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Stop, leider geschlassen!

 

Michael Dickel zum Röntgen-Supermarathon (30.10.2007) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)

Zufälliges Zitat

"Ein 10.000-Meter Lauf ist ein Wettkampf, ein Marathon ist eine Erfahrung, ein Ultra ist ein Abenteuer."

Bryan Hacker

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Michael Dickel , 30.10.2007

Der gläserne Läufer beim Röntgen-Lauf

Der gläserne Läufer beim Röntgen-Lauf

Unterschiedlicher können Läufe gar nicht sein. 4 Wochen nach dem Berlin-Marathon mitten durch die Hauptstadt mit 40.000 Teilnehmern und 1 Million Zuschauern habe ich in meiner Heimatstadt Remscheid am Röntgen-Lauf und zwar am Ultra-Marathon über 63,3 km teilgenommen. Um es vorweg zu sagen: Ich wurde Letzter in einer Zeit von 9 Stunden, 8 Minuten – trotzdem bin ich stolz diesen Lauf beendet zu haben.

Schon zum 7. Mal fand dieses Jahr der Röntgenlauf 2007 statt. Wilhelm Conrad Röntgen als Erfinder der Röntgenstrahlen und Namensgeber dieses Laufes wurde im Ortsteil Remscheid-Lennep geboren. Sein Geburtshaus und das zur Zeit in einer Umbauphase befindliche Deutsche Röntgenmuseum sind dann auch nach dem Start die erste Sehenswürdigkeit einer kleinen Schleife durch die Lenneper Altstadt. Nach diesem kleinen Stück, wo auch die langsamen Läufer mal die Schnellen sehen können, beginnt der eigentliche Lauf auf dem Röntgenweg.

Wie auch in den vergangenen Jahren werden die Langstreckenläufe Halb-, Marathon- und Ultramarathon gemeinsam morgens auf die Strecke geschickt, die zu 95 % dem Röntgenwanderweg, oder auch „Rundweg um Remscheid“ entspricht. Insgesamt ist die Strecke 63,3 Kilometer lang, so dass der HM nach 21,1 und der Marathon nach 42,2 Kilometern auf der Strecke endet und die Läufer mit Shuttle-Bussen zum Ausgangsort zurück gefahren werden.

Das besondere an diesem Lauf sind die abwechslungsreiche Landschaft des bergischen (aber auch bergigen) Landes und die Möglichkeit, am Lauftag zu entscheiden, welche Strecke man dann laufen möchte. Man kann also – rein theoretisch – für den HM melden und Ultra laufen. Da jeder Mensch verschieden ist, habe ich mich entschlossen, gleich für den Ultra zu melden. Ich brauche die innere Einstellung und auch den Druck. Ich glaube nicht, dass ich, nur für den Marathon gemeldet, in der Lage wäre im Marathonziel zu sagen: Ach lauf ich doch noch einfach weiter.

Obwohl ich also „Heimspiel“ hatte, war mir die Laufstrecke nur zu 75 % bekannt – ein Fehler, der sich bitter rächen sollte. Diese 75 % habe ich in Etappen als Trainingsläufe einstudiert und kannte die schwierigen Passagen dort genau. So genau, dass ich in den letzten Wochen sogar davon geträumt habe. Die restlichen 25 % habe ich mir auf Google Earth angeschaut – so war mir klar, wo die Wege sich befinden. Eine Woche vorher habe ich mit meiner Frau Parkmöglichkeiten erkundet, wo sich der Heimvorteil in Form von Eigenverpflegung (bergische Waffeln, Äpfel, Hühnerbrühe und Kaffee) auszahlen sollte. Der erste Punkt sollte bei Kilometer 25 sein. Als Ausweichmöglichkeit, wenn am Veranstaltungstag das Parken nicht möglich sein sollte, hatten wir einen Punkt bei ca. 28 Kilometer ausgemacht. Beide waren leider viel zu spät, ab Kilometer 18 hatte ich auf dem mir unbekannten Teilstück schon erste Mangelerscheinungen.

Ich hatte ganz einfach unterschätzt, wie anstrengend ständiges Bergauf- und ablaufen sein kann, auch wenn man sich bei starken Steigungen schon aufs Gehen geeinigt hat. Und starke Steigungen gibt es genug in und um Remscheid. Unterwegs habe ich sogar einem Mitläufer aus Duisburg gesagt, ach wenn wir den Berg erreicht hätten, ginge es nur noch bergab bis zum Halbmarathon-Ziel. Kaum waren wir auf der anderen Seite wieder runter, sahen wir beide vor uns eine Schnur von Läufern oder waren es Bergsteiger ?- die sich auf einem Rinnsaal als Feldweg steil nach oben hangelten. Zwar war es nur eine Strecke von ca. 200 Metern, aber eben richtig was für die Oberschenkel.
Danach ging es dann auch wirklich bis ins HM Ziel bergab und ich war mit meiner Zwischenzeit auch zufrieden. Doch die folgenden 7 Kilometer habe ich eben leider nicht geträumt, sonder sie wurden an diesem Sonntag bittere Realität. Es ging im Morsbachtal eben nicht nur entlang des Morsbach, sondern immer schön von eine Bergseite zur anderen. Mein Hunger wurde immer größer und die Muskulatur immer härter – mein Handy klingelte und meine Frau fragte entschuldigend nach meinem Befinden, da die vereinbarte Zeit schon verstrichen war.

Endlich an „meinem“ Verpflegungspunkt angekommen, habe ich mir gleich eine Tasse Brühe, 2 bergische Waffeln und einen Apfel reingestopft, dazu noch einen Becher Kaffee. Und dann habe ich versucht, mit vollem Magen die nächste Steigung zu nehmen. Ab hier kannte ich die Strecke, jetzt wusste ich jeweils, was mich erwartet. Bei der Marathondistanz wollte ich 5 Stunden, 30 Minuten benötigt haben, aufgrund der doch zahlreichen Geheinlagen war ich eine Viertelstunde drüber.

Damit lag ich noch genau im Zeitlimit des Veranstalters, einige nach mir wurden dann auch aufgehalten, da aufgrund der Zeitumstellung auf Winterzeit am gleichen Tag, die Dunkelheit doch spätestens um 17.30 Uhr einbricht. Gerade im Wald über Stock und Stein ein unkalkulierbares Risiko. Die Strecke bis zum Marathonziel verläuft unter Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke, die sich schon seit über 100 Jahren über das Tal der Wupper spannt. Die Wege sind hervorragend und gerade im Herbst auch für eine Wanderung zu empfehlen. Fast am Solinger Ortsteil Unterburg geht die Strecke dann weiter Richtung Eschbachtal – ein Streckenabschnitt mit Industriegeschichte, denn hier waren, wie auch schon im Morsbachtal, die ersten Hammerwerke angesiedelt, die die schweren Hämmer durch kräftige Wasserräder bewegten. Nach 42 Kilometern läuft man dann ins Freibad Eschbachtal ein und kann sich wie gesagt entscheiden, ob man genug hat oder noch weitere 21 Kilometer Landschaft genießen möchte.

Das Wetter hatte sich mittlerweile weiter verbessert, das Grau am Himmel war aufgelockert und so kamen die Ultraläufer, die sich nicht so beeilt hatten, noch in den Genuss einiger Sonnenstrahlen, das Ganze bei moderaten 12`Grad. Also für Läufer prima, für Zuschauer eher ungeeignet. Und so ist es, bis auf wenige Spaziergänger ein eher einsamer Lauf, längst hatte ich nach dem Marathonpunkt jeglichen Anschluss an andere Läufer verloren. Nach einer weiteren kurzen Rast mit Verpflegung kam ich nun zum längsten Anstieg der gesamten Strecke. Schon oft im Training habe ich nur an diesem Berg gezweifelt, ob das wirklich so eine gute Idee ist, in Remscheid einen Ultramarathon zu probieren. Von der Remscheider Talsperre geht es zum Ortsteil Bergisch-Born und mitten am Aufstieg bekam ich Gesellschaft von einem Fahrradbegleiter, der sich nach meinem Befinden erkundigte.

Von nun an war ich nicht mehr allein, wobei sich später noch 2 weitere Radler anschlossen. Ich nannte sie meine Bodyguards, aber eigentlich waren diese doch eher der Besenwagen. Diskret versuchten die 3 mich aufzumuntern. Wahrscheinlich konnten sie gar nicht glauben, dass ich zu diesem Zeitpunkt den Lauf unheimlich genossen habe. Denn nach dem Durchlaufen etlicher Wälder, hat man nun oft einen wunderschönen Ausblick auf die bergischen Hügel. Einen Zeitdruck verspürte ich nicht – sorry lieber Veranstalter – und ich wäre auch dank meiner Ortskenntnis alleine und im Dunkeln ins Ziel gekommen. Aber das ist ja nun mal eben nicht bei jedem Teilnehmer so und daher ist dieser Service absolut lobenswert.

Auch 63 Kilometer haben irgendwann ein Ende und so blieb ein Schlussanstieg nach dem Lauf entlang der Wuppersperre rauf zum Start- und Zielortsteil Hackenberg, wo dann auch mein 1. Ultra zu Ende ging. Meine liebe Frau und eine schicke Medaille warteten auf mich und irgendwie sehe ich mich auch verpflichtet, das Zielfoto zu bestellen, nachdem der Fotograf extra so lange gewartet hat. Zu diesem Lauf kann man auch ohne Lokalpatriotismus nur ein großes Lob aussprechen. Verpflegung, Absperrung, Stimmung, Strecke, alles 1a an der A1.

Ein absolutes Muss für jeden Langläufer. Der ebenfalls Remscheider Sascha Velten gewann den Ultra-Marathon in unglaublichen 4 Std. 26 Minuten und damit neuem Streckenrekord. Er ist damit Deutscher Meister im Ultra-Landschaftslauf und verdient unsere Hochachtung. Aber das schönere Wetter hatte eindeutig ich als Letzter.

Vielleicht treffe ich ja den ein oder anderen Leser hier zum Röntgenlauf, den ich habe nach 2 Tagen beschlossen, dass ich diesen Lauf gerne noch mal wieder laufen möchte. Darauf freut sich Michael Dickel aus Remscheid.

P.S. Den letzten Absatz soll ich aus mir unbekannten Gründen streichen.- meint meine Frau.


© Michael Dickel, 30.10.2007

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


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