Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Andy zum Bieler Lauftage 2012 - 100 km (18.11.2012) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)

Zufälliges Zitat

"Almost every day I had gone through some kind of crisis about going on with it."

Jay Birmingham (Finisher eines Solo-TransAm)

Nächster Ultramarathon

Alle zeigen - Bericht von Andy zum Bieler Lauftage 2012 - 100 km:
Andy , 18.11.2012

Bieler Lauftage - 100 km 2012

Bereits am Donnerstag, den 07.06.2012 waren wir nach Biel angereist.
Somit hatten wir genug Zeit um noch etwas entspannt die Stadt anzuschauen, bei den Kinderläufen zuzusehen und abends dann die
Startunterlagen abzuholen. Nur auf die Pasta Party hatten wir verzichtet, der Andrang im Zelt war uns zu groß, außerdem hätte
man auf die Pasta noch 5 Franken aufzahlen müssen. Wir zogen es vor, eher gemütlich beim Mexikaner einzukehren und dort den Abend
ausklingen zu lassen, während draußen gerade ein Unwetter mit Sturm und Regen sein Unwesen trieb.
Meine Hoffnung war, dass dann dafür am Freitag trocken sein wird.

Es war ja noch Zeit, bis Freitagabend, 22 Uhr.
Der Freitag verlief sehr sehr relaxt, Frühstücken, Kaffee trinken, ausruhen, TV schauen und warten wie sich das Wetter entwickeln würde.
Bislang regnete es die ganze Nacht und den ganzen Freitag ohne Unterbrechung.

So gegen 19 Uhr gingen dann die Vorbereitungen wie Zehen abtapen, alles mit Vaseline großflächig einreiben und die entsprechenden
Kleidungsstück anzuziehen und die Taschen zu packen.....

Pünktlich um 19 Uhr hörte es auf zu regnen, perfekt !

So gegen 20:45 Uhr machten wir uns auf dem weg von der Pension in Richtung Startbereich beim Kongresshaus in Biel. Die Wege
hier sind sehr kurz, da die Stadt nicht so groß ist, so dass sich alles zu Fuß bewältigen lässt.

Dort angekommen deponierten wir alle Dinge, die nicht benötigt werden in der nahegelegen Sporthalle bzw in den bereitstehend
LKW´s für den Transport an die jeweilige Station.

Ich hatte für den Lauf eine Bauchtasche von Salomon dabei, an der ich meine Startnummer befestigte. In der Tasche hatte ich meine
GoreTex Jacke verstaut, für den Fall dass es in der Nacht kälter wird.

Mehr Sachen hatte ich nicht dabei, soweit mir berichtet wurde, ist die Streckenverpflegung so gut, dass es nicht nötig ist, noch
zusätzliche Verpflegung mitzunehmen. Das ist auch tatsächlich so!

Kurz vor 22 Uhr, die Anspannung steigt... gleich geht es los, mein erster 100er... wow....die Gedanken rasen so durch meinen Kopf,
6 Monate Vorbereitung mit allen Höhen und Tiefen habe ich hinter mir und jetzt stehe ich hier und es kann nichts mehr schief gehen.
Das rede ich mir zumindest ein, denn klar bein nem 100er kann immer noch was auf der Strecke passieren, aber ich bin mehr als fest
entschlossen den Lauf ins Ziel zu bringen.

Ich hatte mittlerweile so vielen Leute davon erzählt, dass ich auf jeden Fall ins Ziel kommen wollte.

22 Uhr, es geht los. Die ersten Kilometer verlaufen durch das Stadtzentrum von Biel. Die Zuschauer peitschen uns mit vielen Anfeuerungen
und guter Stimmung durch die Stadt. Das ist ganz schön gefährlich, denn ein 100er ist lang und gleich am Anfang zu überpacen könnte sich
später dann doch auch rächen.

Mein Gedanke ist immer: "wenn ihr, also die Zuschauer die uns gerade durch die Stadt peitschen, später dann im Bett liegt und schlaft, bin
ich immer noch auf der Strecke und laufe". Ich versuche mein Tempo zu zügeln, als wir Biel verlassen beginnt sowieso eine Steigung, die
alle genüsslich im gehen bezwingen.... Somit wurde das Tempo sowieso raus genommen.

Der Lauf führt über Ortsverbidnungsstraßen, teils über Feld - bzw Wirtschaftswege (die durch den Regen teilweise mit
tiefen Pfützen übersät waren) und teils durch kleine und etwas größere Ortschaften. In regelemäßigen Abständen, zw 4 und 10 km Stand immer
Verpflegung zur Verfügung.
Diese war reichhaltig (ISO, Wasser, Tee, Cola, Boullion, Energieriegel, Banane, Orange, Apfel, Salzstangen, Brot) so dass für
den Energienachschub gesorgt war.

Die erste Teilstrecke von 38 km von Biel bis Oberramsern verlief für mich ordentlich. Die Wetterbedingungen waren gut,
zwar war den Himmel nicht Sternenklar, dennoch ließ sich der Mond oftmals blicken. Mit 8-12 Grad was es nicht zu warm, aber auch nicht
zu kalt.

Dennoch beschloss ich nach meiner Verpflegungspause in Oberramsern meine Jacke anzuziehen, ich fühlte mich einfach besser.

Auf gehts zum zweiten Teilstück. Dieses verläuft von nach Kirchberg zum KM 56. Die Strecke verläuft durch viele kleinere Ortschaften,
vorbei an Felder und Wiesen und durch einen kleine Wald. Die letzten 10 km bis Kirchberg kamen mir unglaublich lang vor.
Ich weiss nicht warum, vll war das eben den morgendliche Durchhänger, der Uhrzeit geschuldet.

Ich kam dann mit ca. 7,5 Stunden Laufzeit in Kirchberg an. Hier war ordentlich was los, Wechselzone der Staffeln, Trennung von Radbegleiter
und Läufer sowie die übliche Verpflegung.

Ich gönnte mir hier eine Pause von ca 10 minuten. Dann wurde es mir allerdings zu kalt und ich begann zu zittern, also noch kurz einen Becher warme
Boullion und ein Becher Cola "to go" und ab auf die Strecke.

Viele behaupten, dass nun einer der schönsten Teile der Strecke beginnen würde. Nach dem Verlassen von Kirchberg geht es über einen Grasstreifen in
einen Wald, den so genannten Ho-Chi-Minh-Pfad. Dieser Streckenabschnitt, vor allem von Kirchberg (KM56) bis Utzenstorf (KM62) hat anspruchsvolle Stellen.
Ein unebener Waldweg mit ettlichen großen Steinen. Auch wenn der Wald echt schön ist, musste ich mich mehr darauf konzentrieren, dass ich nicht Stürze oder
mir den Fuß vertrete. Meine Sprunggelenke und Bänder waren nach über 56 km sowieso schon etwas angeschlagen.

Weiter geht es dann auf den Emmendamm bis Gerlafingen (KM67). Hier führt die Strecke mal auf dem Hochwasserschutz-Damm und mal neben dem Damm
entlang dem Ufer des Flusses Emme.
Naja das Panorama ist Wald, Wiese, Fluss, in der Mitte eine Industrieanlage...Nicht gerade der absolute Höhepunkt, ich bin froh als ich auch dieses Teilstück
geschafft habe und entleere in Gerlafingen erst mal meine Schuhe, in denen Sich mittlerweile kleine Steinchen eingenistet hatten.
Die nächten 10 km verlaufen teilweise durch Ortschaften, teilweise auf den Verbindungsstraßen zwischen diesen. Teils leicht befahren aber auch
teileweise komplett für den Verkehr gesperrt.

Gefühlsmäßig laufe ich schon die vergangen 20 km in der gleiche Gruppe, ich sehe doch immer wieder dieselben Leuten, mal vor mir, mal hinter mir.
Das schöne ist, das miteinander, es Läuft zwar jeder für sich, aber es herrscht kaum Konkurrenzdenken, sondern jeder versucht das äußerste aus sich
raus zu holen und jeder kämpft mit seinem inneren Schweinehund.

Der letzte Teilabschnitt ins geschafft, wir befinden uns in Bibern km 76,5. Nach der Verpflegung geht es konstant 4 km Bergauf. Hier gehen alle,
der Abschnitt ist sehr steil. Das schön ist, auf der anderen Seite des Anstiegs geht es wieder runter. Nun stellt sich nur die Frage, ist steil runter nach
knappen 80 km besser als rauf... Egal ich mach mir nicht weiter Gedanken darüber, sondern laufe einfach vor mich hin. Ich unterhalte mich immer mal wieder
mit dem einen oder anderen.

So die letzten 20 km liege an... für mein Empfinden eines der härtesten Teilstücke. Nicht weil die Strecke besonders steil oder anspruchsvoll ist,
nein, die Strecke ist einfach, wir laufen immer auf einem mehr oder weniger geraden, geschotterten Weg an der Aare entlang. Aber genau diese
Tristesse macht mir zu schaffen. Meinem Empfinden nach, vergehen die Kilometer nicht. Ich habe das Gefühl ich laufe auf der Stellen. Gehen und Laufen
wechseln sich nun ab.
Genau das ist der Fehler, bis jetzt bin ich alle geraden Passagen durchgelaufen und jetzt fang ich mit diesen Gehpausen an.
Nicht weil mein Körper nicht mehr kann, sondern weil mein Kopf grad nicht mehr möchte.

Egal, klar ist für mich, dass ich ins Ziel kommen werde, die Frage ist eben nur ...... WANN!!!!!!!!

Bei KM 92 fängt dann mein Kopf wieder an zu arbeiten und ich schaffe es im Laufen zu bleiben, was für eine Erlösung.

Nun gehts auch voran, noch ein kurzer Verpflegungsstop bei km 95 und dann gibst nur noch ein, ab Richtung Ziel. Wo diese Energie auf einmal
her kam weiß ich nicht, aber es lief besser und besser. Ich überholte noch einige Läufer ganz locker...total krass....

Bei km 97 treffe ich einen Läufer aus Frankfurt, gemeinsam beschließen wir, unter 14 h ins Ziel zu kommen. Wir ziehen uns die letzen 3 km nochmal
gegenseitig, so dass keiner von uns nochmal das schwächeln anfängt.

Mit 13 Stunden 53 Minuten überquere ich die Ziellinie und kann mein Glück kaum fassen. Noch nie habe ich so eine sportliche aber auch mentale
Leistung vollbracht.
Ich bin stolz, Biel geschafft zu haben, egal ob der eine oder der andere nun die Zeit als gut oder schlecht bewertet.

Als weiteres Fazit bleibt noch: Die große Runde um Biel ist nicht zu vergleichen mit flachen Läufen. Einige Anstiege, wechselnder Untergrund und nicht zuletzt das nächtliche Laufen stellt für viele Läufer eine Herausforderung da.
Ich darf mich Biel Finisher nennen und ich bin glücklich das alles geschafft zu haben ... auch wenn alles schmerzt.

Der Schmerz vergeht - Der Stolz bleibt!!!!!!!!!

www.82erBank.de

© Andy , 18.11.2012

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


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