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Elisabeth Herms-Lübbe , 28. Oktober 2003Der Röntgenlauf
Die Ausschreibung für den 3. Röntgenlauf in Remscheid am 26. Okt.2003 war wieder einmal liebevoll und umfangreich, ein dickes Heft. Das überzeugt. Da muss man hin, wenn man Landschaftslauf mit großzügigen Drumherum liebt. Da weiß man gleich, da stimmt die Atmosphäre, da wird man gut umsorgt und unterhalten. Man hat den Eindruck, dass die ganze Region den Röntgenlauf liebt und tatkräftig unterstützt. Diese Offenherzigkeit und Menschenfreundlichkeit ehrt würdig den Namensgeber des Laufes, der die Geräte, die die nach ihm benannten Strahlen erzeugen, nie patentieren lassen hat, damit sie möglichst schnell und umfassend zum Nutzen der Menschheit eingesetzt werden konnten.
Bei der Anmeldung in der labyrinthartig verschachtelten Hallenanlage gibt es ein Funktionsshirt, auf dem, wie erwartet, dieses Jahr drei laufende Röntgen-Skelette drauf sind. Es ist schnitttechnisch verfeinert, es schlabbert kaum, gestern bekommen, trage ich es heute schon den ganzen Tag.
Es werden verschiedene Lauf- und Walkingdisziplinen angeboten, in meinem Bericht beschränke ich mich auf den Ultramarathon, weil ich den ganzen Tag unterwegs bin und von den anderen nicht viel mitbekomme.
Eigentlich wollten sich die Steppenhühner ja im Startbereich treffen, aber leider ist Stephan "Steppenhahn" erkältet und nicht gekommen. Andere sehe ich nicht, vielleicht bin ich auch abgelenkt. So gehe ich als autonomes Steppenhuhn auf den Weg.
Der Ultramarathon hat insgesamt 1100 Höhenmeter - wir sind im Bergischen Land - und setzt sich aus drei Halbmarathons zusammen. Nach einem oder zweien kann man aufhören und sich zum Hallenlabyrinth zurückfahren lassen, wo das Leben tost und das Weizenbier fließt. Die Strecke ist teils gut befestigt, teils crossig, holprige Steine oder Matsch mit frisch gefallenem Laub darüber. Manchmal blättert unter den Füßen Schiefer, der auch die Häuserwände überall bekleidet. Optisch ist sie sehr abwechslungsreich: Flussläufe, Bäche, viele davon angestaut zur Kraftgewinnung, winzige alte Industriebetriebe und viel Wald von der romantischen Art, dass man manchmal meint, Rotkäppchen könnte um die Ecke kommen. Wenn man in die Landkarte sieht, ist man erstaunt, dass eine landschaftlich so reizvolle Streckenführung möglich ist, denn da ist eigentlich durchgehend Stadt und Vorstadt eingezeichnet.
Wie es so mein Schicksal ist, mache ich auf dem letzten Drittel wieder Bekanntschaft mit den Besenradfahrern. Ein Läufer ist gerade vor mir, er hat ungefähr meine Geschwindigkeit, und das, obwohl er auf seinen langen Beinen wandert, während ich noch ordentlich laufe. "Den kriegen Sie noch," sagen sie, "bitte tun Sie und den Gefallen, wir haben eine Wette darauf abgeschlossen." Wenn das kein Ansporn ist!
Als ich endlich ins Ziel komme, ist es schon ziemlich dunkel. Viel Trubel ist da nicht mehr. Es gibt ein spezielles Gebäck, eine Marathonschnecke, und eine Medaille, bei der auf der einen Seite ein laufendes Skelett ist, auf der anderen Seite der Rundkurs, den wir gelaufen sind. Der hat eine Form wie Australien. Christian Hottas, der engagierteste Marathonsammler aller Zeiten, der auch da war - es waren Ärztemeisterschaften im Marathon - und der an diesem schönen Tag seinen 140. Marathon in diesem schönen Jahr lief, hat mir mal erzählt, er würde mit anderen Vielläufern virtuell Australien umrunden, wozu alle dokumentierten Laufkilometer aneinander gereiht und auf eine Strecke um Australien herum projiziert würden. Vielleicht ist er mittlerweile schon bei einer zweiten Umrundung.
In der Halle ist es endlich wieder warm. Der Ultramarathon hat seine Siegerehrung, 230 Männer und 31 Frauen haben ihn geschafft. Dann macht eine Lifeband Musik und zwei Tänzerinnen vollführen dazu eine Art Bauchtanz mit Kleidchen darüber. Mädels, bei dem Körperbau hättet ihr doch auch mitlaufen können....
Zusammengefasst: ein schönes Läufchen war das!
© Elisabeth Herms-Lübbe , 28. Oktober 2003
isaherms@hotmail.comWeitere Info's und Berichte zum Lauf: