Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Berichte - Ultramarathon beim Steppenhahn (02.2003)

Zufälliges Zitat

"...obwohl Harald noch gar nicht da ist - man ist schon bei Harald..."

Steppenhahn vorm 6h-Lauf Waldhessen

Nächster Ultramarathon

"Foulées de la soie" Schritte auf den Spuren der Seidenstrasse

Die Seidenstrasse ist der Leitfaden, an dem sich der Etappenlauf über 150km durch China orientiert. Jener Handelsweg, der seit dem 3. Jahrhundert nicht nur den Warenfluss, sondern auch den philosophischen, technischen und religiösen Austausch zwischen Orient und Okzident darstellt.

Über Geröll, Pisten und Berge, über ein Hochplateau, die große Mauer und durch den Sand der Wüste Gobi führen die 9 Etappen dieser liebevoll und perfekt organisierten Reise. Jean Claude le Cornec, selbst Langstreckenläufer offeriert mit seinem Team und den Ärzten eine Mischung aus sportlicher Leistung und der Berührung mit einer fremden Kultur.

Nach dem Prolog am Sommerpalast in Peking zum Überwinden des Jetlag und zur Gewöhnung an die Temperaturen und die hohe Luftfeuchte geht’s am zweiten Tag nach Xian, ehemalige Kaiserstadt und Heimat der berühmten Terrakotta-Armee. Zunächst 19 km durch verträumte Bauerndörfer unter dem Beifall der Einheimischen, von denen ich gern gewusst hätte, was sie über uns denken mögen....

Der Wettkampf selbst ist aufgebaut wie die Tour de France: das gelbe Trikot für den Führenden, das Grüne für den Sprintschnellsten und das Rote für den Bergkönig. Zusätzlich gibt es ein orangefarbenes für die schnellste Frau und die Wertung für die Teams, welche sich aus 5 Teilnehmern zusammen setzen, von denen die 4 schnellsten gewertet werden.

Neben den etwa 170 Läufern gibt es eine verkürzte Strecke für die 30 Walker.

Zu Beginn der zweiten Etappe werden wir mit Trommeln, Zimbeln und tanzenden Drachen empfangen und unter diesen Klängen schickt man uns in den einzelnen Teams über die aus dem 14. Jahrhundert stammende Stadtmauer von Xian.

Viel zu schnell geht die Reise weiter, per Flugzeug nach Dunhuang, die Oasenstadt am Rande der Gobi. Der Eingang zu den tausend Buddha-Höhlen bietet eine märchenhafte Kulisse für Start und Ziel am nächsten Tag durch das Geröll und den Staub der Wüste. Im ewigen Dunkel der Grotten gibt es 45.000 Fresken und über 2000 kolorierte Buddha-Statuen. Kaum bleibt Zeit für eine erholsame Massage am Abend, schon folgen am nächsten Morgen weitere 18 Kilometer Sand. Wie ein riesiger Spielplatz türmen sich über 150 Meter hohe Dünen, auf deren Kämmen wir einen erregenden Blick in die Unendlichkeit werfen. Fast wie Wellen im Meer reiht sich Düne an Düne in der trockenen Hitze.

Mit Bussen und Nachtzug verlassen wir die Oase, fahren gen Süden bis Lanzhou, die schmutzige Millionenstadt am gelben Fluss. Es hat den Anschein, als führen wir in die Vergangenheit, als der Weg uns höher in die Berge nach Xiahe, eines der größten tibetanischen Zentren außerhalb Lhasas bringt.

Was im deutschen Mittelgebirge ein kleiner Berglauf gewesen wäre, wird hier in 3200 m zur kräftezehrenden Tortour. Die 5. Etappe führt uns 12 Kilometer vorbei an Yakherden, 400 Meter im Auf- und Abstieg und ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Nach wenigen Metern Anstieg weicht jegliche Kraft aus den Beinen und fast keiner der Läufer, der nicht hin und wieder zum Walker wird.

Fremd und vorsichtig bestaunen wir Nachmittags das lamaistische Kloster Labrang.

Einen Halbmarathon über blühende Weiden, durch kniehohes Gras und Wiesen, die wie ein französischer Kräutergarten duften rennen wir tags darauf und schnaufen vorbei an den Nomaden, die hier ihre Schafherden weiden.

Viele Stunden durch grüne Hügel bringt uns der Bus zur nächsten Etappe, weitere 18 unvergessliche und anstrengende Kilometer in praller Sonne durch Bauerndörfer und vorbei an Getreidefeldern, die wir mit unseren müden Beinen in der feuchten Hitze zurücklegen. Schöne Frauen in bunten Trachten tanzen für uns im Ziel.

Jeden Tag glaubten wir, härter könne es nicht kommen und wurden doch immer wieder eines besseren belehrt. “Bis ihr oben seid werdet ihr mich verfluchen”, sind die Worte von Jean Claude Le Cornec kurz vor dem Start zur 8. Etappe. Nach einem Kilometer Anlauf überwinden wir 550 Höhenmeter über eine Distanz von 5,8 km und mit brennenden Oberschenkeln geht’s weitere 8 km wieder steil hinunter.

Krönender Abschluss einer unvergesslichen Reise im Reich der Mitte sind die letzten 3 Kilometer auf der großen Mauer. An diesem mystischen Ort starten wir wieder in unseren Teams in der umgekehrten Reihenfolge der Platzierungen. Auf dem Rückrat des gelben Drachen bezwingen wir über tausend Treppenstufen, ungleich hoch und steil und den Satz “wir haben’s tatsächlich geschafft“ hört man im Ziel in allen Sprachen.

Ausgelassen feiern die Teilnehmer aus 10 Nationen abends bei einem opulenten Dinner und werden am letzten Morgen feierlich geehrt, Pokale für alle Klassensieger und Erinnerungsgeschenke für alle Aktiven.

Mit einem Vorsprung von 9 Minuten siegt der Franzose Thierry Lacroix. Die Damenwertung geht an Marie Prioux und die Mannschaftswertung kann mit knapp 2,5 Stunden Vorsprung das deutsche Team „Barclay“ für sich verbuchen!


© Angela Ngamkam , 24. Februar 2003

Weitere Info's und Berichte zum Lauf: