Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Wolfgang Sacher zum Biel 2004 (07.08.2006) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)
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Wolfgang Sacher , 07.08.2006

Die Nacht der Nächte, Biel 2004

Die Nacht der Nächte, BIEL 2004

Biel, wie man es sich nicht wünscht
Oder sollte man doch zufrieden sein?
Wie auch immer, Biel war eine Reise wert.
Dieses mal wollte ich bei meiner 5. Teilnahme nicht nur das Finisher T-Shirt in den Händen halten, nein, auch die begehrte Sondermedaille 5. erfolgreiche Teilnahme sollte jetzt dazu gehören.
Mein Ziel war also Teilnehmen, Durchkommen und Empfangen.

Am Jahresanfang war zwischen Walter und mir die Frage ob BIEL ja oder nein eigentlich nicht zu klären. Wir wollten beide das letztjährige Ergebnis toppen.
Walter mit seiner 19. erfolgreichen Teilnahme und ich mit der Bestätigung meiner letzten gelaufenen Zeit.

Es wollte nur am Jahresanfang kein richtige Termingestaltung zwischen uns erfolgen.
Termine von beiden Seiten legten unsere anfänglichen Bemühungen irgendwie immer lahm.
So waren unsere Bemühungen auf Lorsbach beschränk, es ergab sich nichts Konkretes.
Irgendwie beschloss „Man“ sich dann doch allmählich mit einem Konzept zu befassen und das Vorhaben BIEL langsam anzugehen. Der eine oder andere Termin ( HM, M oder mehr ) wurde dann mit ins Konzept eingebunden, aber eine beidseitige kongruente Trainingsplanung kam nicht zu Stande. So war aber die getrennte Vorbereitung jetzt, kurz vor der Abfahrt hier in Obertshausen, für jeden abgeschlossen. Eine kleine Truppe des OLC hatte wieder das Bielfieber gepackt.

Donnerstag den 10.06.2004 ( Fronleichnam ) 8.30 Uhr Abfahrt Obertshausen in Richtung Schweiz, BIEL-BIENNE.
Die Fahrt wurde begleitet mit hoffenden Blicken gen Himmel, wie würde sich das Wetter weiter entwickeln. Eine Reisepause legten wir wie letztes Jahr kurz vor der Grenze ein, um badisches Essen zu genießen. In Schlingen hatten wir ein rustikales Gasthaus ausfindig gemacht und ließen uns mit einem kleinem Imbiss und badischem Getränk verwöhnen. Etwas erschreckt müssten wir bei der Rechnung feststellen, hier herrschen schon „Schweizer Preise“, oder war der € auch im badischen der Teuro. Die Weiterfahrt durch den Jura hatte aber uns schnell wieder in die Wettersituation eingebunden. Dunkle Wolken, kühl und eine Wetterfront ließen uns nichts Gutes ahnen. In Biel angekommen trafen wir die Schwester von Maria, Luzia mit Lebenspartner Philipp. Zusammen holten wir Maria, Moni, Luzia, Walter, Philipp und ich dann die Startunterlagen im Eisstadion (Start, Ziel) ab. Hier gab es wieder das obligatorische Pastaessen ( 5 Franken Selbstbeteiligung), aber keiner von uns war davon begeistert, wir konnten es übergehen. Zusammen machten wir noch eine Runde durch die Verkaufsstände, um auch bekannte Gesichter, Walter und Maria kennen hier die halbe Szene, zu begrüßen. Danach fuhren wir dann ins Hotel La Truite, wo wir herzlich empfangen wurden. Jetzt schlug die Stunde der Gourmets. Die bekannte Küche des Hausherrn sollte uns noch einmal so richtig verwöhnen. Aber wie uns schon den ganze Tag das Thema Wetter verfolgte, jetzt war es präsent ein Gewitter machte sich breit und unsere Hoffnung BIEL trocken durchzustehen schwand rapide. Das hervorragende Essen mit einem Glas Wein konnte trotzdem unsere Bedenken nicht besänftigen. Hoffen auf eine Wetterbesserung, hier im Jura war angesagt. Die baldige Bettruhe ist schon fast zwingend, damit am nächsten Tag noch ein Stadtbummel gemacht werden konnte, denn nachmittags wollten wir alle dann noch etwas ruhen, vor dem Start.
Freitag, den 11. Juni 2004. 9.00 Frühstück, danach Shopping in Biel mit einem Mittagessen als Abschluss. Rückfahrt ins Hotel, Mittagsruhe bis 18.00Uhr. Vorbereitungen für den Lauf. Klamottenfrage musste jeder für sich selbst festlegen, denn die Wetterlage ist nicht wesentlich besser geworden. Nicht ganz kurz aber ohne Regenjacke war mein Endschluss.
Als Vorgabe hatte ich mir 12 Stunden vorgestellt. Um die letzten Kilometer etwas angenehmer zu gestalten hatte ich mit Moni abgesprochen, dass sie mich beim Verpflegungspunkt nach Kilometer 80 begleiten sollte. Denn ihre Laufstabilität ist in meiner Vorbereitungsphase erheblich gestiegen und ein HM gehört jetzt zu ihrer Grundausstattung.
So sollte sie eine Stütze für mich sein wenn ich eben nach Kilometer 80 ohne Kraft und Willen nicht mehr vorwärtskommen sollte, auch ein gleichmäßiges Durchschnittstempo im 6,xx Schnitt wäre dann von Vorteil für mich gewesen. Als Merkmal falls ich für meine Verhältnisse überdurchschnittlich gut gewesen wäre, hatten wir ein Zeichen verabredet. So wollte ich meine Mütze ( Regenschutz ) am Verpflegungsstand aufhängen, wenn ich die angestrebte Uhrzeit schon passiert hätte. Morgens 6.15 – 6.30 Uhr war Stichzeit am Verpflegungspunkt. Die Zeit wie im Vorjahr, ca. um 7.15 Uhr konnte ich so als sicher ansehen.
Wir fuhren gegen 21.00 Uhr vom Hotel mit gemischten Gefühlen nach BIEL zum Start. Denn die Wetterlage war instabil, zur Zeit noch ohne Regen aber er sollte noch kommen.
Im und um das Eisstadion kam so langsam Hektik auf. Denn vor dem Lauf wird alles auf einmal nervös. Mitten im Gedränge saß unser Vereinskollege Hans-Jürgen Renschler im Zelt.
Das Hallo war groß, denn wir hatten nicht mehr mit seinem Erscheinen gerechnet. Aber Hans-Jürgen zeigte Charakter. Er war zwar nicht mit Laufschuhen ausgestattet aber er wollte sich und uns nicht enttäuschen. Er hatte in der Vorbereitungsphase, beim Freiburger Marathon, Walter zugesagt dass er teilnimmt. Er war hier und wollte mit Wanderschuhen die 100 Km bezwingen. Hochachtung Hans-Jürgen. So konnte der Start also kommen. Der OLC war nun mit Walter, Hans-Jürgen und mir beim 100 Km Lauf vertreten.
Der Start erfolgte Punkt 22.00 Uhr dann setzte sich eindrucksvoll das große Feld der Einzelstarter in Bewegung. 2400 Teilnehmer sind schon eine tolle Kulisse. Es ist in der Anfangsphase nicht leicht sein Tempo zu finden, da die ersten Kilometer durch die Bieler Innenstadt von vielen Zuschauern gesäumt sind, die uns Läufer mit starkem Beifall beeinflussen. Im Stadtbereich hatte wir uns schon getrennt, damit jeder sein Tempo einhalten konnte. Mein Tempo wollte ich schon in der von mir vorgenommenen Zeit einhalten, damit ich die gesteckten Ziele auch erreiche. Bei Kilometer 10 ist dann jedem Läufer klar jetzt ist Bielzeit, die ersten kräftigen Anstiege hat man dann erreicht. Das Tempo und die Euphorie werden deutlich eingeschränkt. Bei Kilometer 18 läuft man über die legendäre Holzbrücke nach Aarberg, wo die stimmungsvolle Atmosphäre auf dem Aarberger Marktplatz kaum zu überbieten ist. Neu war die Streckenführung hinein nach Lyss, das durch eine Fußgängerunterführung erreicht wurde. Lyss bestand seine Feuertaufe mit Bravour. Die Bevölkerung ließ es sich nicht entgehen, dem mitternächtlichen Spektakel beizuwohnen. Da jetzt Mitternacht vorbei war und die meisten Läufer sich warmgelaufen haben, ist die Dunkelheit und das kühle Wetter der ständige Begleiter für alle. In der Dunkelheit kann man einzelne Läufer kaum noch erkennen. Der Lichtkegel von Fahrradbekleidung oder Taschenlampen sind das Einzige was noch zu erkennen ist. Nebelschwaden und Bodennebel in der Dunkelheit lassen uns die Strecke nur erahnen. Bei mir lief es erstaunlich gut. Eine lästige Entzündung im linken Fuß machte sich wieder bemerkbar. Mir blieb nichts anders übrig als den Laufstiel umzustellen. Was ich eigentlich erst ab Kilometer 60 oder 70 vor hatte. Denn in diesem Bereich bin ich als Vorfußläufer restlos muskulär am Ende. Ein Umstellen auf den Abrollschritt ist dann für mich absolut unumgänglich. In der Vorbereitungsphase hatte ich schon Schuhe und Einlagen mehrfach verschiedener Sorten ausprobiert um diesem Thema eigentlich aus dem Weg zu gehen. Es sollte scheinbar nicht sein. Zum Glück kann „Man „ in der Dunkelheit das Hoch und Runter nicht sehen. Die Strecke ist dann einfach nur schwer. Die Kilometer werde jetzt langsam auch in den Beinen spürbar. Die neue Streckenführung lässt einen öfters als gewohnt überlegen ob „Man „ überhaupt noch auf der richtigen Strecke ist. Nach Kilometer 50 kann man den Kirchturm von Kirchberg sehen, das gibt einem dann die Sicherheit jetzt ist „Man „ richtig. Denn nach Kirchberg und eingangs des Emmedammes folgen die schweren Kilometer des Ho-Tschi-Minh-Pfades. Der von den Regengüssen der letzten Tage mit tiefhängenden Ästen noch eine neue Variante aufwies. Das „Markenzeichen“ ist mit Wurzeln und Steinen übersät auch ein Überholen ist hier fast nicht möglich. Die Läufer reihen sich wie auf einer Kette auf. Wenn „Man „ Glück hat erwischt man einen flotten Anschluss, den man jetzt nicht verlieren sollte. Die an der Spitze laufenden haben meistens eine Lampe mit dabei und es werden für die gefährlichen Stellen dann laute Hinweise gerufen. Stein- Stein- Stein- Stein, Ast- Ast- Ast- Ast. Es ist erfreulich wie hoch hier die Kameradschaft jedes Einzelnen ist. In der Dunkelheit wäre man ohne Licht hoffnungslos verloren. Fast am Ende des Ho-Tschi-Minh-Pfades, war für mich wie auch für die meisten Teilnehmer die „trockene Zeit“ vorbei. Es bedeutet für uns „Wasser marsch“. Der Himmel hatte seine Schleussen geöffnet. Dieses Spektakel wurde mit einer ganzen Schar von Blitzen und Wetterleuchten angekündigt. Nach dem Emmedamm führt die Strecke mit den bekannten Wegen über den Bahndamm in Hinterkofen hinauf nach Biebern, danach auf direktem Weg nach Arch, Gosliwill wurde ausgespart. Leider musste dadurch auch auf dem kurzen Weg die letzte große Anhöhe überwunden werden, steiler als zuvor. Der Ausgleich sollte sich im Schuss nach Arch erheblich gemäßigter zeigen. Eine Zeitkontrolle alle 10 Kilometer zeigte mir, Yaeeeeh ich war gut drauf. Kilometer 80 hatte ich um 6.00 Uhr Morgens erreicht. Für mich war dies fantastisch. Der Verpflegungspunkt, ab dem ich mit Moni zusammen laufen wollte, war gleich erreicht. Dort angekommen fing ich erst einmal genau zu rechnen an. Zu schnell, ich war zu schnell. Jetzt hoffte ich, dass Moni doch noch früher hierher kommen würde. Mein Blick ging immer wieder von der Uhr zu beiden Richtungen der Straße. Aber es kam kein Auto. In der Zwischenzeit hatte ich mir Kekse, Tee, Wasser, Brot und Bouillon einverleibt. Auch hatte ich mich am Straßenrand hingesetzt. Mein Warten machte mich unruhig. Viele andere Läufer sind an mir jetzt vorbeigelaufen. Etwas Sicherheit auf meinen erreichten Rang hatte ich, weil ich aus der Vergangenheit wusste, dass ich am Ende die Kilometer in einer stabilen Zeit laufen kann, und so den Einen oder Anderen wieder einholen werde. So beschloss ich 6.15 Uhr weiter zu laufen und das Erkennungszeichen die Mütze an der Verpflegungsstelle hinzuhängen. Beim Aufstehen muss ich wohl um 100 Jahre gealtert sein. Es ging nicht mehr. Weder ganz aufstellen noch wieder hinsetzen. In Minuten war ich zum „Krüppel“ geworden. Die umherstehenden Läufer mussten sich das Lachen verkneifen, manch einer drehte sich um, mir aber war es überhaupt nicht zum Lachen. Mit aller Macht stellte ich mich dann doch endlich auf und versuchte die ersten Schritte zu gehen. Nach ca. 100 Metern ging es schon etwas besser, und ich konnte in den schleifenden Laufschritt übergehen. Die nächste Verpflegungsstelle war ca. bei Kilometer 87 in Büren. 7.00 Uhr ich konnte es kaum fassen. Die Beine und Füße schmerzten, und sie ließen sich überhaupt nicht mehr richtig bewegen. Beide Hände voll mit Bechern von Bouillon und Iso- Getränken ging ich Richtung Ziel. Irgendwie musste ich es doch noch schaffen. Für mein Vorhaben Durchkommen und noch eine PB vielleicht zu erreichen, hatte ich noch 2 ½ Stunden für ca. 13 Kilometer Zeit. Nach ca. 200 Metern des Verpflegungsstandes wurde der Fluss Aare überquert. Mitten auf der Brücke traute ich meinen Augen nicht. Moni kam lächeln mir im lockeren Joggingschritt entgegen. War jetzt die Rettung da? Nach kurzen Erklärungen im Gehschritt Richtung Biel, war meine Situation zwar nicht besser, aber Moni munterte mich auf. Die immer wieder versuchten Laufansätze endeten nach ein paar Metern. Die Beine waren fest. Es war zum ......... . Noch am Altarm der Aare kam km 90. Danach führte der Weg unweit von Pieterlen hinauf in den Wald. Parallel entlang der Bahntrasse auf dem Waldweg, der durch den nächtlichen Regenguss mit „Matsch satt“ auch nicht leichter wurde, sind unsere Laufversuche allmählich belohnt worden. Nach Kilometer 95 waren meine Beine wieder bereit Laufbewegungen zuzulassen. Aber die Zeit hatte sich merklich meinem Ziel genähert. Die letzten 3 Kilometer konnte ich dann wieder im 6,xx Schritt mit Moni zusammen bis in das ersehnte ZIEL durchhalten. Um 9.47 Uhr das Ziel erreicht.
11:47.03 Std. meine Endzeit, Gesamtrang 557, M 50 Rang 77.
Durchgekommen und PB, was wollte ich mehr!

Wolfgang Sacher

© Wolfgang Sacher, 07.08.2006

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


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