Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Oliver Arndt zum Hermannslauf (27.04.2009) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)
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Oliver Arndt , 27.04.2009

Doppelter Hermannslauf


„Aua.“ Das ist der erste Gedanke, wenn ich an meine letzten Hermannsläufe denke. Auf den 31 km zwischen Hermannsdenkmal und Sparrenburg kann man sich, wenn man richtig Gas gibt, ganz schön weh tun. Wenn dabei dann eine gute Zeit herauskommt, ist das auch völlig in Ordnung. Wenn man sich aber die Seele aus dem Leib rennt und man (einfach auf Grund von nicht vorhandenen Trainingskilometern) trotzdem 15 Minuten langsamer als die persönliche Bestzeit läuft, fragt man sich doch, ob die Hetzerei eigentlich Sinn macht.
Aus dieser Überlegung und der Gewissheit, in diesem Jahr wieder mit einem erheblichen Trainingsrückstand antreten zu müssen, wurde in meinem Kopf der Gedanke geboren, in diesem Jahr irgendwas anders zu machen. Als einigermaßen erfahrener Ultraläufer bin ich auf die Idee gekommen, die Strecke am Wettkampftag zur Abwechslung mal doppelt zu laufen. Also auf den Bus verzichten und frühmorgens an der Sparrenburg zu Fuß Richtung Hermannsdenkmal starten. Da rechtzeitig vor dem Startschuss angekommen, wieder mit der gesamten Meute zurücklaufen. Das Ganze ohne Stress und ohne Ambitionen auf irgendeine Gesamtzeit: weniger Laktat, mehr Genuss!
Mein alter Laufkumpel Lajos, dem ich die Idee beim Hermanns-Trainingslauf am 2. Weihnachtsfeiertag unterbreitete, war sofort Feuer und Flamme. Er trainiert in diesem Jahr für den Ironman Frankfurt und ist daher auch zu Fuß schnell unterwegs. Seine eigene Teilnahme am „Doppel-H“ hing noch daran, dass er seine gute Kondition in diesem Jahr ursprünglich für seine eigene Hermanns-Bestzeit nutzen wollte. Da wird dies aber schon direkt bei diesem Trainingslauf abgehakt haben (Glückwunsch nochmal!), entschied sich Lajos doch dazu, mich über 62km zu begleiten.

Lajos hatte im Vorfeld Kontakt zum WDR aufgenommen und unser Vorhaben geschildert, und dort war man sehr interessiert, sodass ein Kamerateam der Lokalzeit uns den ganzen Tag verfolgten sollte und an verabredeten Punkten auf Hin- und Rückweg aufnahm. Über uns teilweise nicht so genau bekannte Kanäle war auch die Neue Westfälische, Westfalenblatt, der TSVE und Radio Bielefeld informiert, sodass wir am Start, Zwischenhalt Hermannsdenkmal und vor allem im Ziel regelrechte kleine Pressekonferenzen gehalten haben.

Am Start (unter dem Kameraauge des WDR) waren es zum Glück läuferfreundliche 12 oder 13°C, sodass es in kurzen Laufklamotten schon fast ein wenig kühl war, vor allem, weil wir ja nicht das übliche Hermanns-Tempo anschlagen durften, sondern deutlich langsamer angehen mussten.

Wir hatten uns vorgenommen, in 3 Stunden zum Hermann hochzulaufen. Oben waren etwa 15 Minuten Pause eingeplant, bevor es zurückgehen sollte. Diese 3-Stunden-Vorgabe war schon wichtig, denn wenn wir durch Verlaufen oder andere Probleme viel Zeit verloren hätten, wäre uns irgendwann Elias Sansar und ungefähr 7.000 weitere Läufer entgegengekommen, was unser Vorhaben definitiv vereitelt hätte. Es gab also einen recht detaillierten Zeitplan, den wir auch fast genau befolgten (wir waren vor lauter Euphorie natürlich eher etwas zu schnell). Von dem hundertfachen Hinweis von entgegen kommenden Wanderern: „Falsche Richtung!!“) ließen wir uns dabei nicht beirren.

Für die Verpflegung auf dem Hinweg sorgte Lajos' Mutter, die sich den Vormittag um die Ohren schlug, um uns in Lämershagen und in Oerlinghausen mit Bananen, Wasser, Iso und anderen leckeren Dingen empfing. Ob dieser Freundlichkeit kam ich mir schon ein wenig unhöflich vor (Banane reingemampft, Iso obendrauf, weitergerannt), deswegen von hier noch mal vielen Dank!

Der Anstieg zum Denkmal selber sollte man mal gelaufen sein. Man ist dann dankbar, dass der TSVE das Rennen nicht in die andere Richtung laufen lässt. Aber auch diesen Berg schafften wir und kamen wie bestellt nach 2:59:41 Std. oben an. Nachdem uns der WDR und die Neue Westfälische aus allen Positionen abgelichtet hatten, wars auch schon Zeit einzuchecken. Nach dem Startschuss waren wir natürlich voll im Hermannslauf-Feeling und rannten los, als hätten wir nicht schon 31km in den Beinen, die ersten 10km in etwa 51 Minuten. Danach kam sozusagen die natürliche Temporegulation, den Tönsberg flitzten wir aber noch recht flüssig hoch. Ab km 20 (nein, km 51!) mochte mein Magen den Tee und das Isozeug nicht mehr so gern, sehnte sich nach Cola, die er aber nicht bekam. Während Lajos vor mir die Treppen hochflog, führte ich mit meinem Magen einige Diskussionen, wie es denn wohl weitergehen sollte. Etwa an der Habichtshöhe hatte ich dann ein schlagendes Argument: "Is' nich mehr weit". Kurz darauf segelten Lajos und ich mit erhobenen Armen ins Ziel.

Den Rückweg (man nennt ihn auch „Hermannslauf“) schafften wir in 2:51:26 Std, was insgesamt eine richtig gute Gesamtzeit ergibt (5:51:10 Std für 62,2 km), aber letztendlich nicht so wichtig ist. Das Wetter war gut, der Lauf wunderschön und wir hatten richtig viel Spaß.
Außerdem ist der Muskelkater nach einem Ultralauf nicht so schlimm wie nach einem maximal gelaufenen Hermannslauf. Ich werde also im nächsten Jahr nicht mehr mit einem „Aua“ an den Hermann zurückdenken. Weniger Laktat, mehr Genuss!


© Oliver Arndt, 27.04.2009

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