Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Bericht 3. German 100-Mile-Trail-Race am 3.-4. Mai 2003 in Landwehrhagen - Ultramarathon beim Steppenhahn (05.2003)

Zufälliges Zitat

"Any day that you don't finish a run is still a day you went out for a beautiful run. If that's the downside, then there's no downside!"

Danny Dreyer

Nächster Ultramarathon

Stephan Hloucal , 11. Mai 2003

3. German 100-Mile-Trail-Race am 3.-4. Mai 2003 in Landwehrhagen

Bereits im letzten Jahr hatte ich mich an dieser anspruchsvollen Strecke versucht. Nach Dauerregen, endlosem Matsch und einigen Blasen an den Füßen, war für mich jedoch nach 100 km dieser Lauf zuende. Dennoch hat mich das ein ganzes Jahr lang gewurmt. In diesem Jahr wollte ich es wissen.

Das Wetter sollte besser werden, so jedenfalls die Prognose. An den Start gingen in diesem Jahr nur eine Läuferin, vier Läufer und meine Siberian Husky-Hündin Laika. Seit mehr als 6 Jahren ist Laika meine ständige Laufbegleiterin. Sie passt sich meinem Tempo wunderbar an und ist Ultras, wie beispielsweise einige Swiss-Alpine K78, einige Rennsteig-Supermarathons oder 100 km gewöhnt.

Auf den ersten 10 Kilometern nahm Hans-Dieter seinen Pflegehund, einen Doberman mit. Der verstand sich mit meiner hübschen Laika ausgesprochen gut. Nach knapp zwei Kilometern weckten wir im Gebüsch eine Bache mit ihren Frischlingen. Laikas Jagdtrieb war kaum zu bremsen und wir waren froh, dass die Bache uns nicht angriff. Den Rest der Wildschweinsippe weckten wir kurze Zeit später dann auch noch auf.

Das Wetter war anfangs etwas kühl, teilweise sehr stürmisch, aber sonst angenehm zu laufen. Dann zogen doch noch dunkle Wolken auf und es regnete zeitweilig. Schon auf den ersten Kilometern hatte sich Rainer zurückfallen lassen, sodass ich mit Werner und Hans-Dieter abwechselnd gemeinsam lief.

Stimmung in Hans-Dieters Vorgarten nachher

Helene und Susi erfreuten uns unterwegs mit ihren mobilen Versorgungständen. Etwa nach 20 km holten wir Lisa (Elisabeth) ein, die bereits um 5 Uhr gestartet war. Wir begleiteten sie mit einem kurzen Schwatz und setzten unseren Weg über den Frau Holle-Pfad und Postweg nach Landwehrhagen fort. Hans-Dieter, Werner und ich liefen gemeinsam nach der ersten 50 km-Runde ein, stärkten uns in der Garage und weiter ging es in die zweite 50 km-Runde Richtung Weserstein mit den etwas nervigen Zwischenrunden am Kragenhof. Hier hatte Helene eine Versorgungsstelle eingerichtet, mit allem was ein Läuferherz erfreut. In der Garage verwöhnten uns Susi und Helga mit allerlei leckeren Sachen.

Mittlerweile war es etwas wärmer geworden und wir waren den starken Winden nicht mehr so ausgesetzt, wie auf den ersten 50 Kilometern. Hans-Dieter machte jetzt etwas Tempo. Ich zog es jedoch vor, mit Werner weiter gemeinsam zu laufen. In Hannoversch Münden kam uns Hans-Dieter schimpfend entgegen. Susi ist mit dem Wohnwagen nicht da! Also, ohne Versorgung zurück zu den Mordsteinen und dort ausgiebig laben. Eine ausgefallene Verpflegung wirft uns nicht gleich um. Warum Susi nicht da war, erfuhren wir später. Sie war mit ihrem kleinen Auto und nicht mit dem Wohnwagen am Weserstein und hatte auf uns gewartet. Wir suchten aber auf dem großen Parkplatz nach einem Wohnwagen!

Noch heute wundert mich, dass ich mich im letzten Jahr bei dem abgrundtiefen Schlamm nicht hingelegt hatte. Schon bei schönem Wetter fordert die sehr profilierte Strecke, oftmals über Stock und Stein, volle Aufmerksamkeit und zusätzlich muss ich ja noch auf Laika achten. Laika wurde wieder vom Jagdtrieb gepackt. Diesmal hatten es Ihr die Eichhörnchen angetan, die hier im Wald überall rumturnten. Nach knapp 13 Stunden erreichten wir die 100 km-Marke.

In der Garage gab es eine leckere Erbsensuppe, die mir von nun an den richtigen Antrieb verleihen sollte. Nur gut dass ich allein lief. ;-)) Susi sicherte die Kontroll- und Verpflegungstelle bei Massa. Da sie auch meinen Rucksack mit Wechselsachen und der Stirnlampe dabei hatte, musste ich noch vor Einbruch der Dunkelheit dort sein. Für mich begannen nun unbekannte Streckenabschnitte.

Die dritte Runde, etwa 38 km lang, über Spiekershausen nach Kassel war super gekennzeichnet und weil weitestgehend flach, auch gut zu laufen. Eine kurze Irritation gab es nur an der unbemannten Verpflegungsstelle am Campingplatz Sanderhausen. Hier wurde der Radweg verlassen und es ging auf weichen Wiesenwegen weiter Richtung Kassel. Nun wurde es zunehmend dunkel und ich hatte keine Lampe. Trotzdem waren die weißen Markierungspunkte durch Kassel gut zu verfolgen.

Beinahe wäre ich an Susi vorbeigelaufen. Eine kurze Stärkung, für die kühle Nacht noch eine Trainingsjacke drunterziehen, Stirnlampe aufsetzen und weiter ging es im lockeren Laufschritt. Der Weg ging zurück zum Kragenhof, allerdings am anderen Ufer der Fulda, als ich ich zuvor gelaufen war.

Langsam ließen die Kräfte nach und es machte sich eine erste Druckstelle unter dem rechten Fuß bemerkbar. Also Schuhe ausziehen, säubern und weiter. In der Nacht klarte es auf. Die dünne Mondsichel und die Sterne begleiteten uns. Wir liefen auf einem asphaltierten Radweg unmittelbar an der Fulda. Wegen der drohenden Blasen drosselte ich das Tempo und die Wanderabschnitte wurden jetzt immer länger. Irgendwann überquerten wir auf der Staumauer die Fulda und wanderten in Richtung Kragenhof. Helene kam uns schon mit einer Lampe entgegen und erfreute mich mit einem aufmunternden Gespräch. Nochmal die olle Kragenhofrunde. Laika bockte und ich musste Ihr gut zureden doch mitzukommen. Auch ihr waren diese Runden sichtlich langweilig.

Auf dem Weg zurück nach Landwehrhagen kamen wir an einem Fuchsbau vorbei, den die Füchse direkt unter den Weg gebaut hatten. Zwei Augenpaare leuchteten mir im Lampenlicht entgegen und verschwanden kurz vor mir in der Erde. Etwas später raschelte es rechts im Gebüsch und im Licht der Stirnlampe leuchteten mich in 5 m Entfernung die Augen eines Rehes an. Wir beiden seltsamen Nachtwanderer müssen das Tier so sehr beeindruckt haben, das es einfach stehen blieb und uns anschaute. Laika hatte davon gar nichts mitbekommen.

Wir kamen mitten in der Nacht nach 138 km in der Garage bei Helga an und ich musste erst einmal meine Füße mit Vaseline und frischen Socken versorgen. Eine kleine Blase hatte ich nun. Nach einem weiteren Teller Erbsensuppe ging es in die vierte, wiederum sehr profilierte Runde. Hans-Dieter hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Es war mir auch egal, wie weit er vor mir lag. Wichtig war für mich einfach nur ans Ziel zu kommen.

Stimmung in Hans-Dieters Vorgarten nachher

Es ging auf breiten gut gekennzeichneten Waldwegen in Richtung Kragenhof und ohne die "Nervenrunde" denselben wieder Weg zurück. Irgendwo vor dem Mühlenkopf kam mir Hans-Dieter entgegen und wies mich auf die nächste Wegekreuzung hin. Helene hatte schon auf mich gewartet um mir alle möglichen Köstlichkeiten anzubieten. Ich trank nur etwas Iso, nahm etwas Käse, der fürchterlich klein gewürfelt war, eine Banane und schon ging es zurück.

Das Wandern tat meinen Füßen gut. Kräftemäßig war ich zu einer anderen Gangart kaum mehr in der Lage. Langsam begann es zu dämmern und in einem zunehmenden Konzert begannen allerlei Vögel ihre Morgenlieder zu pfeifen, zu trällern und zu zwitschern. In der Ferne rief ein Kukuck immerzu seinen Namen. Bei allem Naturgenuss merkte ich gar nicht wie die Zeit verging. Wir hatten bereits den Wald verlassen und es ging auf Feldwegen dem ersehnten Ziel entgegen.

Helene erwartete uns schon fast einen Kilometer vor der Garage und begleitete uns das letzte Stück. An der Garage angekommen, wollte es Laika gar nicht verstehen, warum sie nun noch mal zurück gehen sollte und stemmte sich gegen die Straße. Mit einer Wurst ließ sie sich dann doch noch zur "Hunderunde" bewegen und nach der Wende am Stein legten wir gemeinsam mit Helene die letzten 200 m im Laufschritt bis ins Ziel zurück. Geschafft! 100 Meilen unter 24 Stunden.

Helene war die einzige, die mich so nett empfing, ins Ziel begleitete und betreute. Alle anderen schliefen bereits verdientermaßen. Ich wusch mir nur die Salzkruste vom Gesicht und schlüpfte in meinen Schlafsack. Laika leckte sich die Pfoten, rollte sich zusammen, legte die Rute über ihren Fang und schlief fest ein.

Gegen Mittag pellte ich mich aus dem Schlafsack und duschte. Der 3. GERMAN 100 Miles fand mit einem Frühstück gemeinsam mit Susi, Helene, Helga, Rainer und Hans-Dieter sowie einem Photo einen würdigen Abschluss.

Ein besonderer Dank gilt Susi, Helga und Helene, die die kleine Läuferschar an den Verpflegungsstellen und in der Garage in so herzlicher Weise umsorgten. Ein weiterer Dank an Hans-Dieter und Susi für Ihre Mühen diesen Lauf auszurichten.


Folgende Ergebnisse hat mir Hans-Dieter Weißhaar übermittelt:

  • 100 Meilen:
    1. Weisshaar, Hans-Dieter (62)   22:32:22
    2. Hloucal, Stephan (50)   23:52:29
    3. Inofficial finisher:
      Laika (Siberian Husky, 6)   23:52:29
  • 100 km:
    1. Knaehrich, Werner     13:09
    2. Herms-Lübbe, Elisabeth (53)    17:56
  • 75 km:
    1. Schädlich, Rainer     11:55

Helfer:

Die folgenden drei Damen waren die einzigen Helfer beim 3. GERMAN 100 Miles und leisteten einen perfekten 26 Stunden-Service:

Helga Backhaus (multiple Spartathlon champion, German National Ultra-Team, ninetimes Western States 100 silver buckle finisher etc...)

Helene Worbes (climber and ultrarunner)

Sabine "Susi" Seidel (married to Hans)


© Stephan Hloucal , 11. Mai 2003
s.hloucal@web.de

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