Alle zeigen - Bericht von Werner Kroer zum Alpin Marathon Oberstaufen:
Werner Kroer , 30.10.2006

3. Alpin-Marathon Oberstaufen – 2. Juli 2005

Zum dritten mal veranstaltete in diesem Jahr der TSV Oberstaufen einen Alpin-Marathon, angeblich den einzigen in Deutschland. Was genau die Kriterien für die Kategorie Alpin- oder Bergmarathon sind, ist meines Wissens nach nicht eindeutig geregelt, aber mit angegebenen 1.800 m Höhendifferenz klang dies allemal interessant. Da meine geschäftliche Reisetätigkeit mich am Wochenanfang des Laufs wieder nach Deutschland brachte, hatte ich den Alpin-Marathon am Samstag 2. Juli noch rasch miteingeplant. Dieser schien nämlich durchaus in bestem Einklang mit dem Schwerpunkt zu stehen, den ich mir für dieses Jahr gesetzt habe: einige der krassesten und damit schwierigsten Marathons (in der klassischen 42 km Distanz) in Angriff zu nehmen. Dieses Unterfangen soll schliesslich in der erfolgreichen Absolvierung des Pikes Peakes Marathon in Colorado im August ‘gipfeln’ (Wendepunkt dieses ‘Monsters’ auf 4.300 m - Wie soll man sowas trainieren?). Der Alpin-Marathon schien daher als weitere Station in der Vorbereitung als gut geeignet.
Ca. 220 Starter fanden sich am Samstag Morgen für den Marathon (es wurde zusätzlich eine relative unübliche, aber interessante 2/3-Marathon-Distanz angeboten) am Sportplatz in Oberstaufen ein. Der Wetterbericht, nach zum Teil heftigen Regenfällen am Vortag, hatte zwar Besserung für den Veranstaltungstag versprochen, noch gab es aber immer wieder leichte Regenschauer. Wenigsten war aber die Temperatur ideal zum Laufen. Eine kleine Panne bei den Strom-Sicherungen liess den Startbogen kurz in sich zusammenknicken, aber mit zehn Minuten Verspätung entliessen uns die aüsserst engagierten und freundlichen Organisatoren um 8:40h auf die Route.
Nach einer knappen Runde über die Sportbahn im Stadium ging es erst mal eben Richtung Oberstaufen Ort hin zum Kurpark. Gleich hinter dem Kurpark nach knappen 2 km kam dann der erste Anstieg in den Wald hinauf. Der Geruch war intensiv nach feucht-kühlem Unterholz und in dem Morgenlicht war der erste Waldpfad gleich mal ein echter Genuss. Leider bin ich bei Marathons kein wirklicher ‘Schnellstarter’ und brauche in der Regel einige Zeit zum richtig ‘Anlaufen’, und hatte daher gleich anfangs ganz schön mit der Luft zu kämpfen. Aber bald war die erste Anhöhe auf 940m erreicht und dann ging es rollend leicht abschüssig auf den tiefstgelegenen Punkt der Strecke zu. Den Ort Weissach mit Verpflegungsstelle erreichten wir nach 7 km und ich begann mich mental voll auf den kommenden langen Anstieg und damit auf die wirkliche Herausforderung dieses Laufes einzustellen. Was jetzt kommen sollte war ein in zwei Stufen angelegter Anstieg, zuerst mal auf das Imberghaus nach 12,3 km auf 1.218 m (noch auf Waldpfad) und nach kurzem, relativ flachem Stück gleich nochmals weiter rauf auf die Falkenhütte nach 17,6 km (jetzt bereits im “alpinen” Gelände) mit weiter geplantem Anstieg über den Hochgrat zur dortigen Bergstation bei 21,6 km auf 1,708 m Seehöhe.
Leider hatte es seit Start immer wieder leicht geregnet und daher musste die Streckenleitung das letzte Stück über den Hochgrat mit einer 30m durch Seile gesicherten Kletterstelle, umleiten. Die Strecke war zu nass und damit rutschig geworden und so wurde der Sicherheit dem Spass der Vorzug gegeben. Aber auch ohne diese letzten Meter Felskletterei und damit möglicherweise ‘verpassten’ 200 Höhenmeter, hatte es das letzte Stück des Anstiegs auf die Falkenhütte mit seiner Steilheit in sich. Mit einem Puls im Grenzbereich kam ich durchaus auf meine Kosten.
Überhaupt nicht wie bei Läufen solcher Art üblich, wo ich normalerweise versuche, in der ersten Hälfte die Kräfte gut einzuteilen und daher das Tempo nicht allzusehr forciere, versuchte ich bei diesem Lauf mal eine abweichende Strategie anzuwenden: so wenig Tempo als möglich während der ganzen ersten Hälfte des Laufes zu drosseln, ohne Rücksicht auf etwaige ‘slow-downs’ auf den Zielkilometern. Dies war begründet in der Tatsache, dass mit Erreichung der Hochgrat-Bergstation bei 21.6 km bereits alle wesentlichen Steigungen des Marathons bezwungen worden sein sollten.
Die Strategie ging voll auf, und ich genoss den Lauf mit Fortdauer und zusätzlichen Kilometern mehr und mehr. Nach der ‘Umleitung’ zur Hochgrat-Bergstation ging es zwar gleich mal 6 km lang sehr steil bergab bis die Kniescheiben klapperten, aber kaum war die Talstation bei km 27 erreicht, ging es wieder rein in den Wald mit relativ moderaten Auf und Ab’s. Ich hatte sehr darauf geachtet, dass mein Flüssigkeitshaushalt die ganze Zeit über stimmte, was bei Läufen in steilem Gelände immer extrem wichtig ist, weil man da in kürzester Zeit brutal ins Schwitzen kommt und die Gefahr von Dehydrierung signifikant ansteigt. Darum habe ich bei Trail- oder Bergläufen auch immer zusätzlich eine eigene Flasche mit.
Dies hatte sich alles sehr bezahlt gemacht. Durch den Wald, entlang dem Weissach Fluss ging es nun bereits flott Richtung Oberstaufen. Mein Körper war auf optimaler ‘Betriebstemperatur’ und alles lief wie ‘geschmiert’. Die Umstellung auf Fettverbrennung merkte ich diesmal kaum, vermutlich dank Nudeln und des erstklassigen Kaiserschmarrns am Vorabend.
Nach 35 km tankte ich nochmals bei der Labestelle nach, um den letzten kurzen Anstieg nach Lenzheide in Oberstaufen ohne viel Temposchwankungen und ohne grosse Müdigkeit durchzulaufen. Jetzt überholte mich schon lange kaum jemand mehr und ich konnte es gar nicht glauben, als ich mich bereits wieder bei km 40 im Kurpark befand. Jetzt noch eine Schleife Richtung Sportplatz, dann rein zur letzten halben Stadionrunde und mit 4h:12’ über die Ziellinie.

Erstaunlicherweise ging es mir blendend trotz Strapazen in der Hälfte, und kurz diskutierte ich mit anderen im Zielraum, ob wohl die Strecke wegen der Umleitung ganz oben am Hochgrat etwas verkürzt war. In jedem Fall aber, haben die optimalen Bedingungen, die wunderschöne Landschaft und möglicherweise auch meine gelegentlichen Trainingsläufe mit Gewichtsbändern an den Laufgelenken zum Erfolg und Genuss dieses Alpin-Marathons beigetragen.

raxnurmi, 2005
USA/Austria

© Werner Kroer, 30.10.2006

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