Thomas Enck , 12. Juli 2004

zum verhinderten Ultramarathon-Einstieg

Aus meiner Ultramarathon-Einstieg wurde leider nichts. Nicht, daß ich nicht gewollt oder gekonnt hatte, nein ich durfte nicht. Der Veranstalter des Härdler-Laufes hat leider fur die 44,5km-Langstrecke keine behördliche Genehmigung bekommen und hierüber auch nicht vorab informiert. So erfuhr ich hiervon erst bei der Startnummernausgabe vor dem Start.

Kurzentschlossen also auf die 26,2km-Mittelstrecke (die allerdings aus gleichen Grunden wohl nur knapp 25 km lang war) "umgebucht", welche zumindest etwa die gleichen Höhenmeter aufwies.

Unser Virtutel-Mitstreiter "Fortinbras" muß wohl sowas geahnt haben, denn obwohl er den Härdler vorgemerkt hatte, war er ausweislich der Ergebnisliste und seinen Virtutel-Eintragungen nicht da.

Also wenn schon nicht der erste Ultra, dann wenigstens der erste Laufbericht:

Nachdem es am Tag vorher wie aus Eimern gegossen hatte und auch am Vormittag immer wieder Regenschauer herunterprasselten, rissen punktlich zum Start die Wolken auf. Das schone Wetter sollte uns dann die nachsten Stunden erhalten bleiben.

Sofort nach dem Start ging etwas heftig einige Höhenmeter bergab auf Aspahlt. Dann drei Kilometer durch die Felder halbwegs eben bis zum Stadtteil Fleckenberg. Dort begann die Straße, auf der man nun lief, leicht anzusteigen. Dennoch konnte man bis zum Verlassen der Straße bei km 5 recht zügig Laufen. Dort die erste Verpflegungsstelle, an der die Kurzstreckenlaufer (12 km), kurz vor uns gestartet, abgebogen sind. Dann ging es schlagartig - zunachst ziemlich steil, spater moderater bergauf. Etwa 5 km (Km-Angaben sind bei diesem Lauf nur auf den letzten 3 km vorhanden "Noch 3,2,1 km") durfte die Steigungsstrecke (insgesamt ca 350 Höhenmeter) wohl fast ununtergebrochen betragen haben. Ein Teil davon nennt sich ubrigens "Indianerpfad" und hat sein Namen auch aufgrund der Bodenbeschaffenheit (nach dem vielen Regen sehr aufgeweicht) verdient. Wahrend die meisten Laufer hinten bereits bis zum Gesäß mit Schlamm bespritzt waren, blieben meine Waden halbwegs sauber. "Sauberer Laufschritt" bewunderten mich dann auch einige Mitlaufer. Stolz! Oder werde ich nur verulkt?

Auch die Steigungsstrecke habe ich mit Schwung genommen, schneller als ich dies jedenfalls bei der langen Variante getan hatte, und dabei einige Platze gutgemacht. Fast oben angekommen, kam dann ein sehr steiler Abschnitt. Hier habe ich es meinen Vorlaufern nachgemacht und bin gegangen (um sogleich von einigen Lauferinnen uberholt zu werden). Die Gehpause (oder das ISO an der nachsten Getrankestelle) ist mir dann schlecht bekommen, denn auf dem nachsten ebenen KM war erst mal die Luft raus und es uberholten mich einige, die ich an der Steigung zuvor hinter mir gelassen habe.

Wenige KM durften wir uns auf der Rothaarsteig-Hohe ausruhen und einige Ausblicke geniessen (die lange Variante fugt hier noch achtzehn weitere KM ein - man bekommt eine Ahnung, wieviel schoner die lange Variante noch ist), bevor es - im Sturzflug - wieder an die Vernichtung der vorher erarbeiteten Höhenmeter geht. Hier habe ich wieder Morgenluft geschnuppert und sogleich einige der Frevler, die meine Schwächephase ausgenutzt haben, wieder uberholt. Bergablaufen liegt mir wohl im Gegensatz zu vielen anderen recht gut. Obwohl ich als Flachländer nicht viel (Trainings-)Gelegenheit dazu habe. Wahrscheinlich hat mir mein letztjähriger Schweizurlaub und die dort zügig gelaufenen Bergab-Trainingspassagen noch geholfen, zumindest die Erfahrung daraus. Nach 3-4 km war die Hetzerei zu Ende und es ging - wieder an der ersten Verpflegungsstelle angelangt, auf die letzten 7 Flach-KM, zunachst 2 KM recht idyllisch an Wald/Wiesenrand entlang.

Nach erneuter Durchquerung von Fleckenberg dann die letzten 4 KM fast eben, nur noch mit leichten Steigungen. Nur noch leichte Steigungen? Ich bin fast hochgeschlichen und hab hier noch einmal einige Platze eingebüßt. Hier rächte sich natürlich die nicht optimale Laufeinteilung, bedingt durch die auf einen längeren Lauf ausgerichtete Vorbereitung und die Einstellung "Na, dann schaun mer mal, was ich auf einer kurzeren Strecke noch so drauf habe".

Das machte aber nichts, denn insgesamt hat's trotzdem Spaß gemacht.
Auch mit meiner Zeit 2:11:43 und Plazierung = 112 von 221 bin ich zufrieden. Schließlich war der größere Teil der Läufer wohl von vorneherein auf die mittlere Variante fixiert und damit entsprechend vorbereitet. Auch stammten die meisten Teilnehmer im Gegensatz zu mir aus eher hügeligen Gegenden. Meinen Kinder, die mich im Ziel bereits ungeduldig erwarteten, war ich mit 37 Minuten Ruckstand auf den Ersten allerdings nicht schnell genug. "Papa, du mußt nur genug trainieren, mal schnell und dann mal wieder langsam, dann kriegst Du vielleicht auch mal einen Pokal" fordert der Ältere. Also ich habe ihm das mit dem Intervalltraining nicht gesagt.

Nach dem Lauf bei der persönlichen After-Run-Pasta-Party beim Italiener: der nächste Wolkenbruch einschließlich Blitz und Donner. Ein Blick auf die Uhr bestätigt meine Vermutung: bei der langen Variante wäre ich jetzt noch auf der Strecke. Muß ich jetzt etwa noch der laufgenehmigungsverweigernden Behörde dankbar sein ....?


© Thomas Enck, 12. Juli 2004

Weitere Info's und Berichte zum Lauf: