Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Bericht 24 Stunden WC/EC in Uden - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2003)
Ilona Schlegel , 28. Oktober 2003

24 Stunden WC/EC in Uden

Die erste World-Challenge im 24-Stunden-Lauf, die große Schwester der bisherigen European-Challenge also, erblickte am 11./12. Oktober 2003 das Licht der Ultrawelt. Der Oktober ist eigentlich nicht der prädestinierte Monat für die 24 Stunden. Es blieb also auf einen der sprichwörtlichen goldenen Oktobertage zu hoffen und sich an der Gewissheit zu freuen, dass wir nicht mit Hitze würden kämpfen müssen. Die Nationalmannschaft der Frauen wies gleich drei Debütantinnen auf: Marianne Dahl, Mereth Rose und Ilona Schlegel (im weiteren Verlauf des Berichts einfach „ich“ genannt). Mit dem ersten Start im Nationaltrikot gleich bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein, ist natürlich motivierend. Japan, Süd-Korea, USA und Brasilien komplettierten das europäische Feld uns sorgten für den WM-Flair.

Am Freitag reist also das bewährte Dilledöppchen-Team von Scharnebeck, d. h. Elke Melzer und Wiltrut Sapauschke als Betreuerinnen für mich (ein Betreuungsschlüssel, von dem man in anderen Bereichen nur träumen kann) an, um zum ersten Mal eine internationale Meisterschaft hautnah zu erleben. Mit dabei ist natürlich wieder unser aufblasbares Zelt (danke, Barbara), das sich so schön schnell und einfach aufbauen lässt. Im technischen Anschreiben wurde die Anreise bis 12:00 Uhr empfohlen, um einen guten Standplatz zu ergattern. Wir sind um 11:30 Uhr da, sehen den Mannschaftsbus des italienischen Teams und einige Nationaltrainingsanzüge, was schon Laune macht. Weniger Laune macht dagegen der einsetzende Regen und die lausig kalten Temperaturen. Die Strecke ist auch noch nicht gekennzeichnet, und eine Verpflegungszone schon gar nicht. Der Organisator zeigt uns, wo wir die Zelte aufschlagen können und da dies das einzige Rasenstück ist, das für derartige Zwecke geeignet scheint, pumpen wir unser Zelt auf, das zunächst ziemlich einsam an der Strecke steht. Dann kommt Sigurd Dutz mit seinem VW-Bus und gesellt sich dazu. Nach der Fahrt ins Hotel wo wir Marianne Dahl und Christine Sextl treffen, freuen wir uns auf die Eröffnungsfeier im Stadion in Uden. Heike Pawzik und Conny Bullig als unsere erfahrensten 24-Stündlerinnen treffen wir auch, ebenso die übrigen Team-Mitglieder. Für Conny und Sigis Wohnmobil hatten wir neben unserem Zelt einen Platz abgesperrt und markiert, den die beiden allerdings verschmähen. Inzwischen stehen nämlich die Verpflegungstische an ihrem Platz, so dass erkennbar war, wo man sich am besten platzieren kann. Das Zelt erweist sich erfreulicherweise als leicht transportabel und wandert daher einige Meter zu dem deutschen Team. Volkmar Mühl und Thorsten Diehl sind als DUV-Vertreter gekommen und verteilen die Ausrüstung, die wir komplett behalten dürfen (der Empfang der großen Tüte war, das gebe ich ganz ehrlich-infantil zu, schon ein bisschen wie Weihnachten). Die Teams komplettieren sich, und zwölf deutsche National-Traininganzüge stellen sich nebst BetreuerInnen am „Duitsland“-Schild auf, um beim Einmarsch der Nationen dabei zu sein. Unser Männerteam setzt sich zusammen aus Jens Lukas, dem zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Europameister, der die schwerste Vorlast mit auf die Strecke nimmt, Wolfgang Schwerk und Karl Graf als Transeuropalauf-Finisher, für die die 24-Stunden in Relation ein Ausflug auf die Sprintstrecke ist (Relativität gibt’s eben nicht nur in der Physik), Sigurd Dutz als deutscher Meister 2003, Gerald Dudacy als Deutscher Vizemeister 2003 und Thorsten Blumtritt, der sich noch im Juli in Köln für das Nationalteam qualifiziert hat.

Die Eröffnungsfeier ist feierlich und liebevoll organisiert. Schulklassen haben für jedes Land auf ein Laken das gemalt, was ihnen zu der Nation einfiel. Bei Deutschland findet sich neben der Nationalflagge, ein (etwas gerupfter) Adler, ein Bierkrug, ein Würstchen, ein Mercedes-Stern und das BWM-Logo. Viel treffender dürfte man Deutschland wohl auf einem Stück Stoff nicht darstellen können. Mit Musik gehen die Nationen alphabetisch geordnet über die Tartanbahn auf den Rasen, wo die Fahnenmaste aufgestellt sind. Da Zypern fehlt, bildet die Ukraine den Schluss. Als alle Nationen an den Fahnenmasten stehen, entscheiden sich die Organisatoren Gnade walten zu lassen, und wir dürfen den feuchten Rasen wieder verlassen, um uns auf die Tribüne zu setzen. Verharren müssen indessen die FahnenträgerInnen, denn bevor die Fahnen gehisst werden, müssen der Hauptsponsor, der Bürgermeister und einige Funktionäre zu Wort kommen. Der Inhalt der Reden entgeht uns teilweise wegen mangelnder Niederländisch-Kenntnisse, teilweise wegen schlechter Akustik. Ist aber nicht schlimm, denn den Inhalt können wir uns durchaus denken. Kinder sammeln Autogramme ein, und mit einer kleinen choreografischen Darbietung wird ein Feuer entzündet. Eine schöne Einstimmung also, wobei besonders erbaulich ist, dass der Regen aufgehört hat und die Wetterprognosen für das Wochenende Trockenheit voraussagen.

Flaggenparade in Uden 2003

Ein wirklicher Vorteil bei 24 Stunden ist die angenehme Startzeit. 14 Uhr lässt genug Zeit zum Ausschlafen und für ein gemütliches Frühstück. Bei der Mannschaftsbesprechung stellen sich alle mit ihren Kilometerzielen kurz vor. Auch die organisatorischen Details werden besprochen, und die Wettkampfregeln werden vorgestellt. Startnummernbänder und Walkmen sind nicht erlaubt, das Trikot mit Startnummer auf Brust und Rücken ist immer als oberste Kleidungsschicht zu tragen. Die erfahrenen EC-TeilnehmerInnen wissen bereits, dass diese Theorie grau bleibt, denn die Athletinnen und Athleten halten sich nicht an die Bestimmungen. Dies wird auch für die World Challenge gelten, denn der Veranstalter versäumt es, die internationalen Wettkampfbestimmungen in seinen Lauf vom Papier auf die Strecke zu bringen. Eine Verpflegungszone ist nicht markiert, die Kleidungsvorschriften werden ähnlich streng wie im Karneval umgesetzt. Zwar sind Funktionäre auf der Strecke, aber wer wie läuft, scheint niemanden wirklich zu interessieren. Ein Hinweis auf die Bestimmungen führt erkennbar nur dazu, dass zwei handgeschriebene Schilder als Beginn und Ende der Verpflegungszone (resfreshment-area – ein hübscher Euphemismus, der irgendwie ein bisschen nach wellness klingt) markiert sind. 400 Meter ist die Zone allerdings niemals, die Schilder hängen eben dort, wo gerade ein guter Platz zum Anbringen war. Die Inkonsequenz ist das einzige Manko der sonst hervorragenden Organisation. Die Aktiven können sicher mit beiden Varianten leben: Meisterschaftsanspruch mit regelkonformer Durchführung oder wegen Witterung bzw. ultraspezifischer Gegebenheiten Verzicht auf die Einhaltung des Regelwerks. So war es aber weder Fleisch noch Fisch, ein bisschen wollte man den internationalen Meisterschaftsflair bekunden, aber lieber nur andeutungsweise, denn dass die Regeln, deren Einhaltung nicht nachgehalten wird, nicht umgesetzt werden, ist offenbar schon Gewohnheitsrecht bei 24 Stunden, weshalb sich diejenigen Naiven, die sich daran halten, schon leicht exotisch vorkommen können. Ansonsten hat man aber alles getan, um die Veranstaltung zuschauer- und sportlergerecht auszurichten: eine kurzweilige 2,5-km-Runden, die auch durch’s Stadion führt, eine Verpflegungszone mit viel Obst (Ananas), Gurken und nachts Nudeln, die Runden werden auf einer elektronischen Tafel angezeigt, wenn man über die Matten läuft, und ein Rahmenprogramm an der Strecke sorgt für Ablenkung. Beim Start sind es ca. 15 Grad, und Niederschlag ist nicht in Sicht. Gute Bedingungen also, und es ist schon beeindruckend, was an der Spitze so gelaufen wird. Dass hier die Weltspitze am Start ist, ist an der Renngestaltung von Anfang an spürbar, es bleibt aber spannend, wer das hohe Tempo gegen Ende durchbringen und wer Tribut zollen wird. Ich hatte am Samstagmorgen leichte Halsschmerzen und suggeriere mir, dass dies nicht der Beginn einer Erkältung, sondern nur ein Nervositätskratzen ist. Dennoch läuft es von Anfang an nicht richtig rund. Ich gehe, wie ich meine, vernünftig an, lasse Heike und Mereth ziehen, die unter 6-Minuten-Schnitt laufen, fühle mich aber trotzdem nicht gut. Aber das kann ja auch mental sein, so bei einer WM, wenn man sieht, was die anderen auf den Asphalt zaubern. Doch der Trend setzt sich fort, ich fühle mich weiterhin nicht locker, und die Rundenzeiten sinken wie die Temperaturen. Nach vier Stunden überrundet mich wieder einmal Jens, der ästhetisch und unglaublich locker läuft. „Jetzt müssen wir den Mist nur noch fünfmal laufen,“ meint er gut gelaunt.

Inhaltlich kann ich da natürlich nicht widersprechen, aber emotional gibt es nur ein Wort in dieser Äußerung, dem ich aus vollem Herzen zustimmen möchte...
Bei den anderen läuft es indessen prima. Mereth und Heike machen ordentlich Kilometer in den ersten Stunden, Conny, Christine und Marianne laufen kontrolliert und konstant ihr Tempo. Die Männer sind aus meiner Perspektive ebenfalls gut unterwegs, Jens und Wolfgang erwartungsgemäß mit dem höchsten Anfangstempo. Bei den vielen Überrundungen und dem dichten Männerfeld, das auf Kurs über 230 und 240 km angeht, ist es aber schwer, den Überblick zu behalten, wer wie im Rennen liegt.
Nach 60 km beschließe ich, die 10-km-Abschnitte nicht mehr zu stoppen. Die Zwischenzeiten stimmen zwar mit meinem Laufplan überein, aber meine Zielvorstellung von 200 km stimmt ganz und gar nicht mit meinem Körpergefühl.
Die Dunkelheit kommt früh, aber dadurch, dass es bei mir ohnehin nicht läuft, fühle ich mich im Dunkeln gar nicht so unwohl (wird das Elend wenigstens nicht von der Sonne beleuchtet). Conny überholt mich. Ich würde gerne ein Stück mit ihr laufen, kann das Tempo aber nicht halten. Die Luft reicht aber zum Jammern, was immerhin gut tut. Jutta Jöhring ist auch nach Uden gekommen und startet im offenen Wettbewerb. Zuerst will sie 3 Stunden laufen, dann 100 km ... aber natürlich ist sie am Sonntag um 14 Uhr immer noch auf der Strecke. Es gelingt ihr nicht, mich aufzubauen (und das will was heißen), denn ich habe meine Ziele realistisch auf Ankommen heruntergeschraubt.
In der Nacht scheuche ich erst einmal meine Betreuerinnen von den Stühlen, um mich sitzend auszujammern. Dass es nicht läuft, haben Elke und Wiltrut natürlich auch schon bemerkt. Sie verhalten sich ungeheuer taktvoll, und bieten mir alles an, was man sinnvoll zuführen kann – wohl wissend, dass das dem betreuten Objekt nicht wirklich zu helfen ist. Dafür wird es in der Nacht kalt, und durch die relativ lange Runde, sind die Pausen auch für die Betreuerinnen recht lang. Siggi empfiehlt mir eine Massage und erläutert, dass sich die investierte Zeit rechnet, wenn ich dadurch auf der Strecke bleiben kann. Der Vorschlag gefällt mir, und im Gegensatz zur Argumentation bzgl. des „engagierten Gehens“ in Scharnebeck, ist hier nicht nur der Verstand angesprochen. Ab ins gewärmte Massagezelt, wo ein netter niederländischer Masseur nicht nur eine einfühlsame Massage der Oberschenkel bietet, sondern auch unterhaltsame Konversation. Nach der Massage soll ich vorsichtig anlaufen. Auch dieser taktische Hinweis begeistert mich. Muss ich also darauf verzichten, durch Zwischenspurts Kilometer gut zu machen. Ich kann mich gut beherrschen und komme auch recht problemlos in einen Laufschritt, nur ist der schrecklich langsam. Ich habe aber die Zuversicht, dass ich das Rennen beenden kann, ohne mir gesundheitlich zu schaden und ohne mich bis auf’s Blut zu quälen. Komischerweise fällt es mir sogar leichter als in Scharnebeck. Die lange Nacht ist gar nicht so schlimm, Zeit und Runden sind Schall und Rauch. Der Magen ist erstaunlich gut, auch wenn er Nudeln in der Nacht empört und prompt wieder von sicht weist. In der Nacht wird es auf der Strecke deutlich leerer, wenngleich einige wahrhaftig noch in kurz laufen und in beachtlichen Tempi vorüberziehen. Interkulturelle Eigenschaften kann man bei einer WM natürlich auch beobachten. So sind Asiaten ausnehmend höflich, und konsequent klopft ein Japaner an, bevor er auf’s Dixi-Häuschen (wie die niederländische Miettoilettenfirma heißt, ist mir entfallen, obgleich ich zigmal vorbeigelaufen bin – es ist wahrnehmungspsychlolgisch durchaus interessant, was man nicht wahrnimmt) geht.
Wie üblich tut sich in der Nacht einiges, so auch im deutschen Team: Conny und Mereth bekommen Kreislaufprobleme und müssen die Strecke zwischenzeitlich verlassen. Jens lag prima im Rennen, hatte zwischendurch Probleme, fing sich wieder, muss jedoch den Lauf abrechen, weil er Schlangenlinien läuft. Thorsten Blumtritt bricht schon früh ab, weil es für ihn bereits in der ersten Hälfte nicht mehr läuft. Auch Wolfgang hat mit Magenproblemen zu kämpfen. Bei den anderen läuft jedoch alles im grünen Bereich.
Ich merke als es richtig kalt wird (5 Grad) auch meinen Kreislauf oder ist es vielleicht nur eine unüberwindliche Unlust mit dem übermächtigen Wunsch nach Erwärmung? Ich gehe also noch einmal in das Massagezelt und lege mich hin. Die Liegen sind bereits international gut belegt, ich erwische die letzte freie. Leider wird mir auch unter der Decke nicht warm. Ich friere so vor mich hin und finde keine bequeme Position, so dass mit einer Schlafpause nichts ist. Also doch wieder aufstehen, denn dann kann ich mich vor den Heizofen stellen. Der ist mollig warm und tut mächtig gut. Elke kommt ins Zelt und fragt zunächst, was ich denn da am Schuh habe. Nähere Betrachtungen ergeben, dass es sich um eine Nudel handelt. Fast wie bei Loriot (Sagen Sie jetzt nichts... So sagen Sie doch irgendwas...). Ich jammere wieder ein bisschen (das einzige, was bei dieser WM richtig gut klappt). Elke hatte vorher zwar getönt, dass ich diesmal von Betreuerinnenseite nicht wie ein rohes Ei behandelt, sondern erbarmungslos auf die Strecke gejagt würde. Jetzt schlägt sie indessen vor „Dann lass es doch.“ Dazu geht es mir aber doch nicht schlecht genug. Ich kann zwar keine Leistung bringen, aber quälen muss ich mich nicht wirklich, und wahrscheinlich fühle ich mich besser als 75% derjenigen, die noch immer ohne Unterlass ihre Runden ziehen. Also schlurfe ich weiter über die Runde, Elke und Wiltrut tragen’s mit Fassung und betreuen so viel es da eben noch zu betreuen gibt.
Haferschleim ist nach wie vor der Renner, allerdings habe ich statt Salz Knoblauchsalz zum Würzen eingepackt, was geschmacklich keine echte Offenbarung ist.

Auch die längste Nacht geht mal zu Ende und gegen 6 Uhr kann man das Morgenlicht schon ahnen. Der Himmel wird langsam strahlend blau, doch es bleibt kalt. Irgendwann am Morgen sitzt Conny auf dem Stühlchen und trinkt Cappucino. Da setze ich mich gerne dazu, wir tauschen uns darüber aus, dass es einfach nicht läuft und es nur noch um’s Durchkommen geht. Gemeinsam jammert es sich noch besser, und es ist geradezu ein idyllischer Moment: warmer Cappucino, ein bequemer Stuhl, die Morgenstimmung und der Blick auf die Strecke, die jetzt doch recht unterschiedliche Laufstile an uns vorbeispült.
Ich laufe wieder, allerdings überholt Jutta mich im engagierten Gehschritt gnadenlos. Jetzt beginnen auch langsam im vorderen Feld die Entscheidungen zu reifen. Wolfgang muss am Morgen aussteigen. Der führende Paul Beckers (BEL) kann die Früchte seines mutigen Tempos ernten und wird am Ende mit einer Weltklasseleistung von 270 km gewinnen. Bei den Frauen wendet sich dagegen das Blatt. Edith Berces, die bis spät in die Nacht ein beeindruckend hohes Tempo lief und vom flüssigen Laufstil wie die sichere Siegerin aussah, bekommt in den letzten Stunden gravierende Problem und wird auf Platz 4 durchgereicht. Mit Irina Reutovich (237,052 km) gibt es aber auch nicht gerade eine Überraschungssiegerin. Die Russinnen sind überhaupt mal wieder unerreichbar und dominieren das Rennen. Bei den Männern sind es in nicht ganz so ausgeprägter Dominanz die Belgier. Im deutschen Team läuft Heike Pawzik auch gegen Ende locker (na ja, was man nach 21 Stunden so locker nennen kann) und zügig. Auch Mereth hat sich wieder gefangen und läuft einen flotten Stiefel. Allerdings war der Einbruch in der Nacht zu heftig, um die anvisierte Kilometerzahl zu erreichen (182,463 km sind deutlich unterhalb ihres Potenzials). Mit beeindruckender Konstanz ziehen Chrsitine Sextl und Marianne Dahl bis zur letzten Minute ihre Runden durch und machen immer mehr Boden gut. Beide laufen persönliche Bestleistung. Christine mit 196,929 km, Marianne mit 195,324 km. Das bedeutet deutschen Rekord in der W60 und Weltrekord in der W55 (weil hier das Geburtsdatum und nicht das Geburtsjahr zählt). Im deutschen Team ist dies sicher die herausragendste Leistung. Heike überläuft zum zweiten Mal die magische 200-km-Marke und kann sich mit 202,052 km über persönliche Bestleistung freuen (den Spartathlon ein paar Wochen vorher hat sie wieder mal locker weggesteckt). Die drei verbleibenden deutschen Männer ziehen ihr Rennen durch und zeigen Kämpferqualitäten. Karl Graf hat den Transeuropalauf offenbar prima verkraftet und kann 235,034 km verbuchen. Sigurd Dutz (227,495 km ) und Gerald Dudacy (227,495 km) können ihre gute Leistung bei den Deutschen Meisterschaften bestätigen. Jutta Jöhring wird mit 174 km im offenen Wettbewerb zweite Frau. Conny (174,255 km) und ich (167,486 km) sind von der Kilometerzahl nicht gerade begeistert, aber froh, am Sonntag um 14 Uhr das Ende auf der Stadionbahn erleben zu dürfen.
Es ist gegen Nachmittag richtig schön warm in der Sonne, was den geschundenen Knochen gut tut. Die Siegerehrung wird zügig auf der Bühne im Stadion durchgeführt, und unsere drei Bestleistungsläuferinnen haben mit ihren guten Resultaten den dritten Platz in der europäischen Teamwertung erlaufen – bei dem starken Feld eine Leistung, mit der nicht unbedingt zu rechnen war. Das Männerteam belegte in der starken Konkurrenz Rang 7 Insgesamt war die Word Challenge für mich ein Riesenerlebnis. Das Zehn-Kleine-Negerlein-Syndrom gehört zu den 24 Stunden eben dazu und macht ja auch irgendwie die Spannung aus.

Ilona Schlegel


© Ilona Schlegel , 28. Oktober 2003
i.schlegel-vij@netcologne.de

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