Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Michael Eßer zum KiLL 50 (28.01.2009) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)
Alle zeigen - Bericht von Michael Eßer zum KiLL 50:
Michael Eßer , 28.01.2009

KiLL50 -> kein idyllischer Landschaftslauf über 50 Meilen + 2200 Höhenmeter vom 08.11.08

Tatort meines letzten Ultralaufes in 2008 waren die Wälder und Berge um Hildesheim.
Berge?!? Ich habe auch lange überlegt, wo es denn dort oben im Norden Berge geben sollte!? *lach* Für Norddeutsche Verhältnisse sind es sicherlich Berge und die geforderten 2200 Höhenmeter auf den 50 Meilen würden sich nicht nur über „Hügel“ bewerkstelligen lassen, aber 14 Tage nach dem Abenteuer des BERG-Trails in Italien, definiere ich Berge und Hügel schon unterschiedlich.
Überrascht war ich dann schon, als ich mir unter google maps die Karte mal als Gelände angezeigt hatte und die Erhebungen schon zu erkennen waren.
Mich konnte aber nichts mehr schocken, Italien sei Dank!!

So machte ich mich dann am Samstag zur Mittagszeit in Richtung Hildesheim auf, um dann erst einmal im Kölner Autobahnring eine geschlagene Stunde im Stau zu stehen.
Außerhalb Köln´s lief es dafür umso besser, sodass ich ca. 30 Minuten vor dem „Briefing“ in Hildesheim angekommen bin.
Rucksack und Sporttasche ausgeladen und ab in die kleine Turnhalle der Organisatoren,
wo fast alle Teilnehmer schon da waren und einige Feldbetten bereit standen.
Von Trubel oder aufgeregter Stimmung keine Spur. Jede/r wusste, was auf sie/ihn zukam, schließlich hatte Michael Neumann (Veranstalter) bei der Einladung darauf geachtet, das eine gewisse Ultralauf-Erfahrung nachgewiesen werden konnte.

Ich machte mich sofort zum Meldetisch auf, meine „Pflichtausrüstung“ wurde sofort kontrolliert und die Finisher-Medaille wurde ausgehändigt!!!! Jetzt schon?!?
Diese sollte mit geführt werden, denn es war eine sogenannte Erkennungsmarke wie man sie von der Bundeswehr kennt. Auf der Vorderseite waren die Initialen eines/r jeden Läufers/Läuferin eingehämmert und auf der Rückseite würde beim Finish die absolvierte Zeit eingehämmert werden, bzw. bei DNF die Medaille in der Mitte gebrochen werden.
Es gab also keine dieser typischen Medaillen, eben halt so wie dieser Lauf auch nicht typisch war, bzw. die Informationen des Veranstalters auch etwas „crazy“ waren. Aber gerade das machte es eben aus, es passte irgendwie und war klasse!!!!!
Rundherum anders und genial. Ich war schon vor dem Lauf etwas Stolz, bei dem kleinen verrückten Haufen dabei sein zu dürfen/können.

Als es dann aber zur Vorstellung der Strecke kam und die einzelnen gefährlicheren Teilstrecken aufgezeigt, bzw. angedeutet wurden, kam schon das eine oder andere Gelächter zusammen. Es war von abschüssigen Strecken die Rede, bei denen man wegen des herabgefallenen Laubes nur erahnen kann, wie die Bodenbeschaffenheit ist,
das wir durch ein Wildschweingebiet laufen müssten, welches in den letzten beiden Tagen durch eine Jagd etwas aufgemischt wurde. Das größte Raunen ging jedoch durch die kleine Halle, als er die Markierungspunkte beschrieb, bzw. einen dieser Punkte hoch hob.
Wir sahen ihn nicht!!! - > Jetzt kam das Gelächter!!!! Dafür war es zu hell in dem Raum!!
Jemand machte das Licht aus und strahlte diesen Punkt mit einer Taschenlampe an, aber durch den Beamer war es immer noch etwas zu hell.
Dieser Markierungspunkt hatte eine sagenhafte Größe von 1 cm x 1 cm!!!!!!!
Er versicherte aber, dass es zuweilen auch 2 Markierungspunkte geben würde, bzw. auch Abbiegungen gekennzeichnet wären. *lach*
Meine Zuversicht, das Ziel bei Dunkelheit zu erreichen, schwand zunehmend.

Auszug aus der Ausschreibung:
Stirnlampe mit LED ist unbedingt Pflicht weil du sonst die Streckenmarkierung nicht siehst.
Es wird zweifach austrassiert.
Kleine Leuchtpunkte zeigen Dir den Weg. Und an wichtigen Streckenpunkten/Abzweigungen leuchten dir Markierungen entgegen die du am Tage nie sehen wirst

Er versicherte uns aber, dass wir diese draußen in der Dunkelheit sehen würden. Apropos Punkte sehen, bei einer Probefahrt 2 Tage vor dem Lauf mit dem Fahrrad auf dieser Strecke ist ihm aufgefallen, das irgendein „Depp“ auf einer Länge von 1-2 km die Punkte von den Bäumen/Sträuchern entfernt hatte. Diese hätte er neu verklebt, bzw. befestigt. Sollte der „Depp“ diese erneut entfernt haben, so täte es ihm leid, aber dafür hätte ja jeder Kompass und Karte dabei. Schließlich hätte in der Ausschreibung ja gestanden:

Sachlage ist, daß Du nach topografischer Karte laufen wirst und die Streckenmarkierung nur eine unvollständige Unterstützung darstellt. Mach´ Dir das im Vorfeld bewusst sonst bist Du hier überrascht. Es bedeutet, Deine Fähigkeiten nach topografischer Landkarte zu laufen müssen gut sein.

Nach weiteren kleineren Details, das unser einziger Verpflegungspunkt bei km 35 in Sibbesse und nach der zweiten Schleife und dann insgesamt 56,4km noch einmal in Sibbesse sein würde, waren alle zufrieden.
Zumindest bis zu dem Hinweis, das jeder noch einmal nach seiner Trillerpfeife schauen sollte, da das Handy auf einigen Teilstrecken wegen vorhandener Funklöcher nicht funktionieren würde. Falls es also einen Notfall geben sollte, wäre diese besonders wichtig. (Glücklicherweise ist aber nichts passiert, auch die einzige „Nicht-Finisherin“ ist nur deswegen nicht (gesamt) gewertet worden, weil sie sich auf dem ersten Teilabschnitt so heftig verlaufen hat, dass sie es nicht mehr zeitig vor Zielschluss geschafft hätte.)

So machten wir uns dann auf nach draußen. 33 Läufer/innen, ausgestattet mit Rucksack, Essen, Trinken, Handy, Pfeife, Kompass, Karte, Jacke/Regenjacke, Sicherheitsweste und den Stirnlampen mit Ersatzbatterien.
Punkt 18 Uhr erfolgte der Start in den dunklen Abend und die folgende Nacht hinein. Die ersten 1-2 km führten aus dem Ort heraus und dann wurde es fast richtig duster, aber nur fast, denn der Mond strahlte zu ¾ vom Himmel herunter in einem wolkenlosen Abend.
Die kleine Läufergruppe blieb zusammen, es wurde gequatscht, sich schon einmal Glück und viel Spaß beim Lauf gewünscht für die Strecke. 3 Dänen waren mit dabei, sie konnten relativ gut Deutsch verstehen und sprechen, zumindest kamen bei der Vorbesprechung keine Fragen auf. Als wir aus dem Ort raus waren, bildeten sich erste kleine Gruppen von mal 3 oder 4 Läufer/innen und der Spitzengruppe, die sich schon sichtbar entfernte.
Noch waren wir alle leicht zu erkennen, da die Lichtkegel weithin zu sehen waren. Je mehr es aber in den Wald ging und der Weg zur Trailstrecke wurde, ließen auch diese Orientierungspunkte nach. Ich lief zuerst mit einem der Dänen zusammen, wir waren schätzungsweise eine halbe Stunde unterwegs, bevor es zum ersten Mal bergauf ging und ein „älterer Herr mit seinem Husky“ als Begleiter an uns vorbeilief. Ich nahm die erste Steigung gehend, denn ich wusste im Gegensatz zu ihm nicht, was mich noch erwartet.
Wie sich später herausstellte, kannte er die Strecke, obwohl der KiLL50 Premiere hatte!!!!

Ich verabschiedete mich von Peter Bower (Dänemark) und lief auf zwei weitere Läufer auf, die Stephan Hloucal (58-jährig) auch bereits passiert hatte. Irgendwie erinnerte er mich mit seinem „Rauschebart“ an einen Eremit, bzw. an einen indischen Guru.
Neuhof und die erste Steigung hatten wir hinter uns gelassen, es ging hinauf zum Lerchenberg (234HM), fernab jeder Häuserzeile und jeder Straßenlaterne, nun waren die Stirnlampen gefordert und vor mir lief ein Lichtkegel im wahrsten Sinne des Wortes. Ich musste an einen Autoscheinwerfer denken, mindestens 30 Meter vor ihm war alles zu erkennen, sofern er seinen Kopf so aufrichtete, das er in die Ferne schauen konnte. Ich war neidisch und zugleich ertappte ich mich dabei, das ich mit meinen beiden Caplights wenig Sicht produzierte und nach einer weiteren LED (25-fach) gedanklich in meinem Rucksack suchte.
Ich zog ihn aus und holte die kleine Lampe heraus um sie bei Bedarf in der Hand tragend anzumachen. Ich brauchte sie nahezu den ganzen Weg. Somit weiß ich nun, was ich als nächstes für einen Nachtlauf dringend benötige, spätestens für Mont Blanc.

Der Lerchenberg hatte zwar nur 234 HM, bzw. 222 HM, aber das war ja nur der Anfang.
Ich kam näher an Stephan heran und nach einem kurzen „Austritt“ von ihm und seiner Hündin, lief ich an ihm vorbei. Kurze Zeit später war er aber wieder bei mir und nun entwickelte sich ein harmonisches Laufen. Ich war überrascht wie diszipliniert die 3-jährige Husky-Hündin lief!!!
So ging es wieder auf 189 HM bergab, bevor es auf den Sonnenberg (280 HM) wieder hinauf ging. So wechselte sich das Profil ab, vorbei am Brandberg (221HM) und Stükenberg (252HM), hinauf zum Kneppelberg (237HM), weiter hinauf zum Wohlberg (275HM) und schließlich zum Eichenberg (263HM), wo die erste markante Abzweigung war. Wer diese verpasste, verlor viel, viel Zeit.
Stephan und ich liefen noch immer zusammen, seine Hündin bog an dieser Abzweigung ab, während wir über diverse Ultras redeten und die Markierungspunkte übersahen. Stephan wollte gerade seine Hündin mit der Leine zu sich ziehen, als er bemerkte, dass wir fast falsch gelaufen wären!!! Sofort kamen lobende Worte an die Hündin und mir fiel ein, wie er erzählte, das er mit ihr bereits beim Stunt100 (Meilen) gelaufen wäre und Teilstrecken identisch waren. Da laufen wir ihm dunkeln, nahezu 20km und plötzlich biegt die Hündin einfach ab, weil sie den Weg kennt. Irre!!!

Es war mir eine Ehre mit Stephan laufen zu dürfen, hatte er doch mittlerweile mehr als 40 Ultraläufe hinter sich, wovon auch einige 100 Meilenläufe dabei waren. Respekt!!!
Für mich sind momentan 100 Meilen als Traillauf noch so weit weg, das ich mir diese Distanz gar nicht vorstellen kann. Im Dezember (Anmeldung für Ultra Trail du Mont Blanc) sollte ich mich so langsam damit anfreunden, wenn ich die Umrundung des Mont Blanc Massivs wirklich in Angriff nehmen sollte.

Danach kamen der Hainholzberg (210HM) und der Eggeberg (200HM), bevor es hinunter über Möllensen nach Sibbesse zum einzigen (ersten) Verpflegungspunkt bei ca. km 35 ging.

Hier war ein kleines Zelt aufgebaut, mit allem was das hungrige und durstige Läuferherz so alles gebrauchen könnte. Wasser, Molkedrink, Kaffee, Tee, Bier, Malzbier, Salzstangen, Gummibärchen, Kuchen, Riegel, Nüsse.
Zudem bot sich hier die Möglichkeit, die per Transport hierhin gebrachten Ersatzklamotten anzuziehen, sofern man welche benötigte.
Ich hatte keine nötig, da ich bereits in Italien gut ohne ausgekommen bin. Ich lief mit einem langärmeligen Funktionsunterhemd und einem Laufshirt, hatte Ärmlinge an und darüber die Warnweste. Bis dahin reichte es als Kälteschutz.
Nachdem wir uns versorgt hatten und die Hündin ebenfalls frisches Wasser trank, nachdem sie mehrmals unterwegs aus Pfützen trank, machten wir uns wieder gemeinsam auf den Weg. Zudem Zeitpunkt kamen weitere 4 Läufer ins Zelt um sich zu verpflegen.
Es waren die ersten Läufer, die wir ab ca. km 5 gesehen haben, denn wir liefen auf niemanden auf und niemand kam an uns näher heran. Noch wunderte mich das nicht allzu sehr.
Es stand nunmehr der 2. Teilabschnitt an, über die 7 Berge, wie sie hier in Hildesheim genannt werden. Ich kenne zwar nicht die Hauptdarsteller dieses knappen 21km langen Abschnitts, aber es war der heftigste Teil der Gesamtstrecke. Es ging über Nußberg (294HM), Hohe Tafel (370HM), Nesselberg (358HM), Saalberg (230HM), Ostenberg (200HM), vorbei an Lauensberg (ca. 200HM), in Richtung Bremberg (353HM), Hettberg (300HM) und Wolfdehnsberg (300HM). Es sind 2 Berge mehr, aber ich weiß nicht welche offiziell zu den 7 Bergen gehören.
Eigentlich passiert während eines „einsamen“ Laufes nicht so viel erzählenswertes in der Nacht, wäre da nicht Stephan mit seiner Hündin gewesen. Denn sie lief fast immer an der Leine voraus und ist während dieser knappen 11 Stunden immer mit aufgerichteten Ohren gelaufen. Zweimal gab es auch einen Grund genauer hinzusehen, bzw. zu hören, denn einmal lief ein Hase im Zickzack-Kurs vor uns durch den Wald und ein anderes Mal sah Stephan vor seiner „Ronja“ einige Rehe ca. 50 Meter vor uns auf dem Weg stehen.
Nicht vorzustellen, was passiert wäre, wenn der Husky nicht angeleint gewesen wäre.
Sie zog und zog und wollte hinterher, aber Stephan blieb ruhig, sie schnüffelte während des Laufens und als wir an der Stelle vorbeiliefen, wo die Rehe standen, wollte sie kurz in den Wald hinterherlaufen. *gg* Aber mit einem ruhigen Ton bekam sie gesagt, das wir weiter laufen und die Sache war geklärt. Ich war überrascht, so ein junges Tier (3 J.) und so klasse erzogen. Klasse!!!!
Nach diesem anstrengenden Teilabschnitt, den wir teils bergauf gegangen sind und bergab teils vorsichtig laufen mussten, kamen wir zum zweiten Mal zur Verpflegungsstation zum Auftanken der Reserven. Dieses Mal gönnte ich mir ein Erdinger Alkoholfrei, wusste ich doch, wie isotonisch wirksam dieses Getränk nach den Läufen war. *grins*
Mittlerweile waren wir knappe 8 Stunden unterwegs und kein einziger Läufer war uns begegnet. Wenn ich mir vorstelle, dass ich alleine 4 Stunden im Wald zur nächtlicher Zeit hätte laufen müssen, wäre ich ins Grübeln gekommen, ob ich mit Musik laufe oder lieber jedem Geräusch im Wald meine höchste Aufmerksamkeit widmen sollte.
Das einzige, was wir auf dem 2. Teilabschnitt gesehen hatten, war mitten im tiefen Wald, ein Coca-Cola Transporter. (Im Ziel gab es später Anekdoten dazu, dass der Firmenwagen jedes Mal für ein Schäferstündchen dort stand, wenn der Weg zur Nachtzeit „Probe“ gelaufen oder abgefahren wurde.)

Jetzt wurde mir etwas kalt, sodass ich meine Jacke aus dem Rucksack holte und sie über die Warnweste streifte.
Nun stand der letzte Teilabschnitt mit knappen 24 km an. Es war kühl, immer noch dunkel,
denn wir hatten gerade mal kurz vor 2:00 Uhr und es war leicht windig. Dieser Wind sollte uns noch auf den anstehenden Bergen etwas beschäftigen. Ich hatte sicherheitshalber meine Batterien gewechselt, da so langsam der Lichtkegel immer schwächer wurde.
Wir wollten auch den letzten Teilabschnitt zusammen laufen, als ich immer noch überrascht war, das uns niemand eingeholt hatte. Da kam plötzlich eine Läuferin ins Zelt!!
Ich dachte, das könnte ja eng werden, wenn sie nur eine kurze Pause machen würde. Aber dann kam die kurze Geschichte zum Tragen, die wir so gerade noch mitbekommen hatten.
Sie hatte sich auf dem ersten Teilstück so heftig verlaufen, das sie einige Stunden verloren hatte. Während wir uns auf den Weg zum letzten (3) Teilabschnitt machen wollten, hatte sie den 2. Teilabschnitt vor sich. Bitter!! Sie hätte bis zum Zielschluss noch 7 Stunden Zeit, bei noch auszustehenden ca. 46 km!!!! (Sie war 8 Std. für die ersten 34km unterwegs.) Aber sie wollte nicht aufgeben und dennoch wieder auf die Strecke gehen. Wir wünschten ihr viel Glück, wussten wir doch, das es im Morgengrauen immer schwieriger werden würde, die 1 cm x 1 cm kleinen Markierungspunkte zu sehen.

Wir machten uns vom Sportplatz aus und liefen von Sibbesse hinaus in den Wald, wo die nächsten Berge anstanden, zwischen Steinberg (230HM) und Speerberg (230HM), vorbei am Rottberg (259HM)und Griesberg (300HM) in Richtung Hamberg (218HM). Ab hier liefen wir auf den Anhöhen der Berge hoch und runter und nun merkten wir den heftigen Wind. Ich war froh, das ich mittlerweile die Jacke anhatte und konnte mal die Kappe festhaltend und das Buff-Tuch als Kälteschutz über den Kopf gezogen, dem Wind etwas abgewinnen, denn höher konnte es hier an den jeweiligen Spitzen nicht gehen. Irgendwie erinnerte mich dieses (Kamm-)Laufen an Italien, nur das dort weder Bäume noch Sträucher waren.
So ging es ab dem wichtigen Wendepunkt im Salzdetfurther Wald über den Hammberg (300HM), (kein Schreibfehler, denn es gibt den Hamberg und den Hammberg), den Steinberg (323HM), (den gibt es zweimal), den Tosmarberg (300HM) über den Stuckenberg (200HM) zurück in Richtung Zivilisation.

Es schien mir so, als ob es Stephan eilig hatte, denn er zog das Tempo an. Ich ließ ihn ziehen, besser gesagt, ich musste ihn ziehen lassen. *gg* Mehr war bei mir nicht drin.
Es war mir aber auch total egal, das ich jetzt noch einige Minuten auf ihn verlieren würde,
denn ich hatte innerhalb von 3 Wochen den Rothaarsteig-Marathon, den Ultra-Berg-Trail in Italien und nun den Ultra-Trail in Hildesheim erfolgreich als Finisher beendet.
Ich war über mich selbst überrascht und musste an meine Anfänge als Läufer denken,
wie lange ich mich nach meinen ersten Marathon mit körperlichen Problemen gequält hatte und nun laufe ich hier innerhalb kürzester Zeit schon wieder. Jetzt kann ich verstehen, dass einige meinen, dass bestimmte Läufer verrückt, oder verrückter sind.

Am Ort Söhre vorbei, noch einmal den Mühlenberg hinauf, um dann entlang an Barienrode nach Ochtersum ins Ziel zu kommen. Manches mal sah ich Stephan mit seinem roten Rücklicht auf seinem Laufrucksack und dann wiederum nicht, der Abstand war mittlerweile recht groß. Nun hieß es nur noch durch den Ort Ochtersum zu laufen und den Weg ins Ziel zu finden. Aber das war kein Problem, denn der letzte Kilometer war zugleich auch der erste Kilometer. So ging es zügig durch den Ort in Richtung „An den Sportplätzen“ zum Ziel, am Parkplatz vorbei in Richtung Turnhalle.
Vor dem Eingang standen mindestens ein Dutzend total verschlammter Laufschuhe, ich zog meine ebenfalls aus und stellte sie daneben, machte die Tür auf und ging freudestrahlend in die Turnhalle. Ich hatte es geschafft, ich hatte mir innerhalb 14 Tagen die nötigen 4 Punkte für Ultra Trail du Mont Blanc geholt. Irre!!!!
Applaus kam auf, wie übrigens jede/r von den Finishern mit Beifall bedacht wurde.
Ich ging auf den Organisator Michael Neumann an seinem Schreibtisch zu und er notierte über meine Startnummer die Endzeit. Das erste, was er haben wollte, war die Erkennungsmarke, um die Zielzeit einzuhämmern. Diese „Medaille“ bekam er natürlich sofort und keine 2 Minuten später rief er mich, um mir dann offiziell mit eingehämmerter Zeit auf der Marke „Herzlichen Glückwunsch“ auszusprechen.
Stephan war mit 11:21 Std. ins Ziel gekommen, er hatte mir auf den letzten Kilometern doch noch knappe 16 Minuten abgenommen.
Meine Endzeit betrug 11:37:25 Std. mit Platz 18 bei 33 gestarteten Läufern und einer DNF-Läuferin die statt mit der Gesamtdistanz, mit 56,4km gewertet wurde.
Sie (die sich verlaufen hatte) ist den 2. Teilabschnitt noch gelaufen, musste dann aber einsehen, dass sie es nicht mehr in der Zeit schaffen würde. Sie ließ sich dann abholen.

Ich sprang unter die Dusche und wollte danach eines der Feldbetten für wenigstens 2 – 3 Stunden ausprobieren. Durch das zwischenzeitliche Hämmern wurde aber aus dem geplanten Schlafen nur ein Dösen. Aber auch das war erholsam.

Nach und nach kamen die nächsten Läufer/innen ins Ziel, es wurde applaudiert und abgeklatscht, bis es hell wurde und immer noch Teilnehmer fehlten.
Jetzt hieß es mit Karte laufen zu müssen!!! Letztendlich sind aber alle angekommen.
Die letzten beiden Läufer wurden mit über 15 ½ Stunden gewertet, auch wenn der Zielschluss bereits vorüber war.

Eine nette Geste in einem sehr familiären Kreis und einer tollen Veranstaltung.

Anmerkung von Michael Neumann (Veranstalter):
Sofern es eine 2. Auflage geben sollte, würde er alles daran setzen,
damit die Bedingungen noch heftiger und schwieriger werden, denn ihm sind eindeutig zu viele Teilnehmer als Finisher ins Ziel gekommen. *lach*

Grüße
Michael



© Michael Eßer, 28.01.2009

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