Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Norbert Madry zum Harzquerung (22.05.2006) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)
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Norbert Madry , 22.05.2006

Harzquerung - uff, geschafft....

Endlich mal dazu aufgerafft – hatte ja reichlich Positives darüber gehört & gelesen. Vorneweg: die Familie Unverzagt (Name offenbar Programm) hat da eine wunderbare Veranstaltung mit echtem Kultstatus auf die Beine gestellt – unspektakulär, aber sehr läufergerecht organisiert. Nix für Leute, die im Applaus der Menge baden wollen, sondern eher im Schlamm waten…, aber trotz 100km-Meisterschaften in Rodenbach am gleichen Tag kamen ca. 300 Landschaftslauf-Enthusiasten bei nasskaltem Aprilwetter an den Start in Wernigerode.

Vorsichtshalber hatte ich mich vorab im DUV-Forum mal nach geeignetem Schuhwerk erkundigt. Und die Ultragemeinde ist ja sehr grosszügig mit Ratschlägen, teilweise kamen gegensätzliche Empfehlungen, teils liebevoll-neckische Bemerkungen. Nun gut, 3 Punkte hatten sich für mich herauskristallisiert:
1. auf jeden Fall Schuhe mit gutem Profil
2. auf jeden Fall Zeitvorstellung weise nach oben korrigieren
3. auf keinen Fall in der Turnhalle übernachten (zwar Kult aber auch Tumult bzw. Lärm).

Zu Punkt 3 kann ich nix sagen, da ich mich dort nur kurz startbereit gemacht habe (10 min. Fussweg von dort bis zum Startbereich). Zu 2 nur soviel: die Korrektur der Zielzeit und damit des Anfangstempos hat am Schluss eine 4:36 ergeben, aber vor allem dazu geführt, dass ich nach dem Rennen wenig müde war und das ganze Unterfangen ohne muskuläre Probleme beendet habe und ohne Muskelkater in den Tagen danach in guter Erinnerung behalten werde.

Zwei Abschnitte zu Punkt 1: ohne Profil unter den Schuhen hätte ich an diesem Vormittag deutlich verwachst gehabt. Die Laufoberfläche war unverschämterweise meist genau an den steilsten Stellen bergauf oder –ab unverschämt glatt. Ausnahme von dieser Regel: die Holzbrücken über die Bäche in den diversen Haupt- und Seitentälern (es heisst ja laut und deutlich Harz“querung“!). Diese Brücken waren, obwohl fast völlig flach, für uns Enthusiasten aalglatt und nur mit extremem Senioren-Tastschritt einigermassen sicher zu meistern. Bei schmaleren Bachläufen habe ich die direkte Sprungvariante bevorzugt: war schneller und sah wesentlich dynamischer aus - hoffe ich mal.

Einen Nachteil allerdings musste ich mit den profilierten Schuhen in Kauf nehmen: zeitweise hatte ich das Gefühl, eine Ich-AG gegründet zu haben „Nonplusultra: Erdbewegungen aller Art“. Schätze mal, dass ich mehrere Kilogramm Harzer Walderde kilometerweit von A nach B und von C nach D usw. verschleppt habe. Von rund 300 Teilnehmern dürften am 29.4. 2006 Tonnen bewegt worden sein. Ökologisch sehr interessant (neutral formuliert), andererseits scheint das echte Heilerde zu sein: wie gesagt, keine Spur von Muskelkater trotz etlicher Höhenmeter und für meinen Angsthasengeschmack auch supersteile Abwärtspassagen. Diese Heilerde hat sich nicht nur in den Profil-Hohlräumen, sondern auf allen Oberflächen, die ich an dem Tag dem Harzer Ökosystem angeboten habe, abgelagert. Nun sind meine Saucony XT oder wie sie heissen schön imprägniert und sehen richtig öko aus…

Eine superschöne leichte Abwärtspassage auf schmalem Pfad oberhalb eines rauschenden Wildbachs war der Wanderweg nach Netzkater – man hätte richtig schwelgen können, wenn nicht ab und an waghalsige Überholmanöver und der ab Bahnhof Netzkater dräuende Anstieg zum Poppenberg gewesen wären…

Die zwei Rampen zum Poppenberg waren dann ne echte Bergprüfung wie bei der Tour de France – bis dahin war ich immer im leichten Gruppenverband unterwegs, hier vereinzelte sich die Sache schon auf den ersten paar hundert Metern. An sich kein besonders schwieriger Anstieg, aber nach 35 km unregelmässigem Auf und Ab und durch die Rutschigkeit an den steilsten Stellen an diesem Tag von vielen als echte Gemeinheit der Streckenführung verflucht. Ich kam viel besser rauf (aktives Überholen) als runter (passives Ü., grrrr…). Aber im etwas flacheren letzten Bergabstück auf der Südflanke des Harzes kam sogar richtig Frühlingsstimmung auf. Laufhemd-Reissverschluss auf, Handschuhe aus, frisches Buchengrün optisch inhaliert, locker durch Neustadt und raus auf die letzten 8 Kilometer. Nach einigen kleineren Hügeln dann den Zielort Nordhausen über einen tückischen Feldrainweg angesteuert oder besser angeeiert, weil lehmig-rutschig und an einigen Stellen sehr uneben. Die letzten fünf Minuten dann ausnahmsweise auf breiten Wirtschaftswegen und ab auf die lange Zielgerade.

Nach dem Duschen dann die Siegerehrungen auch wieder ganz unspektakulär ganz nebenbei: nach Verfügbarkeit der Klassenbesten im Zeltplanen-überdachten Zielbereich. Bei uns M50ern ging exakt da ein imposanter Hagelschauer runter. Also hurtig zum Bus: Rücktransfer nach Wernigerode. Vor und während der Busfahrt wurden dann etliche Anekdoten und Legenden zur Harzquerung vom Stapel gelassen – hört sie Euch selbst mal an. Aber bereits ohne diese Zutaten ist die Harzquerung ein wirklich schönes Stück Ultra – da schliesse ich mich allen früheren Berichten und Empfehlungen uneingeschränkt an.


© Norbert Madry, 22.05.2006

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