Alle zeigen - Bericht von Ingo Schulze zum Deutschlandlauf:
Ingo Schulze , 30.09.2008

Der Deutschlandlauf 2008 und der Morgen danach

Vom 08. bis 24. September fand der 5. Deutschlandlauf statt. 2 Frauen und 26 Männer standen an der Startlinie vor dem Leuchtturm am Kap Arkona auf der Insel Rügen. Jeder der Starter war gut trainiert und voller Zuversicht, dieses Rennen zu laufen. Es ist ein sehr hartes Rennen, denn die kürzeste Etappe ist immerhin noch 51,9 km lang, während die längste Etappe über 93,4 km geht. Die erste Woche muss unbedingt durchgehalten werden, was allerdings angesichts der Streckenlängen sehr schwer ist. In den ersten vier Tagen sind 325,3 km zu laufen. Da ist die erste Etappe eigentlich nur zum „einlaufen“ vorgesehen. Es folgen später noch zwei „Hammeretappen“, nämlich am 10. und 11. Tag. Dann ist der Deutschlandlauf aber bereits BEINAHE überstanden und es geht mit den Tageskilometertagesleistungen bergab. Im Ziel waren 2 Frauen und 17 Männer. Der Ausfall von 9 Läufern bedeutete in der Statistik 32,1 % Ausfall.

Es gab beim 5. DL einige Veränderungen. Der Teilnehmer bekommt bei nahezu jeder Veranstaltung ein T-Shirt. Diese sind immer ganz toll und man freut sich. Was aber geschieht mit ihnen? Sie wandern auf den großen Stapel und sind oftmals nicht einmal ausgepackt. Ich möchte dazu übergehen, dass ich den Teilnehmern etwas praktisches gebe, was nicht auf den großen Stapel landet. In diesem Jahr erhielt jeder Teilnehmer und Betreuer eine Warnweste mit dem DL Logo. Es dauerte einige Tage bis die Weste gerade von den 06:00 Uhr Startern getragen wurde. Der DL geht über vielbefahrene Land- und Bundesstraßen. Natürlich wird stets nach Feld- und Waldwegen gesucht. Im dichtbesiedelten Deutschland aber nicht immer einfach. Daher sollte jeder so vernünftig sein, dass er diese Weste auch trägt. Die 07:00 Uhr Gruppe, es sind die „schnellen Hirsche“, trugen die Weste weniger. Aber auch ihnen sollte gesagt sein: Tageslicht hin oder her, für die eigene Sicherheit muss jeder für sich selbst verantwortlich sein.

Als zweite Neuheit. Ich verzichtete auf Einwegbecher. Es ist nicht die Beschaffung, denn bei 0,02 Euro mal 5.500 Stück komme ich auf schlappe 110 Euro. Ich will damit sagen, käme ein Sponsor und sagte: „Du, die Dinger zahle ich!“ So würde ich ihm antworten: „Lass sein, die zahle ich selbst. Sorge du aber für die Entsorgung!“ Das wäre mir viel wichtiger. Hatte ich in der Vergangenheit bis zu SIEBEN Säcke Müll in den jeweiligen Etappenzielen, so kam ich in diesem Jahr nur auf ZWEI Säcke. Die Hausmeister sind, verständlicher Weise, immer weniger bereit den Müll zu entsorgen. Ja, die Alternative? Anfang des Jahres verkündete ich, dass beim DL2008 nur noch TELESKOPBECHER zum Einsatz kommen. Teleskopbecher? Was soll das denn sein? Es sind Becher mit einem Durchmesser von 7 cm und 2,5 cm hoch. Aufgeklappt ist er etwa 8 cm hoch. Fassungsvermögen 150 ccm. Sie haben einen Werbeaufdruck und kosten pro Stück etwa 0,69 Euro. Davon kaufte ich 220 Stück zum Preis von 151,80 Euro. Beim „TranseGaule“ kamen solche Becher das erste Mal zum Einsatz. Man war noch etwas skeptisch wegen der Größe, aber es gibt offenbar keine größeren Becher. Lieber hätte ich mindestens Becher mit einem Fassungsvermögen von 200 ccm. Der Veranstalter des „TranseGaule“ versicherte mir, dass es keinerlei Probleme bei ihm gab. Also, auch gut für den DL! Interessant war, dass die Dinger nicht immer benutzt wurden! Argumente: Die Dinger klappern – jedes Mal das Ding herausholen und dadurch Zeitverlust! Es gab für die „Verweigerer“ an den VPs als Alternative Hartplastikbecher, die dann vor Ort wieder ausgespült werden konnten. Das hat funktioniert. In früheren Zeiten wurde mit der Hygiene argumentiert. Nun war es keine Thema mehr! Ich werde daher auch beim „TransEurope-FootRace“ und beim „DL2010“ bei diesem System bleiben. Vielleicht ziehen andere Veranstalter nach, nach dem Motto: „Schluss mit dem Müllwahnsinn!“ Hiermit meine ich allerdings keine Volksläufe, Marathonläufe oder auch 100ter. Für einen Mehrtageslauf ist das aber eine gute Lösung?

Bei der Siegerehrung gab es neben der Urkunde und einen Pokal (für jeden Finisher) auch noch eine Schreibmappe. Hier bin ich wieder bei praktischen Dingen! Bei der Siegerehrung nannte ich noch einmal alle Betreuer und stellte sie mit ihrer Funktion als solche vor. Für jeden Finisher fand ich einige Worte oder Anekdoten aus früheren Veranstaltungen. Anschließen wurde gefeiert und der ganze DL lief noch einmal Revue. Gegen 22:30 Uhr lagen alle auf ihrer Isomatte oder Luftmatratze. Der Morgen war dann schrecklich. Ich stand um 07:15 Uhr auf und ging zum Auto, um etwas Ordnung zu schaffen. Als ich kurz darauf wieder die Halle betreten wollte, hörte ich lautes Stimmengewirr. Es schrie mir jemand entgegen: „Franz ist tot!“ Ich konnte nicht sofort reagieren, denn ich stand nur steif da. Es ging dann alles sehr schnell. Der Rettungswagen war binnen weniger Minuten vor Ort. Dann Polizei, Seelsorger, Kriminalpolizei. Es war entsetzlich! Die Halle musste von allen verlassen werden. Da in der Nacht über 20 Personen vor Ort waren, musste auch Fremdeinwirkung in Betracht gezogen werden. Für uns natürlich dummes Zeug, aber das ist eben Polizeiarbeit und es wird in alle Richtungen ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet und alle Daten die erforderlich sind, von mir erhalten. Gerade als Veranstalter bin ich zutiefst erschüttert. Ich schreibe diesen Bericht nur schweren Herzens und man möge mir glauben, dass es in meinem Inneren übel aussieht. Ich kann es, wie Ihr, einfach nicht fassen. Ich habe die bisherigen Kommentare in einigen Foren gelesen und danke allen für die Anteilnahme. Die Ehefrau Cordula soll nicht allein gelassen werden. Ich werde sie, nach einer angemessenen Zeit, sogar fragen, ob sie nicht als Betreuerin beim „TransEurope-FootRace“ dabei sein möchte. Ihr Franz war gemeldet und würde es sicherlich begrüßen, dass sie nach wie vor den Ultraläufern verbunden ist. Ich wünsche Cordula und allen Familienangehörigen viel Kraft für die kommende Zeit und bitte um Verständnis keine besseren Worte gefunden zu haben. Cordula weiß aber, was ich ausdrücken will! Kein Trostwort ist so stark den großen Schmerz zu mindern. Gott und die Zeit allein, vermögen ihn zu lindern.



© Ingo Schulze, 30.09.2008

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