Frank Hildebrand , 10. Juli 2003

Bericht vom North Sea Beachmarathon (29.06.2003)

Marathon am Strand? Das geht nicht.....
Geht doch!!!

Aber erstmal zur Vorgeschichte:

Schon im Spätsommer letzten Jahres haben wir uns dazu entschlossen, unseren Urlaub in Dänemark auf Holmsland Klit (die Gegend um Hvide Sande) zu verbringen. Dazu paßte mir dann auch sehr gut, daß genau zur geplanten Zeit dort der weltweit einzige Strandmarathon stattfand. Also auch den sofort gebucht.

Vor Ort dann die ersten Laufversuche auf Sand. Puh, war das anstrengend! Am Wochenende vorm Lauf dann noch ein schwerer Sturm von Westen. Dadurch wurde das Wasser so weit den Strand hochgedrückt, daß kein Stückchen fester Sand mehr übrig blieb. Na das kann ja heiter werden....

In der darauffolgenden Woche habe ich dann immer am Campingplatz nebenan die Wettervorhersage kontrolliert. Für Sonntag war immer Südwind mit ca. 7-8 m/s angekündigt. Na das kann ja heiter werden. Auch noch Gegenwind....

Bis Samstag stiegen dann die Temperaturen auf 24 Grad im Schatten; aber den gibts ja am Strand nicht so viel. Na ja, die Wettervorhersage hat sich doch noch geändert und schwachen Wind von Osten bei Temperaturen um 20 Grad angekündigt.

Am Sonntag Morgen dann die große Überraschung: Wirklich fast windstill, geschlossene Wolkendecke und Nieselregen. Optimales Laufwetter. Dafür dann die Frage was ziehe ich an? Jacke? Weste? oder doch nur das Shirt? Ich entscheide mich dazu, die Weste mitzunehmen. (War auch gar keine schlechte Idee).

Vor dem Start erstmal große Verwunderung bei mir. Schon ca. 200m nach dem Start ist das 1km-Schild zu sehen. Wie haben die denn gemessen?? Das sollte sich aber schnell aufklären.

11:00 Uhr ging's dann los.

Am Start ca. 450 Läufer (darunter einer im Eichhörnchenkostüm) und als Zuschauer hauptsächlich deren Familien (wie auch meine) sowie ein paar Einheimische. Zuerst eine kleine Wendepunktstrecke - wohl um die Strecke nicht zu kurz werden zu lassen. Dabei geht es dann auch schön über ein "Feuchtgebiet" in dem kurz vorher Sand aufgespült wurde der sich in der Fahrrinne zum nahegelegenen Hafen abgelagert hatte. Genau das braucht man als Läufer.

Gerade auf den ersten Kilometern gibt es auch an der Wasserkante immer wieder Bereiche mit schönem weichen Sand. Das kostet Kraft.

Kurz nach dem Start überholt uns ein SFOR-Sanitätspanzer :-) , der sich richtig schön durch den Sand wühlt. Dazu auch andere Militärfahrzeuge, die uns eigentlich den ganzen Tag begleiten. In dieser Hinsicht wirklich perfekt abgesichert. (Ein paar Läufer sah ich auch, die dieses Angebot dankbar annehmen und lieber fahren).

Bei km 5 steht dann (wie vorher verabredet) meine Familie. Meine 4-järige Tochter Sarah läuft ein paar Meter an meiner Hand mit und will am liebsten auch den Rest weiterlaufen. Meine Frau erzählte später, daß Sarah richtig geheult hatte, weil sie nicht weiter mitlaufen durfte.

Etwas später kommt von hinten ein Barfußläufer. Ich werfe einen Blick auf den Namen, der auf die Startnummer aufgedruckt ist; Karl-Heinz Jost. Ich spreche ihn an, weil ich seinen Namen auch schon hier und da gelesen habe. Tatsächlich, er ist ein sehr aktiver Ultraläufer / Radfahrer / (Mehrfach)-Triathlet, der auch schon einige Artikel für die DUV-Zeitung geschrieben hat. Ca. 5km unterhalten wir uns sehr gut, dann bin ich ihm zu langsam und er zieht davon. Und das obwohl er fast doppelt so alt ist wie ich. Klasse Leistung, Karl-Heinz; viel Glück noch für deine weiteren Vorhaben.

Weiter geht's. Rechts das Wasser, links der Strand und dahinter die Dünen. Auf Höhe der Feriendörfer immer mal wieder ein paar Zuschauer, alle 5km (später auch alle 4 km) gut bestückte Verpflegungsstellen mit netter Besetzung. Bis auf diese kurzen Unterbrechungen Natur pur!! Ein Paradies für den der es mag. Aber das sind wohl die meisten.

Zwischendurch hört es auf zu regnen, aber wird dann auch so schwül, wie man es von der Nordsee eigentlich nicht kennt. Am Verpflegungsstand bei km36 schaue ich zurück und sehe fast schwarze Wolken hinter uns. Wenn die kommen, dann wird's richtig nass. Also keine Zeit für den obligatorischen Durchhänger den ich gerade habe und weiter. Die Zelte im Zielbereich kann ich schon von hier aus erahnen.

Tatsächlich wird der Regen noch stärker und ich bin froh über meine Weste, die ich zwischenzeitlich nur am Trinkgurt hängen hatte.

Direkt vor dem Ziel stehen dann auch wieder meine Frau mit unseren beiden Kindern und warten auf mich. Sarah läuft wieder auf mich zu und erreicht mich ca. 200 Meter vor dem Zielkanal. Ich nehme sie auf die Schultern und laufe mit ihr durchs Ziel (kann ganz schön schwer werden). Das ist natürlich auch was für die Zuschauer.

Im Ziel dann sofort die Medallie und Verpflegung. Beim Verlassen des Zielbereichs gibt es sofort das Finishershirt (scheint sogar ein Marken-Funktionsshirt zu sein) und auch die Urkunde. Alles ohne Wartezeit.

Nachher erfahre ich von meiner Frau, daß das laufende Eichhörnchen von seinem Eichhörnchenweibchen im Ziel abgeholt wurde und die beiden Hand in Hand abgezogen sind. Muß ein echt tolles Bild gewesen sein.

Fazit:

Ein sehr schöner Lauf, der aber mit 50€ völlig überteuert ist; na ja, in Dänemark ist halt alles etwas teurer.

Gut organisiert, gute Verpflegung, besser mit Sanitätern bestückt, als alles was ich bisher gesehen habe.

Wer Strand, Meer und Dünen liebt, ist dort gut aufgehoben.


© Frank Hildebrand , 10. Juli 2003
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