Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

News - Ultramarathon beim Steppenhahn (12.2002)

Reisebericht nach Lissabon

20.bis 25. November 2002

Am Dienstag, 20. November ließ ich mich von meiner Schwiegertochter zum Flugplatz fahren. Hier traf ich meinen Arbeitskollegen Luis Santos. Er sollte in den nächsten Tagen mein ständiger Begleiter für Lissabon sein. Er lebt seit dreißig Jahren Deutschland und sollte mir bei der Überwindung der sprachlichen Probleme in Portugal behilflich sein.

Spät abends landeten wir mit einer KLM Maschine in Lissabon. Luis hatte das Pech, dass sein Koffer offenbar verloren ging. Auch am darauffolgenden Tag war sein Koffer, nach wie vor, verschwunden. Auf Anfrage wurde ihm mitgeteilt, dass das System ausgefallen ist und man ihm keine weiteren Informationen erteilen konnte.

TransEuropaLaufMit dem Taxi fuhren wir zum Hotel. Wir hatten Glück, an der Hotelbar noch ein Bier zu bekommen, denn das hatten wir uns jetzt verdient und es tat gut, in aller Gemütlichkeit und einem kleinen Gespräch ein Bierchen zu trinken.

Am nächsten Morgen setzten wir uns bereits um 07:30 Uhr an den Frühstückstisch. Frisch gestärkt machten wir uns an diesem regnerischen Morgen zur nahegelegenen "Metropolitano de Lisboa" Station auf und fuhren mit der Metro zur Station Rato.

Nach einem kleinen Fußweg erreichten wir das Rathaus. Wir hatten hier einen Termin mit einem Vertreter der Stadtverwaltung, Senhor Joáo Pedro Goncalves Rereira. Anfangs hatte ich das Gefühl, als wenn unser Gegenüber einerseits einige Zweifel an dem Unternehmen hatte und andererseits schien ihn das Ganze sehr zu interessieren, denn er machte sich unentwegt Notizen. Jedes mal, wenn er den Kugelschreiber beiseite legte, stieg sein Interesse. Luis war sehr redselig und ich hatte den Eindruck, dass er meine knappgehaltenen Fragen sehr geschickt herüberbrachte.

Ergebnis aus dem Gespräch mit Senhor Pereira:

  1. Er bat darum, dass der Start nicht um 09:00 Uhr, sondern erst um10:30 Uhr erfolgt.

  2. Der Start sollte auch nicht am "Vasco da Gama" sondern am "Torre de Belém" (Endeckermonument) erfolgen. Hier machte ich einen Einwand, weil die Strecke durch ganz Lissabon laufen würde und es für die Läufer knapp 20 km mehr ausmachen würde.

  3. Die Änderung des Starts sollte aber dennoch angenommen werden. Hier steht nämlich folgendes gegenüber, was jeden überzeugen sollte:

    1. Wir bekommen hier Unterstützung von 200 bis 300 Läufern. Alle diese Läufer und wahrscheinlich noch viel mehr, werden in einem riesigen Pulk mit uns laufen.

    2. Wichtig ist hierbei, dass der Wettkampf dann erst nach verlassen der Brücke beginnt. Bis dahin ist von jedem eiserne Disziplin gefordert.

    3. Die Polizei wird dieses Feld begleiten und absichern

    4. Warum sollte der Start ausgerechnet am "Torre de Belém erfolgen? Von hier aus starteten die großen Seefahrer, um die Weltmeere zu erobern und ihre Entdeckungsreisen zu machen. Der "TransEurope-FootRace" startet dort, wo die besagten Seefahrer starteten, um Europa läuferisch zu erobern!

    5. Ein Vertreter der Stadt und dieses wird voraussichtlich der Bürgermeister sein, wird den Startschuss zum "TransEurope-FootRace" geben.

    6. Der Taubenzüchterverein wird darum gebeten, dass sie mehrere Hundert oder sogar Tausend Tauben nach dem Startschuss fliegen lassen. Dieses wird aber noch mit dem Züchterverband abgeklärt.

    7. Es sollten alle, beim Start, ein einheitliches T- Shirt tragen. Es ist völlig undenkbar, wenn beim Start die Medien nicht auf breiter Ebene vertreten wären. Das T- Shirt sollte folgende Logos aufweisen. Logo der Sponsoren (keine Frage) Loge des "TransEurope-FootRace" und das Stadtlogo von Lissabon (eine Karavelle?)

    8. Es wird abklärt, ob die Polizeieskorte von der Stadtpolizei gestellt wird. Hier wird Rücksprache mit dem Staatssekretär vom Innenministerium gehalten.

Nach diesem Gespräch wurden wir von einem Chauffeur der Stadt zur Autovermietung gefahren. Der Chauffeur setzte uns bei der Autovermietung ab ab. Hier übernahmen einen TOYOTA-YARIS Er war gut ausgestattet und sein Geld wert.

TransEuropaLaufWeiter ging es dann, auf der Avenida de Brasilia, vorbei am "Padráo dos Descobrimentos" Denkmal (Endeckerfelsen zu Ehren, 500 Jahre nach der Entdeckung der neuen Welt) Dann ging es weiter zum "Torre de Belém" von wo aus der neue Start erfolgen soll.

Es dämmerte schon und der Nieselregen ließ etwas nach, so das wir vor dem Monument noch ein paar brauchbare Fotoaufnahmen machen konnten. Wir wollten von hier aus die Strecke bis zur Brücke "Vasco da Gamas" vermessen. Schon nach 6,4 km gerieten wir in eine Sackgasse. Also zurück und einen weiteren Versuch machen. Wir hätten nach 4,0 km nach links auf eine Brücke abbiegen müssen. Aber auch hier ging es schief. Wir kamen von der Strecke ab und gelangten dann über einige verschlungene Straßen wieder auf die Straße, welche am Tejo entlang führte. Schleppend bewegten wir uns durch den Feierabendverkehr in Richtung "Torre Vasco da Gamas" Für die Strecke von knapp 20 km benötigten wir 1:20 Std.

Wir befanden uns auf der Brücke "Vasco da Gamas" und wollten die Streckenbeschreibung von Manfred Leismann auf ihre praktische Brauchbarkeit prüfen. Manfred hat die Beschreibung sehr sorgfällig ausgearbeitet, so das man schon jetzt sagen kann, das der Streckenmarkierer, in der Regel ich, es sehr einfach hat, diese Strecke zu finden.

Nach Manfreds Beschreibung kam bei km 15 eine Tankstelle und so war es auch. Rechnet man ständig etwa 18 km vom "Torre de Belém" hinzu, dann waren wir bei km 33. Wir hielten kurz an, um einige Unterlagen zu sortieren. Mein Handy klingelte und es meldete sich der Herr von der Stadtverwaltung. Das Gerät ging sofort an Luis. Er richtete uns aus, dass wir am Freitag einen Termin mit dem Leichtathletikverband haben. Der Herr von der Stadtverwaltung wollte zu diesem Termin zugegen sein.

Wir fuhren noch bis Passil und drehten dann um. Ich hatte keinen Nerv mehr und wollte ins Hotel, ein Bierchen trinken und die Beine ausstrecken.

Donnerstag, 22. November 2002

Gleich nach dem Aufsehen erkundigte sich Luis nach seinem verschwundenem Koffer. Na endlich! Er wurde in der Nacht um 01:00 Uhr angeliefert. Das Frühstück ließ er sich nach dieser Erleichterung besonders gut schmecken.

Die Sonne lachte als wir das Hotel verließen und man hätte sogar ohne Jacke gehen können. Wir entschlossen uns die ersten zwei Etappen in Augenschein zu nehmen. Wir nahmen den direkten Weg in Richtung Flughafen und weiter in Richtung "Ponte Vasco da Gamas" Es ging direkt über die Brücke und wir hatten einen herrlichen Ausblick. Der Tejo, der seine Quelle im Osten von Spanien hat, ist an dieser Stelle sehr breit, weil er von hier aus kurz darauf in die Bisquaja mündet. Die Sonne schien und brachte das Wasser zum Glitzern, einfach schön.

Wir erreichten die Escola de C + S de Venda Novas, hiermit ist eine Schule n Venda Novas gemeint. Der Eingang der Schule wurde durch einen Sicherheitswachdienst betreut. Wir fragten nach der Schulleitung, diese ließ uns aber durch den Wachmann ausrichten, dass wir uns an die Gemeindeverwaltung wenden sollten. Wir trafen hier auf zwei sehr hilfsbereite Damen. Sie gaben uns die Visitenkarte für das Gemeindeamt. Mehr konnten sie im Moment aber auch nicht für uns machen und verwiesen uns an die Verwaltung des Sportplatzes. Beim Abschied bemerkten die Damen, wenn alles schief geht, dann könnten wir noch beim Militär nachfragen. Diese haben schon zwei- bis dreihundert Leute untergebracht. Hier konnten wir aber erst um 14:00 bis 16:00 Uhr etwas werden.

Es war noch beinahe eine Stunde Zeit. Wir entschlossen uns daher die zweite Etappe nach Estremoz zu erkunden. Es war eine 88,6 km lange Strecke und hätten wir jemanden nach dem Weg gefragt, so hätte der Befragte mit Sicherheit geantwortet: "Immer geradeaus" Die Strecke war trotzdem durch viele Hinweise sehr gut beschrieben, so dass wir immer wieder die Sicherheit hatten, dass wir auf dem richtigen Wege sind. Luis schmunzelte, weil in der Wegbeschreibung sogar festgehalten wurde, dass sich auf der linken Straßenseite ein Storchennest auf einem Telegrafenmast befindet. Für den Außenstehenden ist es witzig und völlig überflüssig. Diesen Gedanken kann ich nachvollziehen. Ich klärte ihn aber mal über die Psyche eines Läufers auf, der sich Kilometer um Kilometer vorwärts kämpft und seit einer Weile nicht mehr sicher ist, ob er sich überhaupt noch auf dem richtigen Weg befindet. Dieser kleine Hinweis macht ihn Mut. Für den Autofahrer hätten für diesen Abschnitt einige Sätze ausgereicht (Für den Läufer war diese Beschreibung 1 1/2 DIN A 4 Seiten lang) Wenn er das Gefühl haben sollte, dass er falsch ist, dann fährt er eben fünf Kilometer zurück. Der Läufer kann dieses kaum, für den sind ab einer gewissen Phase schon 200 Meter zuviel. Beim Deutschlandlauf 1998 wollte man mich für 300 Meter steinigen. Aber auch für den Streckenmarkierer ist es einfacher. Er muss diese fünf erwähnten Kilometer notfalls zum letzten Orientierungspunkt zurückfahren. Es kann sein, dass auch dieser in eine Stressphase hineinkommt und ihm die Läufer schon auf den Fersen sind. Dann stehen die Läufer vor ihm und fragen: "Und wie geht es weiter?" Antwort: "Schauen wir mal!" Der Ärger wäre vorprogrammiert. Man hat den Streckenmarkierer vermutlich vorher an einem Imbissstand bei einem Becher Kaffee gesehen und jetzt steht er da, wie blöd.

TransEuropaLaufWir gelangten zur Sporthalle "Pavilhao Desportivo Municipal" Der Hausmeister war gerade vor Ort und wollte uns an die Gemeindeverwaltung verweisen, da fiel ihm ein, dass sich ein Verantwortlicher beim Kindertraining in der Halle befand. Hier trafen wir scheinbar den richtigen Mann, so das wir uns weitere Wege ersparen konnten. Er wollte weitere Informationen und wollte wissen, wo das Etappenzielband gespannt wird. Er wollte dafür sorgen, dass die Läufer von anderen Läufern ins Etappenziel eskortiert werden. Im oberen Bereich der Halle sollten die Teilnehmer des "TransEurope-FootRace" untergebracht werden. Ich war darüber sehr froh, denn die Halle im unteren Bereich war mit Steinfliesen ausgelegt.

Wir fuhren zurück nach Vendas Nova. Ein Sportler vor Ort verwies uns in den oberen Bereich des Gebäudes, welcher von außen zu erreichen war. Zwei Damen nahmen uns in Empfang und hörten sich unsere Geschichte an. Es folgte ein Telefonat an anderer Stelle und das Gespräch wurde an Luis weitergegeben. Wir kamen nicht unbedingt weiter, weil der zuständige Mitarbeiter bereits Feierabend hatte. Es war nicht weiter schlimm. Wir bekamen die Adresse vom Presidente da Cámara Municipal de Vendas Novas.

Wir hinterließen noch eine Pressemappe und machten uns wieder in Richtung Lissabon auf dem Weg. Nachdem wir die Ponte Vasco da Gammas" überquert hatten, wollte ich mir noch den Start vom "Vasco da Gamas" anschauen ("Vasco da Gamas" oder "Torre de Belém" wann wird die Entscheidung fallen?) Über eine kleine Schleife erreichten wir das ehemalige EXPO Gelände 1998. Es war eine gute Idee, dass wir uns diesen wunderschönen Platz noch einmal anschauten. Spätesten jetzt war mir aber klar, wenn wir von hier aus starten, dann sind wir binnen kurzer Zeit aus Lissabon heraus. Aufgrund der Verkehrsdichte war dieses auch ursprünglich meine Absicht. Wenn aber die Behörden für eine Eskortierung der Läufer durch die Stadt sorgen, dann so meine ich, sollte es uns nur recht sein.

Freitag: 23. November 2002

Auf zum letzten Gefecht. Die Sonne zeigte sich und wir machten uns auf dem Weg in Richtung Tejo. Heute wollte ich endlich ein paar Aufnahmen machen. Am "Torre de Belém" angekommen, mussten wir mal wieder einen Regenschauer abwarten. Endlich kam ich zu meinen Fotos!

Es wurde Zeit, dass wir zum Leichtathletikverband kamen. Wir wurden bereits erwartet und man bat uns noch kurze Zeit Platz zu nehmen. Es sollte eine Pressekonferenz, wegen einer Marathonlaufveranstaltung am 01. Dezember. Hier sollte ich dann den "TransEurope-FootRace" vorstellen dürfen. Es waren gut zehn Journalisten anwesend.

Die Pressekonferenz ging ziemlich schnell vonstatten. Wir erfuhren auch, dass diese in einem Hotel geplant war, aber wegen Geldmangel in einem bescheidenem Rahmen stattfinden musste. Es wurden namhafte Marathonläufer eingeladen, die als Zugpferde dienen sollten. Man ärgerte sich darüber dass über die Planung etwas bei der Stadtverwaltung durchgesickert war und so war herauszuhören, dass auch diese Leute so ihre Probleme haben.

Dann kam mein Auftritt. Ich stellte mich und den "TransEurope-FootRace" in englischer Sprache vor, als ich merkte, dass es mit meinem Sprachschatz eng wurde, übergab ich Luis die weitere Übersetzung von deutsch in portugiesisch. Einige Journalisten stellten noch Fragen die gut beantwortet werden konnten.

Im Anschluss gingen die Journalisten, Organisatoren und wir essen. Das Lokal war gleich um die Ecke und glich mehr einer Mensa. Das Essen war aber gut und reichhaltig. Es wurde noch ein Glas Wein dazu getrunken und ich musste mich portugiesischen Verhältnissen angleichen. Also, nach dem Essen etwas süßes und einen Espresso. Luis unterhielt sich sehr angeregt mit seinen Tischnachbarn, während ich ziemlich hilflos umherschaute. Mir blieb nur ein Smaltalk mit meinem Gegenüber. Sein Englisch war beinahe noch schlechter als meins.

TransEuropaLaufMan verabschiedete sich und ich hatte das Gefühl, als wenn wir ordentlich etwas auf die Reihe gebracht haben. Es waren alle wichtigen Leute anwesend, die in Sachen Sport etwas zu melden haben. Mir wurde auch eine Visitenkarte vom Presidente der "Federacáo Portuguesa Altletismo" übergeben.

Mein Tischgesprächspartner Director de Publicacóes und Herausgeber des "Atletismo" machte mit uns noch ein Interview. Er wird dem "TransEurope-FootRace" in der Dezemberausgabe besondere Aufmerksamkeit schenken und ist bestrebt, dass wenigstens ein portugiesischer Läufer dabei ist. Am Tisch hatte er aber bereits erwähnt, dass Portugal nur wenige Ultralangstreckenläufer hat und diese suchen sich ihre Veranstaltungen im Ausland, weil Portugal selbst keine Ultras veranstaltet. Portugal hat viele Veranstaltungen mit kleinen Distanzen. Eine Marathonveranstaltung ist schon die absolute Attraktion.

Für den Rückweg von maximal 12 km benötigten wir 1 1/2 Stunden. Lissabon war an diesem Freitag dicht und nichts rührte sich mehr. Ich fuhr heute, wie ein Portugiese und setzte mich schon mal vor den Kühler eines Kontrahenten. Ich fühlte mich schlapp und ausgebrannt und war froh, dass ich das Hotel endlich erreichte. Für heute wollte ich nur noch meine Ruhe haben. Im Hotelzimmer stieß ich wieder auf meinem Laptop und es war mit der Ruhe wieder vorbei. Es juckte einfach in den Fingern! Luis, der nur eine knappe Stunde aus Lissabon heraus, seine Verwandtschaft hat, wollte diese einmal besuchen. Wir einigten uns, dass er seinen Besuch macht und ich arbeite meine Eindrücke auf.

Samstag: 23. November 2002, letzter Tag in Lissabon

Wie sieht heute das Wetter aus? Regen? Sonnenschein? Ich musste den heutigen Tag allein verbringen. Mein Plan sah sehr eintönig aus: Schreiben, alle Daten überarbeiten, frische Luft schnappen, Schreiben, Kleinigkeit essen, frische Luft schnappen, schreiben, Abendessen, Schreiben, kleines Bierchen und die Matratze abhorchen. Spannender kann ich meinen Tagesablauf nicht beschreiben.


Ingo Schulze, ischulze@t-online.de
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