Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Bericht Mein 2. Marathon auf dem roten Felsen, mit Vorgeschichte - Ultramarathon beim Steppenhahn (05.2004)
Jürgen Hoffmann , 24. Mai 2004

Mein 2. Marathon auf dem roten Felsen, mit Vorgeschichte

Der VfL Fosite Helgoland hatte wieder nach den Marathonis gerufen und sie waren gekommen, diesmal mit Teilnehmerrekord.

Die Vorgeschichte:

Vorsicht, die Vorgeschichte ist länger als der Lauf selbst, aber gehört einfach dazu.

Bei einer Bierlaune unmittelbar nach dem 50 KM Ultra in Rodgau, hatten Jürgen Rodeland und ich uns als Zielzeit für den Helgoland-Marathon 2004 die Zeit von 3:45h vorgenommen. Meine Vorbereitung dazu startete ich am 29.02.2004 mit dem 33 KM FunRun um den Frankfurter Flughafen. Gleichzeitig wollte ich durch Bierverzicht und Kilometerfressen mein derzeitiges Gewicht bis Helgoland auf 67,5 kg reduzieren. Dieses Ziel hatte ich bereits am 1. Mai erreicht, fehlte nur der Helgoland-Marathon in 3:45h.

Meine Frau und ich trafen schon voller Vorfreude am 06.05.2004 auf Helgoland ein. Wir hatten das gleiche Zimmer wie im Vorjahr, nur das Wetter war diesmal nicht so schön. Nach dem obligatorischen Inselrundgang, zog ich mir die Laufsachen an und absolvierte einen Lockerungstestlauf über den Klippenrandweg, das Mittelland, den Südhafen, die Promenade und den Düsenjäger hoch zum Hotel. Es lief blendend bei 10° C und leichtem Nieselregen. Meine Motivation und die Erwartungshaltung an mich selbst steigerten sich gleichzeitig.

Am Freitag beim morgendlichen Spaziergang über den Klippenrandweg, traf ich Steppenhuhn Bernhard Sesterheim mit Gefährtin. Auch Sie waren bereits am Donnerstag eingetroffen. Jürgen Rodeland traf ich kurz vor der Startnummernausgabe und er hatte die Idee, Bernhard, Jürgen und mich als Steppenhuhn-Mannschaft zu melden. Zum Abendessen trafen wir uns im Unterland. Es hatten sich schon einige Läufer (Bernhard, Günter, Jürgen, Wolfgang und Roland) samt SupporterInnen zusammengefunden, aber auch für uns war noch Platz am Tisch. Jürgen und ich wiederholten unsere Marathonvorbereitungszeremonie vom Vorjahr, wir verzehrten jeweils 2 Hauptgerichte und füllten die wertvollen Leber-Alkogen-Speicher mit Weizenbieren. Nach hochgeistigen Gesprächen über das Laufen und den kommenden Marathon verabschiedeten wir uns bis zum Start.

Der Marathon:

Samstag, 8. Mai 2004. Nach dem ausgiebigen Frühstück (ich frühstücke auch vor einem Lauf wie immer), ging die leidige "Anzugsfrage" los. Nach einem Besuch beim Außenthermometer bei 8° C und sehr starkem Wind, war meine Kleiderordnung klar. Kurze Hose und langärmeliges Laufhemd sollten reichen (natürlich auch Strümpfe und Schuhe). Am Start traf ich dann die abendlichen Gefährten wieder, kurzer Smalltalk, mehrmaliges nervöses Blasenentleeren meinerseits, erneuter Smalltalk und dann ganz unspektakulär der Start um 9:15 Uhr.

Ich lief mit Jürgen R. sofort recht zügig los, beim 2. Km hatten wir einen Schnitt unter 5 Minuten, so mußte es weiter gehen. Dann kam aber auch schon der berüchtigte Düsenjäger für den ich extra trainiert hatte (in 2003 bin ich da immer hoch gegangen). Ich lief ohne Probleme die starke Steigung hoch, Jürgen immer dicht hinter mir bis zum Oberland, dort ließ er mich ziehen.

Ich schaute dauernd auf die Uhr, auf gar keinen Fall wollte ich am Anfang überziehen. Es lief gut, immer ca. 5er Schnitt und nie über 150 Hf. Die Lange Anna mit den beiden lieben älteren Herrschaften, genau wie im Vorjahr. Der Lummenfelsen mit dem Kreischen der Seevögel, und neu, der mit Windstärke 4-5 blasenden Gegenwind bis zum Tunnel am Funkturm.

Jetzt kam das starke Gefälle vom Oberland über das Mittelland bis in das Unterland am Südhafen, ich beschleunigte im Gefälle (meine Sehnen und Bänder können das inzwischen ab), und überholte etliche Läufer bis zum Feuerwehrmann Gerd, der mich vor dem "Wilden Westen" warnte. Was meinte er bloß? Beim Einbiegen in das Wellensturzbecken wurde es klar, Westernladies erwarteten die Läufer mit Erfrischungen.

Auf der jetzt etwas monotonen Strecke bis zum Wendepunkt der Mole spürte ich ein Stechen in der Lunge, war ich doch zu schnell? Nein, die Geschwindigkeit und die HF lagen im grünen Bereich, es lag wohl am Wind, denn ab dem Wendepunkt gab es Rückenwind, und ich begann sofort zu schwitzen und die Schmerzen waren weg. Ich lief jetzt recht entspannt im 5er Schnitt zurück durchs Wellensturzbecken und begegnete der Reihe nach Jürgen, Wolfgang, Roland und Bernhard.

Jetzt kam der weniger schöne Teil der Strecke, Betonwerk und Tonnenhof, durch den Südhafen wieder beim Feuerwehrmann Gerd vorbei auf die Promenade zum Ziel der Ersten Runde, die Uhr zeigte 51 Minuten, also immer noch ein Schnitt unter 5 (die erste Runde ist länger) und das war eindeutig zu schnell. Ich nahm etwas Tempo raus und trank an der Jugendherberge das Erste mal etwas Wasser.

Der 2. Düsenjäger wieder im Laufschritt, oben guckte meine Frau ganz ungläubig. Weiter, immer weiter, dauernd ging mein Blick zur Uhr, ich konnte es kaum glauben, ich lief wieder im 5 Schnitt und fühlte mich gut. Kein Stopp an der Verpflegungsstelle bei den Kleingärten, sondern weiter, weiter! Lange Anna, Gefälle, Tempo, Feuerwehrmann, Wilder Westen, Mole. Jürgen R. traf ich wieder exakt an der gleichen Stelle beim Rückweg durch das Wellensturtzbecken, Bernhard erst wieder beim Feuerwehrmann.

Was war das, ich hörte wie der Sprecher Siegfried Konjack einen Läufer mit Sonnenhut begrüßte, es war Wigald Boning. Der ist auch ein Steppenhuhn, und auch noch prominent. Er lief ca. 100 Meter vor mir. Den holst Du ein, schoß es mir durch den Kopf, und zwar bis zum Düsenjäger! Aber daraus wurde nichts, der Bursche war nicht nur prominent, sondern auch verdammt schnell. Ich sah ihn erst wieder im Wellensturzbecken, er kam mir entgegen!!! Ich lief meinen "Stiefel" weiter und ging noch recht locker in die letzte Runde.

Der letzte Düsenjäger brachte mich arg zum "Japsen", aber bei den Kleingärten lief alles wieder normal. Ein letztes mal Lange Anna mit den netten Herrschaften, die mir Tschüß bis nächstes Jahr zu riefen, über den Lummenfelsen, wo mich eine mir in den Weg laufende Spaziergängerin fast umrannte, zu den Treppen am Funkturm und durch den Tunnel ins "Flache". Endlich keine Steigung mehr, ein Blick auf die Uhr, die 3:45h waren erreichbar, jetzt galt es noch mal! Wigald kam mir kurz nach den Westernladies entgegen, wow, war der Mann schnell. Ich blickte jetzt minütlich zur Uhr und wußte, mein Ziel 3:45h würde ich nicht nur erreichen, sondern noch unterbieten.

Beim Gerd, dem lustigen Feuerwehrmann, begann ich den Endspurt, dann das Ziel, geschafft, 3:40h, persönliche Bestzeit, und das auf Helgoland! Meine Frau begrüßte mich im Zielbereich und ich war einfach nur glücklich. Steppenhuhn Wigald Boning gratulierte ich noch zu seinen sagenhaften 3:34h. Er wollte eigentlich woanders laufen und hatte sich kurzfristig für Helgoland entschieden.

Jürgen Rodeland (www.rodeland.de/laufen/helgoland_2004_01.htm) lief auch persönliche Bestzeit (3:55h), leider nicht 3:45h. Aber 2005 kommen wir wieder!!! Bernhard Sesterheim lief wie beabsichtigt ein schönes Rennen. Er hatte den Isar-Lauf vor sich und beteiligte sich nicht an unserer blöden Rennerei, unterstützte aber unsere Steppenhuhn-Mannschaft, die auf dem 11. Platz landete.

Mein persönliches Fazit:

Ich habe PB gelaufen, klasse. Aber, aber macht das immer Spaß? Ich jedenfalls bekomme von der Umgebung bei einem Rennen gegen die Uhr wenig mit. OK, erreichbare Ziele setzen und erreichen ist auch schön, aber "Genußlaufen" macht mehr Spaß. Ich freue mich schon auf den nächsten Ultra, das ist der 50 Km Westerwaldlauf www.tv-rengsdorf.de

Helgoland war wieder ein Erlebnis, ein wunderschöner Kurzurlaub, ein perfekt organisierter Marathon mit lieben, freundlichen HelferInnen. Vielen herzlichen Dank dafür!


© Jürgen Hoffmann, 24. Mai 2004

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