Alle zeigen - Bericht von Dietmar Wolbart zum Grand-Raid de la Reunion:
Dietmar Wolbart , 05.02.2011

Grand Raid 2010

Grand Raid Reunion 2010
Bereits gegen Mittag am Tag des Rennens startete ich mit meinen Vorbereitungen für den Lauf. Ich packte meinen Rucksack, klebte meine Zehen ab und kontrollierte noch mal die Pflichtausrüstung. Danach versuchte ich noch ein wenig zu schlafen, was mir aber unmöglich war da ich viel zu nervös war. Schließlich stand mir ja einer der härtesten Bergläufe der Welt bevor! Kurz nach 19 Uhr brachte mich und noch 3 andere Verrückte unser Vermieter Klaus zum Startbereich. Es herrschte reges Treiben und wir wurden nach ca 20 Minuten Gedrängel eingelassen. Nun wurde noch mal die Ausrüstung kontrolliert und dann haben wir es endlich ins Stadion geschafft. Es wurden noch Fotos gemacht, noch ein letzter Happen gegessen und dann ging es vor zur Startlinie. Der Platzsprecher verkündete das es am Vulkan nur 2 Grad hat, aber das störte mich nicht da ich ja eine gute Ausrüstung habe. Kurz nach 22 Uhr ging es dann endlich los. Es dauerte rund 2 Minuten bis ich die Startlinie überquerte. An Laufen war auf den ersten 200 Meter gar nicht zu denken, da die Straße relativ eng war und es ja doch immerhin über 2700 Starter gab! Die ersten drei Kilometer ging es auf einer Asphaltierten Uferstraße entlang die noch keine Steigungen aufwies. Danach ging es links in einen Feldweg hinein, Der Weg war gut zu laufen und es ging moderat auf ca 800m hinauf bis bei km 16 die erste Kontroll und Versorgungsstelle war. Ich erreichte diesen Punkt nach 1 Stunde und 55 Minuten und hatte keine größeren Probleme.Nach befüllen der Wasserblase und ein paar kleinen Snacks ging es weiter. Die erste richtige Herausforderung wartete. Es ging rechts in einen schmalen steilen Waldweg hinein der zum Vulkan hoch ging. An laufen war da gar nicht zu denken!! Erstens weil es sich staute, und zweitens war der Weg von nassen Wurzeln und hohen Stufen nur so überseht. Dieser Anstieg hatte es schon ganz schön in sich. Er führte uns auf 2320m hoch. Als wir oben ankamen, bot sich uns ein atemberaubendes Bild! Der aktive Vulkan Piton
de la Fournaise bei Nacht!!! Ich erreichte diesen Punkt bei km 30 nach 6 Stunden und 45 Minuten. Ich lag gut in der Zeit und hatte bereits einen Vorsprung von gut 3 Stunden auf die Cut Zeit!! Es war wirklich sehr kalt und deswegen hielt ich mich nicht sehr lange am Vulkan auf. Es war nun ein ständiges auf und ab auf steinigen und zeitweise sandigen Untergrund. Nach 8 Stunden und 30 Minuten erreichte ich das nächste Ziel: Es hieß Piton Textor u nd befand sich bei km 40 auf einer Höhe von 2165m. Meine Verfassung war immer noch sehr gut und ich freute mich schon auf die nächste Station da ich mit meiner Frau dort ein Treffen arangiert hatte. Es ging nun durch eine Landschaft die dem Allgeu sehr ähnlich ist stetig Bergab nach Mare a Boue bei Kilometer 50. Meine Frau, Christine und die Frau von meinem Mitstreiter aus Deutschland Tommy Boss erwarteten mich kurz nach der Verpflegungsstelle. Ich machte nun eine kurze Pause, Trank und As reichlich und führte einige Gespräche. Nach ca 20 Minuten ging es weiter. Laut Streckenplan erwartete uns ein längerer Asphalt Abschnitt.. Dem war aber nicht so!! Es gab zwar eine Straße, aber die war nicht für uns!! Wir mußten durch den Regenwald neben der Straße. Der Weg war sehr kräfteraubend! Wurzeln, teilweise knöcheltiefer Schlamm und immer mal Bergauf mal Bergab. Die letzten 3 km ging es dann über teils bis zu 50 cm hohen Stufen immer Bergab nach Hellbourg. Ich erreichte diese Station bei km 71 nach15 Stunden und 30Minuten. ich erfuhr später aus der Zeitung das diese Station die letzte für ca 1000 Teilnehmer war obwohl die Cut Zeit um 4 Stunden verlängert wurde!! Der Artikel lautete Massengrab in Hellbourg. Ich glaube das sagt so einiges oder? Nichts desto trotz wartete nun schon der nächste Humpen auf mich. der PdN. Diese Station liegt auf 2484m und ist die Höchste Stelle des Laufes. Es setzte noch Regen ein und ich wußte nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Für diese 10 km und rund 1500 Höhenmeter sollte ich über 5 Stunden brauchen. Stufen Stufen Stufen!! Oben angelangt schwur ich mir nie mehr auf einen Berg zu gehen!! So und weil es Bergauf so schön war ging es nun über noch höhere Stufen bei strömenden Regen bei Nacht wieder 1300 Höhenmeter nach Cilaos runter. Dort angekommen holte ich mir was zu essen und beschloss eine längere Pause zu machen um mich ein bischen zu erholen und neue Kräfte zu sammeln. ich hielt mich über 4 Stunden in Cilaos auf und verlies erst um 3 Uhr morgens wieder die Station. Ich verlor dabei über 400 Plätze die ich dann aber bis zum Ende des Rennens wieder aufholen sollte. Es ging dann wie gewohnt über Stufen mal Bergauf mal Bergab nach Pied Taibit. Von erholt kann keine Rede sein, meine Füße waren schwer und ich fühlte mich wie ausgekotzt, aber wenigstens hatte ich noch keine Blasen auf den Füßen!! Die Betonung liegt auf noch!! Die nächsten Kilometer führten uns durch ein Sumfgebiet nach Marla. Diese Station liegt bei 103 km. Ich füllte meine Vorräte wieder auf ging aufs WC und weiter gings!
Die Sonne brannte jetzt erbarmungslos vom Himmel, aber wie durch ein Wunder kamen einige meiner Kräfte zurück und es ging mir wieder einigermaßen gut. Es ging nun durch steinige Täler, wir mußten Flüsse überqueren und halt das übrige was ich ja eh schon ein paarmal erwähnt habe. Beim überqueren eines Flusses geschah mir ein Missgeschick und ich rutschte auf einem Stein aus und viel in den Fluss. Ab nun hieß es Blasen Ole!! Nach 126km erreichte ich die Station Deux Bras. Ich hatte seit meinem Aufbruch in Cilaos bereits wieder 300 aufgeholt. und fühlte mich nicht so schlecht. Ein Franzose warnte mich aber das ich mir noch nicht zu sicher sein sollte das Ziel, das ja noch immer fast 40 km entfernt ist zu erreichen, und er sollte recht behalten. Nun ging es über die gewohnten Wege hoch nach Dos d Ane und dann eine Asphaltierte Straße runter zum Meer nach Possession. Auf dem Weg dort hin traf ich noch einmal meine Frau und Klaus die mir Mut zusprachen. Meine Blasen meldeten sich jetzt immer mehr und ich traute mich meine Schuhe gar nicht mehr auszuziehen da ich mir gut vorstellen konnte was sich darin versteckt. Es brach die dritte Nacht an und meine Schmerzen wurden immer wilder!! Noch ca 20km bis ins Ziel!! Ich redete mir immer ein du schaffst es! So Kämpfte ich mich Kilometer für Kilometer vorwärts Bis nach Colorado. So noch ein Abstieg und 5 Kilometer. Dieser letzte Abstieg war mit Abstand der schlimmste für mich. Ich weinte zeitweise vor lauter schmerzen, aber ich wußte das auch diese wieder vergehen würden. Für diese letzten 5 km brauchte ich fast 2 Stunden. Endlich sah ich das Ziel! Meine Frau erwartete mich ca 150m vor der Ziellinie und war erschrocken als sie mich sah. Ein Häufchen Elend. Aber sie war echt Stolz auf mich. Die letzten Meter gelang es mir dann sogar noch Mal zu laufen. Geschafft nach rund 55 Stunden und 6 Kilo leichter.


© Dietmar Wolbart, 05.02.2011

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