Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Steffen Fennig zum Trail de Paris (26.03.2012) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)

Zufälliges Zitat

"Racing should never be an ordeal, rather an enjoyable and life-enhancing experience."

Bruce Fordyce (Comrades)

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Steffen Fennig , 26.03.2012

Franzosen spaßen nicht - Eco Trail de Paris 2012 80km

Heute gehen wir gleich zum Laufbericht, entgegen sonstiger Lesegewohnheiten. Start 12 Uhr, Startzone: Base Régionale de Loisirs von St Quentin-en-Yvelines. Hätte es mir nicht zu denken geben sollen, dieses St Quentin im Namen (Gefängnis USA)? Der erste Versorgungspunkt nach 22,5km an einem Friedhof? Die Zeichen waren so offensichtlich. Der Reihe nach. Morgens ging es je nach Wunsch mit einem der gelben Züge der RER Linie C zum Startgebiet. Dort am Bahnhof ausgestiegen, standen bereits Busse bereit, die uns direkt zur grossen Startwiese, neben einem Zirkus fuhren. Ich war zwar nicht ganz so früh aufgebrochen, aber hatte doch noch über eine Stunde Zeit, um das angekündigte Frühstück zu geniessen. Nun dieses bestand im wesentlichen aus zwei verschiedenen Sorten Kuchen, löslichem Kaffee und Tee sowie Wasser. Davon aber reichlich. Somit suchte ich mir den Kuchen aus, der mich stark an den ALDI Kuchen beim Ismaninger Winterlauf erinnerte und mir auch gut schmeckte. Dann wie üblich mal in die Büsche schlagen, rumgucken, auf der Wiese lümmeln und warten. Um 11:45 ging ich zum Start. Munter plapperten alle durch die Gegend. Die meisten Ansagen erfolgten auf Französisch, aber auf einer Tafel sah man auch ein paar deutsche Sätze. Da ich wusste, worum es ging, habe ich auch fast alles verstanden. Dann forderte uns der Sprecher auf, eine Schweigeminute für die Opfer von Toulouse einzulegen und das war schon beeindruckend, wie ruhig es plötzlich war. Kaum war sie beendet ging das Geschnatter allerdings weiter. Dann ein paar Minuten zu spät, also eigentlich französisch gelassen pünktlich, ging der Countdown los und wir liefen los. Die ersten zwei Kilometer waren bereits eine Herausforderung. Es ging über eine weiche Reitwiese für Pferde, gespickt mit Löchern, so dass ich prompt einmal umknickte und dachte, na super. Dann ging es auf einen Weg, ziemlich eng aber erträglicher. Verlaufen war faktisch die ganze Zeit unmöglich, denn es waren ständig Läufer vor oder hinter einem. Da die Wege sehr eng waren, war das Überholen eigentlich immer schwierig. Bis zum ersten Halt bei angekündigt Kilometer 22, laut meiner Garmin bei Kilometer 22,6 war das ganze Läuferfeld ein einziges Pulk. Der Versorgungspunkt Buc befand sich wie gesagt direkt neben einem Friedhof. Es war ein einziges Gewusel. Trotzdem herrschte kein Chaos. Man hielt einfach seinen mitgebrachten Becher hin, bekam Coca eingeschenkt, futterte Kuchen und ich füllte noch meine neue 3 Liter Trinkblase, in die so etwa 2,5 Liter passten, ohne zu schwappen und die sich in meinem neuen Trinkrucksack oder Trailrucksack, nebst aller Pflichtgegenstände befand. Das war sozusagen der Jungfernlauf für die Ausrüstung. Langsam ging ich aus dem Versorgungspunkt raus und schluckte noch einen Rest Kuchen. Erst bei Kilometer 45 würde es wieder Wasser geben. Gleich nach dem Versorgungspunkt ging es steil hinauf. Anfangs war ich den französischen Läufern noch sehr dankbar, da sie auch die kleinste Erhebung hinauf gingen. Erst später wurde mir klar warum. Der Organisator liess uns jeden Hügel hinaufkraxeln um uns sofort danach wieder ins Tal zu jagen, von wo es sofort wieder auf den nächsten Hügel ging. Man konnte eigentlich selten mal 500 Meter geschweige 1km geradeaus laufen. Das hatte ich mir leichter vorgestellt. Ich brauchte hier genau die Muskelgruppen, die ich noch gar nicht trainiert hatte. Auch der Gedanke, dass der Veranstalter deutsche hassen müsste traf ja offensichtlich nicht zu, denn die meisten Läufer waren Franzosen. Es gab auch Engländer, Belgier, Italiener, Türken und Deutsche, aber das Gros war einheimisch. Das Wetter war warm. Jeder schwitzte, obgleich tatsächlich Läufer in langbeinig und langarmig dabei waren. Mir reichte mein kurzes Zeug völlig. Dann Kilometer 45 Meudon. Hier gab es tatsächlich nur Wasser zum befüllen der Trinkgefässe. Es ging steile Treppen rauf zu einem Schloss, steil wieder runter und wieder steil rauf. Mir hing meine Zunge und die Strecke so langsam zum Hals raus. Bei Kilometer 51 hatte ich meinen moralischen Tiefpunkt erreicht und war drauf und dran, den Rucksack zu öffnen, meine mitgeführten 40 Euro herauszuholen und das nächste öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Es ging gerade über mächtige Baumwurzeln, tiefe Löcher, steinige Pisten. Ich traf einen Blinden mit seinen Betreuern, die mussten dann gehen. Es war einfach zu gefährlich zu laufen, für den blinden Läufer. Hut ab vor der Courage. Ich war zwischen einem Wutanfall und einem Heulkrampf. Was tun?

Wie geht es weiter? Unter

http://stdiut.blog.de/2012/03/25/eco-trail-de-paris-80km-13305678/


Euer Steffen

© Steffen Fennig, 26.03.2012

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