Zufälliges Zitat

"No matter what hurts at the beginning, by the end of the race something else will hurt worse."

Bob O'Connor

Nächster Ultramarathon

Stefan Schlett , 03. Mai 2004

Zum tiefsten Punkt der Erde

"Welcome in Jordan" - das bekomme ich bei meinen Reisen durch das Land immer wieder zu hören. Jordanien ist ein sympathisches Land, die Bevölkerung aufgeschlossen, freundlich und hilfsbereit. Die Menschen bitten sogar darum, fotografiert zu werden (wo gibt es das sonst noch?) und haben Spaß daran, an uns Ausländern ihre englisch Kenntnisse zu testen. König Hussein hat das Land ein halbes Jahrhundert lang mit Geschick und Diplomatie durch die Wirren der Nahostkriege geführt und den fünf Millionen Jordaniern einen bescheidenen Wohlstand gebracht. Nach seinem Tod im Februar 1999 übernahm sein Sohn König Abdullah II das Zepter. Mit einem westlich orientierten Kurs garantiert er weiterhin ein gewisses Maß an Frieden, Stabilität und Wirtschaftswachstum. Das Haschemitische Königreich Jordanien ist ein junges Land mit alter Geschichte. Über den Schichten der Antike liegt ein Land von faszinierender Schönheit und großer Gegensätze: Das fruchtbare Jordantal, Wüsten Canyons, Berge, prächtige Burgen und Jagdschlösser, die Wildnis von Wadi Rum, die Korallenriffe des Roten Meeres, erholsame Kurorte in der Region des Toten Meeres. Es gibt hier Monumente aus jedem Zeitalter der Menschheit, gekrönt von der aus Fels gemeißelten Stadt Petra und der alten Römerstadt Jerash. Jordanien, das Land der Vielfalt, ist eine Oase im Pulverfass Naher Osten.

Hier findet seit nunmehr 11 Jahren der einzige regelmäßig ausgetragene Ultralauf im Nahen Osten statt. Es ist dazu noch der tiefste der Welt. Ein Straßenlauf über 50 km, von der Hauptstadt Amman in 900 m Höhe, runter zum Toten Meer, dem mit 416 m unter dem Meeresspiegel tiefsten Punkt der Erde. Die Läufer haben somit ein Gefälle von 1300 Metern zu bewältigen und können einzeln oder in Staffeln von 2-4 Personen antreten. Als Rahmenprogramm gibt es noch Marathon (mit entsprechend versetzter Startlinie), Halbmarathon (Start auf Meeresspiegelniveau, Ziel ebenfalls am tiefsten Punkt der Erdoberfläche) und einen 4,2 km Junior Marathon für Kinder und Jugendliche. Das Rennen wurde 1993 als Lokalveranstaltung von den Ammen Road Runners gegründet. Stefan Schlett (Teilnehmer am Ultra) und Wolfgang Löscher (Teilnehmer am Marathon) waren 1997 die ersten deutschen Läufer. Mittlerweile hat sich die Veranstaltung zu einem beliebten internationalen Event gemausert. Auch wenn der Lauf im Jahre 2002 aufgrund von Unruhen wegen der Intifada in Palästina vom April auf den Oktober verschoben wurde und 2003 wegen dem Irak Krieg komplett ausfiel.

Aus 40 Läufer/innen bei der Premiere sind mittlerweile 1115 aus 40 Ländern geworden, was neuen Melderekord bedeutete. Ein Viertel davon sind Ausländer, selbst eine Laufgruppe aus dem benachbarten und vom Krieg zerrütteten Irak war anwesend. Mit 100 Teilnehmer/innen stellte Deutschland das stärkste ausländische Kontingent. 134 Einzel- und 157 Staffelläufer meldeten für den Ultra, 125 entschieden sich für Marathon. Die meisten Teilnehmer lockte der Halbmarathon (418) und der Junior Marathon (281). Die Erlöse aus den Startgeldern werden der "Society for Care of Neurological Patients" zur Verfügung gestellt. Eine Organisation die neurologisch erkrankte Patienten und deren Familien unterstützt. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft ihrer königlichen Hoheiten Prinz Ra’ad Bin Zeid und Prinz Firas Bin Zeid.

Der frühmorgendliche Ruf des Muezzin begleitet die Läuferschar zum Start, der um 6:30 Uhr am Stadtrand von Amman stattfindet. Es ist Freitag früh, der Sonntag der Moslems, der Tag an dem jeder gläubige Muslime zum Freitagsgebet die Moschee aufsucht. Ein kalter Wind bei knapp 10°C und bedecktem Himmel läßt die Läufer leicht frösteln. Später beim Abstieg sollte es dann wegen dem Höhenunterschied alle paar Hundert Meter etwas wärmer werden, bis zum Ziel ergeben sich so ca. 15° Temperaturunterschied. Die Straße ist für den Verkehr gesperrt und steht unter dem Schutz von Militär und Polizei, die die gesamte Strecke absichern. Nach 12 welligen Kilometern wird der Rand des Hochplateaus erreicht und unvermittelt beginnt der steile Abstieg. Kurze Zeit später zweigt links die Königsstraße ab. Diese bedeutende Handelsstraße, die als Fortsetzung der Seidenstraße galt, war schon vor über 3000 Jahren aktenkundig. Viele VIP’s zählten zu ihren Benutzern: Abraham und Saulus, Thutmosis III und Nebukadnezar, Jakob und Moses. Heute führt die Königsstraße durch eine grandiose Landschaft und vorbei an alten Kreuzfahrerfestungen zu den beiden wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes: Zunächst Petra, die berühmte, rosarote (wegen ihren in allen Regenbogenfarben schillernden Sandsteinfelsen), über 2000 Jahre alte, in den Fels gehauene Nabatäerstadt. Und das Wadi Rum: Sandsteinfelsen, die Eisbergen gleich, im Meer aus Sand zu schwimmen scheinen. Wadi Rum war während des arabischen Befreiungskampfes das Hauptquartier von Lawrence von Arabien und wurde durch den gleichnamigen Film weltberühmt.

Nach der Hälfte der Strecke taucht das Tote Meer am Horizont auf und der Blick schweift über den Jordangraben, dem tiefsten Punkt der Erdoberfläche. Im Altertum war das Jordantal einer der fruchtbarsten Landstriche im Nahen Osten, und einige der ältesten Zivilisationen der Welt entstanden auf seinem Boden. Alle 4 km sind Verpflegungsstellen aufgebaut, an denen es allerdings nur Wasser aus Plastikflaschen gibt, keine feste Nahrung, wie sie bei einer Marathon- respektive Ultradistanz nun einmal nötig ist. Dies ist einer der großen Kritikpunkte der ansonsten hervorragend organisierten Veranstaltung. Auch im Ziel gibt es nichts zu Essen (außer in einem Restaurant, gegen Bezahlung). Dabei hat das Rennen zahlreiche Sponsoren, unter denen auch Lebensmittel- und Restaurantketten zu finden sind. Bei Kilometer 32 steht ein Steinmonument am Straßenrand, mit der Aufschrift "Sea Level" (Meereshöhe). Von nun an geht’s auf Tauchstation.........Sauerstoff und Lufttemperatur nehmen zu, dagegen nimmt die ultraviolette Strahlung durch die hohe Luftdichte ab, so daß die Gefahr von Sonnenbrand vermindert wird. Links der Laufstrecke liegt nun ein weiterer historischer Zeitzeuge, der Mount Nebo. Dies ist der Berg auf dem Moses starb, nachdem er das gelobte Land erblickte.

Wegen der Grenznähe zu Palästina sind nun vermehrt Kontrollposten entlang der Straße zu passieren. In den Anfangsjahren war dies ein Problem, da immer wieder Läufer für längere Zeit festgehalten wurden. Gewöhnungsbedürftig war auch die Tatsache, daß Athleten in Laufbekleidung, besonders Frauen, auf der Straße laufen. Dies ist in arabischen Ländern nicht unbedingt üblich. Mittlerweile geht Königin Rania, die in den vergangenen Jahren selbst am Rahmenwettbewerb teilgenommen hat, mit gutem Beispiel voran.

Bei Kilometer 40 wird die Straße von einem schwer bewaffneten Militärposten abgeriegelt. Geradeaus führt sie nach ca. fünf Kilometern direkt zum Jordan, der hier ins Tote Meer fließt und die natürliche Grenze zwischen Palästina und Jordanien bildet. Die Laufstrecke biegt nun zum Wadi Araba Highway ab, der an den Abhängen des Toten Meeres und später durch geniale Wüstenlandschaften direkt nach Aqaba am Roten Meer führt. Starker Gegenwind erzeugt eine sandige Atmosphäre in der Wüstenlandschaft und macht den Läufern auf dem letzten, nunmehr flachen Abschnitt, das Leben zusätzlich schwer. Die Jordanier Ali Al Smadi und Salameh Acra teilen sich die Siegprämie in 3:02:37 Std., die erste Frau kommt aus Kanada - Karen Betton benötigt 4:23:26 Std. Der Marathon ist in deutscher (Christine Trommer in 3:47:06 Std.) und spanischer Hand (Francisco Lazaro Sesa in 2:23:15 Std.).

Der Amman Tourist Beach mit seinen Einrichtungen ist ein ideales Zielgelände zum erholen und relaxen. Wer sich auf den warmen Fluten des Toten Meeres treiben läßt, hat die Strapazen des Laufes schnell vergessen. Da das Tote Meer aufgrund seiner tiefen Lage logischerweise keinen Abfluß hat, bildet sich durch Verdunstung eine extrem hohe Salzkonzentration, die in etwa dem neunfachen des Mittelmeerwassers entspricht. Man kann deshalb auf dem Wasser treiben, ohne unterzugehen. Alljährlich suchen Tausende von Menschen die unter Haut-, Gelenk- und Atemwegserkrankungen leiden das Tote Meer auf. Der hohe Sauerstoffgehalt, die dichte chemische Konzentration im Wasser und der therapeutische Schlamm bewirken Linderung oder sogar Heilung von diesen Leiden. Der Genießer fährt noch 15 km weiter entlang des Toten Meeres: hier sprudeln aus den Bergen die heißen Quellen von Ma’in. Die warmen Wasserfälle und Pools sind eine Wohltat für die vom bergab laufen gemarterten Laufwerkzeuge. Ein Kuriosum ist auch die Tatsache, daß man hier, 400 m unter der Meeresoberfläche, Bergsteigen kann.

Stefan Schlett


Fakten

Der Amman to Dead Sea Ultra Marathon mit Rahmenwettbewerben findet alljährlich am 2. Freitag im April statt. Die nächste Ausgabe ist am 15.04.05.

Seit letztem Jahr gibt es zusätzlich je einen Halbmarathon in Amman, im September und in Aqaba im Dezember.

Letzterer ist besonders reizvoll, da er mit einem Tauchurlaub am Roten Meer kombiniert werden kann. Die Korallenbänke in Aqaba gehören zu den schönsten der Welt, die zahlreichen Tauchbasen haben internationales Niveau.

Kontaktadresse für alle Veranstaltungen:

The Dead Sea Ultra Marathon

P.O. Box 940 222

Amman 11194

Jordanien

Tel.: 00962-6-56 77 660

Fax: 00962-6-56 60 296

Email: scnp@nets.com.jo

Internet: www.deadseamarathon.com

Infos zu Jordanien:

Royal Jordanian Airlines und Lufthansa fliegen vier mal wöchentlich von Frankfurt nach Amman, Flugzeit 4 ½ Stunden. Royal Jordanian fliegt zusätzlich zwei mal wöchentlich von München. Der Queen Alia Airport ist 32 km von Amman entfernt.

Zur Einreise genügt für deutsche Staatsbürger ein Reisepaß, der noch mindestens 6 Monate gültig sein muß und ein Visum. Dieses gibt es vor Reiseantritt bei der Botschaft des Haschemitischen Königreiches Jordanien in Berlin oder direkt bei der Einreise gegen Gebühr. Das Visum ist zwei Wochen gültig und kann in Polizeistationen in Jordanien verlängert werden.

Zeitunterschied zu Deutschland: + 1 Stunde (Eastern Time)

Die arabische Kultur zu entdecken und zu erleben ist spannend und faszinierend zugleich. Leider ist sie durch die jüngsten politischen Ereignisse zu Unrecht verunglimpft worden. Seit dem Irakkrieg hat Jordanien einen Einbruch im Tourismus zu verzeichnen. Das hat dieses Land nicht verdient, denn es ist sicher und politisch stabil.

Touristische Informationen gibt es beim:

Informationsbüro Jordanien

Weserstr. 4

60329 Frankfurt

Tel.: 069-92 31 88 41

Fax: 069-92 31 88 79

Email: jordan@adam-partner.de

Internet: http://www.see-jordan.com/


© Stefan Schlett , 03. Mai 2004
ultraschlett@gmx.de

Weitere Info's und Berichte zum Lauf: