Robert Pollhammer , 03. März 2004

Yukon Arctic Ultra

Hallo liebe (Ultra-)Marathon-Sportler und YAU-Freunde,

Die zweite Ausgabe des YAU ist beendet. Wie im letzten Jahr war der Yukon ein perfekter Gastgeber. Alle, die mit dem Rennen zu tun haben, Guides, Orga-Team, Sponsoren und Partner der Veranstaltung, haben sehr hart daran gearbeitet, den härtesten (Ultra-)Marathon der Welt zu einem Erfolg zu machen. Und laut Feedback der Teilnehmer haben wir dieses Ziel auch erreicht.

Natürlich hat nicht alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Updates auf www.arcticultra.de waren teilweise nur sehr spärlich oder mit Verspätung vorhanden. Der englische Teil der Homepage hat gar einige Tage überhaupt nicht funktioniert. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Wir haben viel gelernt und eine Verbesserung für 2005 wird es sein, jemanden im Team zu haben, der zu 100% nur für Updates und Pressearbeit zuständig ist.

Die Leistungen jedes einzelnen Teilnehmers zu kommentieren, würde den Rahmen meines Berichts sprengen. Jeder, der den Mut hatte sich den Herausforderungen des Yukon Arctic Ultras zu stellen, ist in meinen Augen ein Held. Denn es ist schon eine Leistung, die Sicherheit der eigenen vier Wände zu verlassen und in dieser wilden Natur zu laufen, mit dem MTB zu fahren oder auf Langlaufskiern unterwegs zu sein. Egal, wie groß die zurückgelegte Distanz ist. Deshalb möchte ich mich bei allen Athleten bedanken, die nach Whitehorse gereist sind und am YAU 2004 teilgenommen haben.

Ein paar Geschichten möchte ich aber schon erzählen:

Ray Zahab, der Michelin Mann (so getauft, wg. seines Daunenanzugs), hat die 100 Meilen in 28 Stunden und 23 Minuten gewonnen. Das ist eine super Zeit! Das wirklich unglaubliche war jedoch, dass Ray im Finish ausgesehen hat, als wäre er gerade vom Einkaufen zurück.

Super natürlich auch die Leistung von Steve Bowron und Andrew Barnett. Beide waren bereits beim YAU 2003 dabei und mussten verletzungsbedingt aufgeben. Nicht so dieses Jahr. Andrew kam sogar als erster Läufer über die 300-Meilen ins Ziel. Dabei war er mehr als 24 Stunden schneller als die Sieger des Vorjahres. Allerdings musste der Waliser einen Preis für seinen Sieg zahlen: starke Erfrierungen an den Händen. Andrews Handschuhe waren nicht gut genug und er hat sich nicht rechtzeitig helfen lassen. Zum Glück wird er alle Finger behalten können. Aber es ist definitiv eine Warnung an alle zukünftigen Starter.

Wir hatten einen ?Engel? auf der Strecke. So hat es Nicola Bowron, eine freiwillige Helferin des YAU ausgedrückt. Denn Lynda Campbell aus Whitehorse hatte beschlossen, zwei anderen Teilnehmern zu helfen und darauf verzichtet, Tempo zu machen. Sie hat diese Teilnehmer aufgemuntert und bis zum 100 Meilen Finish begleitet. Als Lynda im Ziel war, ist sie gleich wieder nach draußen, um einem weiteren Teilnehmer moralische Unterstützung für die letzten Meilen zu geben. Das finde ich einmalig.

Für die deutschsprachigen Teilnehmer war der YAU ein klasse Erlebnis. Wenn es auch nicht für alle nach Vorstellung gelaufen ist. So war zum Beispiel Sven Riedesel hoch motiviert, trainiert und bestens ausgerüstet nach Whitehorse gekommen. Doch nach 171 Meilen war sein Rennen beendet. Das viele Schieben des MTB und die langen Nachtetappen haben dem erfahrenen Ausdauersportler zu sehr zu schaffen gemacht.

Angela Ngamkam und Edgar Kluge hatten ebenfalls zu kämpfen. Doch es hat sich ausgezahlt, dass die beiden zusammen unterwegs waren, Auf diese Weise konnte Edgar Motivationshilfe leisten, als Angela kurz davor war irgendwo zwischen Dog Grave Lake und Braeburn aufzugeben. Beiden haben lange vor Ablauf des Zeitlimits das 100-Meilen Finish erreicht.

Sehr schwer war das Rennen für Oliver Lechtenfeld. Er hatte in der Anfangsphase des Rennens sehr zu kämpfen. Dadurch haben er und sein Rennpartner, Herbert Seimetz, viel Zeit verloren. Zuviel Zeit, wie sich später herausgestellt hat. Ähnlich ist es Andreas Reindl ergangen, der sich Oliver und Herbert angeschlossen hatte. Am Schluss war nicht mehr genug Zeit, das Ziel zu erreichen. Die Konsequenz: Aufgabe. Doch das tolle war, zu sehen, wie die drei dennoch Spaß an der Natur und der Herausforderung hatten. Zumindest war das unser Eindruck, wenn wir die Jungs ?besucht? haben ?

Ein ganz besonderes Erlebnis hatte Achim Heukemes, einer der besten Ultraläufer Deutschlands. Achim hatte sich nachts neben den Trail gelegt, um ein wenig auszuruhen. Kurz darauf kam Steven Bowron, der neben Achim seinen Schlafsack ausgerollt hat. Soweit noch alles normal. Doch beim Aufstehen hat der Gräfenberger eine falsche Entscheidung getroffen. Er war der Ansicht, dass er vor Steve bleiben muss. Dabei war ihm aber entgangen, dass der Engländer ihn überholt und sich erst dann hingelegt hat. Das kann passieren. So ist Achim für fast 4 Stunden in die falsche Richtung gelaufen ? in die Richtung aus der er eigentlich gekommen war. Plötzlich ist ihm dann Wilco van den Akker aus den Niederlanden begegnet. Nach kurzer Verwirrung war es Achim dann klar, dass er einen Fehler gemacht hat. Uns allen hat dabei imponiert, wie leicht Achim Heukemes den Zeitverlust weggesteckt hat. Sehr schnell konnte er darüber selbst lachen. Hut ab, Achim.

Besonders beeindruckt hat mich ein weiterer deutscher Teilnehmer an der 300 Meilen Distanz, Joachim Rintsch. Selten habe ich jemanden erlebt, der so konstant und immer gut gelaunt unterwegs war. Nicht einmal hat Joachim die Beherrschung verloren oder gemeckert. Sogar als er den Trail nach Pelly Farms nicht gleich gefunden hatte und wieder zurück zum Checkpoint gehen musste, war Joachim ganz ruhig und hat sich den Weg erklären lassen.

Pech hatte Rene Nüesch aus der Schweiz. Nach einer erfolgreichen Teilnahme als Läufer beim 100-Meilen YAU 2003, wollte Rene die 300 Meilen auf Langlaufskiern absolvieren. Doch wenige Tage vor Start hat Rene sich bei einem Sturz verletzt. Um keine Verschlechterung seines Gesundheitszustands zu provozieren, hat er sich dann für einen Start über die 100-Meilen Distanz entschieden. Ohne Skier. Ähnlich wie Joachim, ist Rene ein sehr ausgeglichener Mensch und er hat die 100 Meilen schneller absolviert als so mancher Teilnehmer ohne eingeklemmten Nerv.

Ein deutscher Teilnehmer fehlt mir noch. Udo Möller. Udo ist unser erster Sieger über die Marathondistanz. Für den erfahrenen Athleten war nur der Schluss des Rennens ein wenig anstrengend. Ansonsten würde ich sagen, ist der Presse-Experte aus Hannover ein Kandidat für die 100 Meilen im Jahr 2005.

Ein weiterer toller Athlet ist Andy Sterns aus Fairbanks. Andy hatte vor Jahren einen schweren Unfall. Die Ärzte haben ihm dann mitgeteilt, dass er wohl nicht mehr gehen wird. Und Rocky Reifenstuhl meinte dazu: ? ? Es stimmt. Andy geht jetzt nicht mehr. Er läuft stattdessen als Teilnehmer bei den härtesten Ultrarennen der Welt.? Und so zeigt uns Andy, dass Aufgeben nicht sein Ding ist. Als erster Teilnehmer hat er jede einzelne der 300 Meilen mit Langlaufskiern zurückgelegt.

Rocky? Naja, da fehlen mir ein wenig die Worte. Er ist wieder gekommen und hat wieder gewonnen. Dabei war er so schnell unterwegs und soweit vor allen anderen Teilnehmern, dass ich schlaflose Nächte hatte. Wir alle bewundern ihn und haben ihn ?the animal? getauft. Ich glaube Rocky fährt mit seinem MTB mehr gegen sich selbst. Doch, sollte er nächstes Jahr wieder dabei sein, gibt es hoffentlich ein paar Teilnehmer, die ihm ein wenig Feuer unter dem Hintern machen können.

Zum Schluss möchte ich noch mal allen danken, die am Erfolg des YAU 2004 beteiligt waren: den Teilnehmern, Shelley Gellatly, Mike and Jessica Simon, Ingrid and Rolf Schmitt, Don Banks, Shirley Thompson und dem ganzen Team von Eventrate, den besten Guides, die man sich wünschen kann, Gary, Craig und Murray, unseren Gastgebern an den Checkpoints, allen freiwilligen Helfern, unseren Sponsoren und Partnern Norcan, McPherson Rentals, Coast Mountain Sports, Yukon Tourism, City of Whitehorse, Yukon Quest, Air Candada, TIA, WTAY, High Country Inn, the Heat Company, back alley gallery, allen Zulieferern für das Welcome Package der Athleten, Gerina AG für eine tolle Website, Werner Walcher und den Journalisten/Fotografen Armin Schirmaier, Stephan Kappes, Chrissy Müller, Danny Strasser, Joseph Scheppach, Bob Mackin und Udo Möller.

Merchandise

Ich habe noch einige TNF El Cap Race Shirst (EUR 40,-) und Marmot Finisher Vests (EUR 95,-). Wer Interesse hat, bitte melden. Beim Kauf von Shirt und Weste gibt es einen Aktionspreis von EUR 120,-

YAU Photos online

Mittlerweile gibt es zahlreiche Fotos auf www.arcticultra.de. Und es werden noch mehr.

YAU 2005

Wir haben wieder viel dazu gelernt dieses Jahr. Deshalb wird es für 2005 die ein oder andere Verbesserung geben. Den nächsten Newsletter wird es geben, sobald klar ist, wann die dritte Ausgabe des YAU stattfinden wird. Das hängt wiederum vom Yukon Quest ab ? den, nebenbei bemerkt, hat Hans Gatt dieses Jahr zum dritten Mal hintereinander gewonnen! Denn nächstes Jahr werden wir einen Tag nach dem Quest auf den Trail gehen. Das gibt uns jede Menge Zeit, den spektakulären Start des härtesten Hundeschlittenrennens der Welt zu erleben.

Grüße aus München
Robert Pollhammer


© Robert Pollhammer , 03. März 2004
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http://www.arcticultra.de/

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