Zufälliges Zitat

"Die größte Gefahr im Leben ist, daß man zu VORSICHTIG wird."

Theodor W. Adorno (1903-1969)

Nächster Ultramarathon

Ingo Schulze , 13. September 2004

4. Internationale Spreelauf 2004

Am Abend vor dem großen Start fanden sich die Teilnehmer im Stadion Hakenfelde ein. Unsere Schirmherrin war Frau Barbara Richstein, Ministerin der Justiz und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg. Leider war es ihr nicht möglich zu kommen, da sie in einem langen Stau stand. Bezirksbürgermeister, Herr Birkholz war vor Ort und wünschte allen Teilnehmern einen angenehmen Rennverlauf.

Unter großem Beifall starteten auf dem Marktplatz- Spandau, 5 Frauen und 29 Männer zum 408 Kilometerlangen Spreelauf. Ihr Ziel war nach 6 Tagesetappen der Ort Walddorf, wo sich eine der drei Spreequellen befindet. Der Ortsvorsteher von Eibau, Herr Frank Münnich, wünschte den Teilnehmern alles Gute und versprach uns schon jetzt einen schönen Empfang in Walddorf. Die Polizei geleitete die Teilnehmer den ersten Kilometer aus Spandau hinaus. Dann waren die Läufer unter sich und die ersten Positionskämpfe, in der Spitzengruppe, wurden untereinander ausgemacht. Wer glaubte, sich durch den quirligen Großstadtverkehr kämpfen zu müssen, wurde hier eines Besseren belehrt. Schon kurz nach dem Start ging es durch eine Schrebergartenkolonie und dann am Spreeufer, mit seinen vielen Ausflugslokalen vorbei, in Richtung Brandenburger Tor. Vorbei am Hotel Adlon, in Richtung Kreuzberg. Auf den breiten Fußgängerwegen war gut zu laufen. Schnell waren die Läufer am Müggelsee, wo sie wieder im Einklang mit der Natur waren. Um die Mittagszeit begann es stark zu regnen und ich fürchtete schon um die Versorgungsstände, denn wer isst schon gern etwas, was bereits im Regen aufgeweicht wurde? (Mancher würde sagen - dann brauche ich nicht einzustippen) Dann wurde es zunehmend freundlicher und der Wetterbericht meldete für nächsten Tag kaum Regen. Dann sollte es so richtig warm werden. Für einige ging die erste Etappe viel zu schnell vorbei, aber das war ja nur der Anfang!

Der zweite Tag sah schon trockener aus und ließ schönes Wetter erwarten. Ich ließ ab dem zweiten Tag die Läufer in zwei Gruppen starten. Die langsamere Gruppe des Vortages startete um 06:00 Uhr und meine "schnellen Hirsche" um 07:00 Uhr. Ich hatte eine Kamera dabei, aber das Fotografieren ist nicht unbedingt mein Ding. Ich wollte sie einem der Versorgungsposten aufs Auge drücken, aber die hatten alle selber eine Kamera dabei. Dann eben nicht und ich machte selbst einige Fotos. Ich stellte ich fest, dass noch ungeahnte Fähigkeiten in mir schlummerten. Meine Fotos waren nicht schlecht! Am "Forsthaus an der Spree" fanden die Läufer einen fürstlich, hergerichteten Verpflegungsstand vor. Den Wirtsleuten sei hier nochmals gedankt. Sebastian, der auch die Homepage erstellt hat, war auch Zeitnehmer. Die Zeiten wurden auf die Sekunde festgehalten. Auf dem Marktplatz in Fürstenwalde hatte ich ein kleines Problem, denn ich hatte es versäumt, mir eine Genehmigung zu holen, dass der Verpflegungsstand von Sigi dort stehen durfte. Was soll’s, das kann nicht so schlimm sein!

Der Dritte Tag. Es war heute sehr warm und es sollte bis zum Zieleinlauf auch so bleiben. Schönes Wetter hatte ich mir gewünscht, dass hatte ich jetzt im Überfluss und wollte daher nicht undankbar sein. Gleich drei Läufer sind heute gar nicht erst angetreten. Es war schade, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden, auch wenn ihm dieser Entschluss später vielleicht leid tut. Meine Streckenmarkierer waren heute etwas übermütig, denn sie schrieben die lustigsten Sprüche mit Tafelkreide auf den Asphalt. Spaß muss sein und die Läufer blieben sogar zum Teil stehen, um den Spruch zu lesen.

Ilse, die Frau vom Streckenmarkierer Horst Straube, hatte heute Geburtstag und sie erwartete die Läufer mit selbstgebackenem Kuchen in Cottbus. Hier langte jeder gern hin. Allen voran, der spätere Sieger, René Strosny. Ich erklärte ihm 10 km zuvor, dass er noch Zeit herauslaufen muss, um sich bei Ilse etwas länger aufhalten zu können. Als Dank gab es für Ilse einen schönen Blumenstrauß, den meine Frau Inge im nahegelegenem Blumenladen auftrieb. Ich fuhr, wie jeden Tag die Versorgungsstände ab und traf am 5. Versorgungsstand auf die Polizei. Habe ich noch etwas vergessen? Nein, es hatte mit dem Spreelauf nichts zu tun und die Beamten erkundigten sich freundlich nach dem Rennverlauf, denn unbekannt war der Spreelauf in dieser Region nicht. Heute sind noch einmal drei Leute ausgestiegen. Es tat mir um jeden leid, den ich nicht nach Walddorf bringen konnte - schade!

Vorletzter Tag. Es kam schon jetzt Zieleinlaufstimmung auf. Der heutige Tag noch und morgen auslaufen, was kann da noch passieren? Jörg König hatte heute seinen 55. Geburtstag und vor dem Start bekam er noch ein Ständchen mit einigen schrägen Tönen zu hören, ich hatte nämlich mitgesungen! Ich sage es schon jetzt: Meine Inge fragte nach dem heutigen Datum. Was sollte diese Frage? Es war der 04. September 2004, was sollte an dem Datum besonderes sein? Blöde Frage! Ich brauchte eine ½ Stunde, dann kam es mir. Oh, Mann! Es war unser 33jähriger Hochzeitstag. Mal sehen, was sich noch machen läst. Der heutige Tag war für mich etwas stressiger, als die Tage zuvor. Ich weiß aber nicht warum. Bisher lief alles ab, wie ein Drehbuch. Hatte ich vielleicht Befürchtungen, dass doch noch etwas schief geht? Es lief alles wunderbar: Die Strecke war gut markiert, das Frühstück und Abendessen immer reichhaltig und die Unterkünfte boten genug Platz. Ich hatte also allen Grund meine gute Laune zu behalten! Beim Abendessen beichtete ich meinen Patzer vor versammelter Mannschaft, dass ich den Hochzeitstag vergessen habe. Von einigen Damen erhielt ich einen strafenden Blick. Ich dürfte aber nicht Ingo heißen, wenn mir nicht spontan etwas einfiele. Hastig pflückte ich einige Wiesenpflanzen (Blumen wäre zuviel gesagt) und übergab sie meiner Inge. Es hingen zwar noch einige Wurzeln dran, aber diese abzurupfen, hatte ich keine Zeit mehr. Inge ließ sie auf der Bank liegen und ein Teilnehmer benutzte meinen "schönen Strauß", um damit Fliegen totzuschlagen - Kulturbanause!

Spreelauf 2004

Den letzten Tag ließ ich in drei Gruppen starten. 09:00 Uhr, 10:30 Uhr und 11:30 Uhr. Es sollte heute noch wärmer werden, als die Tage zuvor, weshalb jemand die späten Starts monierte. Die Gemeinde Walddorf hatte für uns ein Fest organisiert und man bat darum, dass der erste Teilnehmer nicht wesendlich früher im Ziel ist, als 16:00 Uhr. Nach meinen Berechnungen musste der erste Teilnehmer sein Ziel um 15:30 Uhr erreichen. So habe ich die Jahre zuvor aber auch gestartet und daran wird sich auch beim "5. Internationalen Spreelauf" 2006 nichts ändern. Der Empfang in Walddorf übertraf unsere Erwartungen. Etwa 250 Menschen erwarteten uns und jeder Teilnehmer wurde mit großem Beifall bedacht. Als sehr tragisch sah ich das Aussteigen vom Holländer Theo Cloostermann. Er stieg 33 km vor dem Ziel aus. Oh Mann Theo, dass hat weh getan. Ich litt mit ihm. Den letzten Tag konnte ich so organisieren, dass ich alle Verpflegungspunkte fremdvergeben konnte. Vereinsmitglieder des OSC Löbau und Privatpersonen übernahmen die Verpflegungsstände und die eigentlichen Betreuer konnten IHREN Athleten im Ziel in Empfang nehmen.

Ich freue mich schon auf 2006, wenn es heißt: Auf zum 5. Spreelauf! Vom 12. bis 28. September 2005 startet der Deutschlandlauf, kurz "DL2005." Nach dem "TransEurope-FootRace" 2003 wollte ich mich eigentlich aus diesem GESCHÄFT zurückziehen. Ich sage aber: "Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist!"


Etappen:

 1. Spandau       nach  Neu Zittau     54 Km
 2. Neu Zittau    nach  Beeskow        70 km
 3. Beeskow       nach  Lübbenau  82 km
 4. Lübbenau nach  Spremberg      76 km
 5. Spremberg     nach  Bautzen        75 km
 6. Bautzen       nach  Walddorf       51 km
    Gesamtdistanz  408 km

Sieger:                              Siegerinnen:    
1.  René Strosny    32:30:57 Stunden    1. Simone Stegmaier 42:45:25 Stunden
2.  Marco Ziechmann 34:42:35 Stunden    2. Heike Pawzik     50:54:39 Stunden
3.  Henry Wehder    35:53:30 Stunden    2. Marianne Dahl    50:54:39 Stunden
                                        4. Regina van Geene 56:43:45 Stunden


© Ingo Schulze, 13. September 2004

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