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Ansgar Lind , 03.02.2008Härteprüfung vor Eiger, Mönch und Jungfrau
15. Jungfrau-Marathon 2007
4. Langdistanz Berglauf Weltmeisterschaft 2007
Datum: 08.09.2007
Beim diesjährigen Jungfrau-Marathon wurde die Berglauf-Weltmeisterschaft in der Langdistanz ausgetragen. Des Weiteren feierte der Marathon sein 15. Jubiläum. Aus diesen Anlässen war der Jungfrau-Marathon 2007 ein Superlativ in der Bergläuferszene. Das Starterlimit von 4500 Läufern war früh erreicht. Einige Glückliche konnten vom Verletzungspech anderer Läufer profitieren und noch einen Startplatz erwerben. Auf diesem Weg konnte ich auch meinen ersten Bergmarathon bestreiten.
Nach einem 8 Wochen intensiven Training sind wir Läufer Axel Pohler, Volker Schwabe und ich am Donnerstag, den 6. September mit dem Auto nach Interlaken gereist. Ebenfalls dabei waren die Frauen von Axel und Volker Steffi und Brigitte. Im Gegensatz zu Axel und mir konnte Volker allerdings durch eine Verletzung erst sehr spät anfangen zu trainieren. Axel und ich absolvierten zweimal die Woche ein Berglauftraining im Deister bei Bad Nenndorf.
Die Wettervorhersage für die Jungfrau-Region war sehr gut. Es sollte viel Sonnenschein geben und von den Temperaturen sollte es auch angenehm werden. Nachdem wir morgens mit dem Auto Interlaken erreicht hatten, sind wir als erstes zum Brienzersee gefahren und haben dort in Bönigen in der Sonne gefrühstückt. Alle Läufer wurden in den Straßen von Interlaken mit „Welcome Runners“-Werbeschriften begrüßt, die über den Straßen hingen. Anschließend sind wir nach Lauterbrunnen gefahren und haben den Staubbachwasserfall besichtigt. Danach hat uns Axel, der den Marathon schon im letzten Jahr absolviert hat, die weitere Umgebung gezeigt.
Am Freitag, den 7. September haben wir uns um 9:45 Uhr in Interlaken getroffen, um unsere Startunterlagen im örtlichen Kursaal abzuholen. Im Kursaal fand noch eine Läufer-Messe statt, die wir besucht haben. Nachdem wir nun unsere Startunterlagen in den Händen hielten, konnten wir noch einen kleinen Stadtbummel durch Interlaken machen. Anschließend sind wir mit der Zahnradbahn von Wilderswill über Lauterbrunnen nach Wengen gefahren. In Wengen haben wir den Ort besichtigt und uns die Streckenführung durch den Ort angeschaut. Nach einem Sonnenbad auf einer kleinen Wiese ging es wieder mit der Zahnradbahn hinunter. Abends haben wir dann noch gemeinsam im Hotel in Wilderwill Pasta gegessen. Danach ging es für mich wieder weiter nach Interlaken ins Backpackers, wo ich übernachtete. Dort bereitete ich letzte Vorbereitungen für den Lauf vor und legte mich dann schlafen.
Am Samstag, den 8. September traf sich unser Team vor dem WM-Zelt auf der Wiese. Nachdem wir unsere Taschen zu den LKWs gebracht hatten, die das Gepäck zur „Kleinen Scheidegg“ befördern, haben wir noch ein Foto für die heimische Presse gemacht. Anschließend sind wir in den Startblock gegangen, deren Läufer/innen die voraussichtlich für die 42,195 km und 1900 Höhenmeter etwa 5 Stunden benötigten wollten. Kurz vor dem Start wurde noch die schweizerische Nationalhymne gespielt. Das Wetter war von Anfang bis Ende optimal. Die Temperatur betrug beim Start in Interlaken 18 Grad und im Ziel auf der „Kleinen Scheidegg“ 12 Grad in der Sonne. Der kaum spürbare Wind trug ebenfalls noch für ideale Laufbedingungen bei. Die Startpistole für den 15. Jungfrau Marathon wurde extra noch kurz vor dem Lauf auf dem Luftweg zum Startbereich transportiert. Aus einen kleinem Flugzeug sprang ein Fallschirmspringer, der die Pistole pünktlich zum Start brachte. Um Punkt 9:00 Uhr fiel der Startschuss. Anschließend wurde noch ein paar Mal laut aus einer Kanone geschossen. Mit genau 4305 Teilnehmern, ein hochklassiges Teilnehmerfeld, setzte sich die Masse in Interlaken (568 m ü. M.) in Bewegung. Bejubelt wurden die Läufer von ganz Interlaken und „halb Japan“. Zur Erklärung: Die Jungfrau-Region ist bei den Japanern eine Station auf ihrer Europareise, die jedes Jahr von vielen besucht wird.
Die Topfavoriten waren der Neuseeländer Jonathan Wyatt, der Streckenrekordhalter bei den Männern und Simona Staicu, die Vorjahressiegerin bei den Frauen.
Zum Anfang ging es mit einer Einführungsrunde durch Interlaken, wobei hier die erste Sprintwertung für die Topläufer bei km 4 durchgeführt wurde. Bei km 7 passierten die Läufer Bönigen am Brienzersee. Danach ging es an dem Fluss Lütschine weiter nach Wilderswill. Der erste leichte Anstieg begann vor Gsteigwiler bei km 11, nach der Ortschaft Zweilütschinen, bei km 15, ging es wieder leicht bergab. Der nächste Anstieg folgte auf dem Weg bis Lauterbrunnen auf einer Höhe von 810 Meter. Bei km 20 fand wieder eine Sprintwertung für die Spitzenläufer statt. Die gewann der Russe Serguej Kaledine. Danach ging es bis km 25 relativ flach weiter. Eine gute Renntaktik ist ratsam, denn ab km 25 fing das erste sehr anspruchsvolle Teilstück an. Hier mussten 500 Höhenmeter bis nach Wengen erklommen werden. Die Strecke bis zum Skiort ist 5 km lang. Die Steigung ist teilweise bis zu 25 Prozent. Der Weg führt dahin über 26 Serpentinen. Für die meisten Läufer hieß es ab hier gehen. Dennoch konnte man, wenn man gut trainiert war, phasenweise diesen steilen Anstieg noch gut laufen. Für diejenigen, die den ersten Teil des Laufes zu schnell angegangen sind, und kaum noch Kraft hatten diesen Anstieg zu bewältigen, folgte das lange Leiden. Eine gute Renneinteilung ist beim Jungfrau Marathon ein sehr entscheidender Faktor. Der Weg nach Wengen und bis zum Ziel war nicht mehr wie im ersten Teil des Laufes jeden km ausgeschildert, sondern ab hier alle 250 m. Diese 250 m konnten sich allerdings ganz schön hinziehen. Nachdem Wengen bei km 30 erreicht wurde, befand man sich mittlerweile schon 1274 Höhenmeter. Es folgten noch gut weitere 1000 Höhenmeter bis zur „Kleinen Scheidegg“. In Wengen wurden wir von einer Volksfeststimmung empfangen. Neben den jubelnden Zuschauermassen gab es geschmückte Häuser, Musikkapellen und Einwohner mit unterschiedlich großen Kuhglocken, die allesamt zu der guten Stimmung beitrugen. In Wengen wurde auch die dritte Sprintwertung durchgeführt, die der Führende Jonathan Wyatt gewonnen hat. Nach einer Runde durch Wengen ging es durch die letzten Wälder immer stetig bergauf zur Wengeralp auf 1873 Höhenmeter. Die Wengeralp liegt bei km 37. Weitere 2 km später wurde die Baumgrenze an der Haaregg erreicht. Bis hierhin konnte man noch gut laufen. Allerdings wurde der Weg danach immer steiniger und steiler. Der Höhepunkt des Laufes war die Moräne. Hier liefen die Läufer auf einen schmalen, steinigen Pfad. Rechts und links ging es steil bergab. Der Pfad führt bis zum höchsten Punkt des Laufes auf 2205 Höhenmeter. Laufen war auf diesem Stück fast unmöglich. An einigen gut ausgesuchten Stellen, konnte man vereinzelt noch ein paar Läufer überholen. Dies war aber mit einem großen Kraftaufwand verbunden. Wie Ameisen liefen die Läufer auf der Moräne hintereinander her. Kurz vor dem höchsten Punkt empfing ein Dudelsackspieler die Läufer. An diesem Punkt des Laufes musste man noch über einen großen Felsen. Den Läufern, die nicht mehr die Kraft hatten, half ein Betreuerteam bei der Überquerung des Felsens. Zur Belohung für die Teilnehmer gab es anschließend echte schweizerische Schokolade. Vom höchsten Punkt des Laufes könnte man auch schon die „Kleine Scheidegg“ auf 2061 Höhenmeter sehen. Die letzten 1,5 km ging es bergab ins Richtung Ziel. Für die noch recht fitten Läufer begann nun der Schlussspurt um die Platzierungen. Ich habe die Ziellinie, nach einem Sprint mit 5-6 anderen Läufern, in einer Zeit von 04:41:24 überquert. Mein Laufpartner Axel konnte seine Zeit zum Vorjahr noch um 2 Minuten toppen und erreichte das Ziel mit einer Zeit von 05:22:36. Ebenfalls ein sehr stolzes Ergebnis erreichte Volker, der mit 06:11:18 durch das Ziel lief.
Weltmeister wurde der Favorit Jonathan Wyatt aus Neuseeland, der für die Strecke 02:55:32 benötigte. Bei den Frauen wurde Anita Hakenstad Evertsen aus Norwegen mit einer Zeit von 03:23:05 neue Weltmeisterin.
Nach dem Zieleinlauf wurde den Läufern die Finishermedaille umgehängt. Anschließend konnte man sein Gepäck, welches man in Interlaken abgegeben hatte, in einer Halle abholen. Gegen den Leihchip bekam man dann das Finishershirt. Duschzelte für die Läufer wurden auf dem Kleinen Scheidegg aufgestellt, um sich nach dem Lauf zu erfrischen. Für Getränke und Verpflegung war ebenfalls gesorgt. Von der „Kleinen Scheidegg“ hatte man bei dem Traumwetter einen herrlichen Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Sehr beeindruckend war auch die Eigernordwand. 4061 Finisher zählte der schönste Bergmarathon der Welt bei seiner 15. Auflage.
Fazit:
Der Jungfrau Marathon steht im Jahr 2008 wieder fest in meinem Laufprogramm. Der Lauf wird zu Recht als „der schönste Marathon der Welt“ bezeichnet. Nicht nur die Strecke ist wunderschön, sondern auch die gesamte Organisation ist sehr gut. Es ist eine große logistische Leistung, das Gepäck von 4000 Läufern, sowie die Angehörigen und Zuschauer von Interlaken zur „Kleinen Scheidegg“ zu befördern. Nach dem Lauf müssen so weit über 4000 Personen mit den Zahnradbahnen hinunter befördert werden. Die Verpflegung während und nach dem Lauf war optimal. Die Stimmung war auch nicht nur in Interlaken und Wengen super, sondern auch in allen anderen Ortschaften, die wir Läufer passierten mussten.
Mein erster Bergmarathon war auch der erste Testlauf für mein großes Ziel, dem Mount Everest Marathon in Nepal im Jahr 2009.
© Ansgar Lind, 03.02.2008
Weitere Info's und Berichte zum Lauf:
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