
Mattin hatte nicht zuviel versprochen, denn es wurde viel gelacht und irgendwie gingen die wichtigen Infos von der Organisation unter bzw. wurden von mir nicht so ernst genommen.
Was sollte mir auch schon passieren, ich hatte mich ja mit Mattin, einem „Magister bergum et talum“ ( diese Auszeichnung wird nach der 10maligen Teilnahme verliehen und der Läufer ist auffällig durch ein rotes Laufhemd erkennbar ).
Punkt 6:00 Uhr wurden wir auf die Strecke geschickt und die meisten trabten, wie wir ziemlich locker los. Aus dem Ort heraus durch Wiesen und Felder, wo langsam der morgendliche Dunst aufstieg und ich mich das erste Mal geärgert habe, dass ich keinen Fotoapparat dabei habe. Beiläufig wird man informiert, dass die erste große Steigung bei Kilometer 12 auf uns wartet. Ich schenke dieser Tatsache kaum Beachtung, da ich seit einiger Zeit weiß, dass Steigungen durchaus auch gehender Weise bewältigt werden können. Aber vorher kommt erst mal die erste Verpflegungs-Station, die dankend angenommen wird. Hier warten wir auf den „Magister“ Mattin, der zwischendurch mal in die Büsche musste. ( wir haben ja Zeit ). Die erste große Steigung kam, das Geländeprofil, der Untergrund änderte sich und das Läufer/ innen – Feld zog sich wie vorher gesagt auseinander. Es bildeten sich Trüppchen die meistens von Null - Erfahrenden mehr oder weniger gut geführt wurden. Hierzu muss gesagt werden, dass die Streckenführung nur an Bäumen durch ein Wanderzeichen, eine große 0 gekennzeichnet ist. Aufpassen war angesagt, denn wer auf zusätzliches Flatterband oder ähnliche Streckenkennzeichnung gehofft hatte wurde enttäuscht. Läufer wurden grinsend mit einem „und Tschüss“ verabschiedet, wenn Sie vom rechten Weg abgekommen waren. So war immer für ausreichend Unterhaltung gesorgt und die Zeit verflog, wie die Kilometer. Die abwechselungsreiche Streckenführung sorgte für Genuss pur.
Schwärmenderweise ohne Vorankündigung habe ich bei ca. 30 km Bekanntschaft mit dem Waldboden gemacht. Knochen sortiert, scherzend meine Mitläufer für diesen Vorfall verantwortlich gemacht und weiter ging es. Gott sei Dank ist nichts weiter passiert. Später habe ich erfahren, dass ich nicht der einzigste Läufer gewesen bin der den Waldboden geküsst hat. Bei den letzten Kilometern ging es wieder durch die Felder, wobei man merken konnte, wenn die Sonne rauskommt wird es eklig heiß. Mattin, der wegen seinem angeblichen Trainingsrückstand ein wenig hinterher hing, bekam die letzten 2 km die Kraft der 2ten Lunge und hat mit mir noch einen schönen Schlussspurt hingelegt. Auch nach 50 km konnte ich mal die Erfahrung machen, dass noch was geht: geil !!!
Da wegen der Familienverpflichtung auch nach dem Lauf wenig Zeit blieb, haben wir die Veranstaltung nach dem Duschen, kurze Stärkung am Buffet, Teilnahmebestätigung einsacken, viel zu früh verlassen. Kein guter Abschluss für so eine tolle Veranstaltung, da die Organisation alle „Ersttäter“ mit einem Zertifikat auszeichnet. Zusätzlich werden die begehrten gelben bzw. roten Laufhemden verteilt. Mein Laufkollege Markus, er hat den ersten Ultra bestritten, war wie ich total begeistert. Auch bei ihm ist der Anfang gemacht. Infiziert oder nicht: das ist hier die Frage.
29.07.2005
© Klaus Schiermeister, 30.07.2005
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