Zufälliges Zitat

"Nobody is going to finish this damn thing for me, but me."

Unknown

Nächster Ultramarathon

Helmut Zuerner , 24. November 2005

Uewersauer

Es ist freilich spaet im Jahr und nur die wenigsten Laufwettbewerbe finden jetzt noch statt. Dafür dann aber gleich hochkaraetige, wie z.B. Spa-Olne-Spa oder aber der Uewersauer-Trail in Luxembourg an dem ich am 20.11. an den Start ging. 48,2 km und 1200 HM +/- waren zu ueberwinden. Nachfolgend mein persoenlicher Bericht.

Die Luxembourger Ardennen erstrecken sich im noerdlichen Teil des Fuerstentums zwischen Belgien und Deutschland und zeigen sauerland-aehnliche Landschaftszuege. Die Anreise gestaltet sich aus dem Ruhrgebiet ueber Aachen problemlos, in ca. 3h ist man da. Unterkuenfte gibt es genug, wobei gerade zu dieser Jahreszeit eine Reservierung im Vorfeld Sinn macht, denn so manche Herberge hat saisonal bedingt geschlossen - keine Nachfrage.

Der Start und auch das Ziel des Rennens lag in Heiderscheid (525m ueber NN), einem 500 Seelen Nest, von dem man meinen koennte, dass hier allenfalls der Teufel seinen Hut verloren hat: die einschlaefernde Ereignislosigkeit ist ueberwaeltigend (die Doerfer der Umgebung sind in etwa alle so). Startunterlagen gab es nur am Tag des Rennens, da aber die meisten wegen der heftigen Kaelte von -5°C erst spaet ankamen, war das kein Problem - der Schalter hatte laenger offen als geplant.

Als Gegenleistung fuer 30 Euro erhielt man einen schoenen Beutel in der Art der Fahrradkuriertaschen sowie einen Bademantel (vermutlich ausrangierte Ware der Hotels die saisonal bedingt geschlossen hatten). Meiner liegt schon im Muell, denn er loeste sich in wesentlichen Teilen nach dem Entfernen der Verpackung auf. Dann noch Essen und Trinken unterwegs (das Wichtigste in ausreichenden Mengen), Pasta im Ziel. Keine Urkunde, keine Medialle, kein T-Shirt. Etwas irritierend - aber der einzige bedingt negative Aspekt, soviel vorweg. Und schliesslich laufen wir ja alle nicht fuer T-Shirts und Urkunden...

Ca. 182 Teilnehmer gingen als Einzellaeufer an den Start, davon sahen 156 die Ziellinie (Ausfallquote 15%).

Der Name Trail geht ein bischen unter, dieses war aber ein Crosslauf der durchaus den Namen verdient. Weniger waren die Laenge und die Hoehenmeter ein Problem, als vielmehr die Beschaffenheit der Streckenfuehrung. Erst vereiste Krummen, Trampelpfade voll mit undurchsichtigen Blaettern, bergauf Passagen mit glitschigen Steinen, noch mehr Trampelpfade (zwei fussbreit), diesmal steil bergab (was zur Folge hatte dass man bergab langsamer war als bergauf), teilweise Wurzeln, Split und Schotter, Gras, alles was man so begehrt. Zur Mittagszeit hin taute es dann, und die Schlammschlacht in den Ackerfurchen begann. Der Anteil der "Autobahnen", fester oder gar asphaltierter Wege, duerfte bei 15-20% gelegen haben.

Dazu dann das eine oder andere steile Stueck, wo gerade zum Ende hin manche nicht mehr am Stueck gehend hochkamen. Herrlich, wonnich'.

Um dem ganzen die persoenliche Note nicht vorzuenthalten: Nach 20 km hatte ich das Gefuehl meine Beine seien zu schnell gehaerteter Pudding, mir war kalt und der eisige Nebel durchdrang alle Knochen. Nur ausgiebige Pausen und ausreichend Nahrung und Fluessigkeit an den 5 Stationen halfen hier weiter, und so kippte ich Wasser, Bruehe, Tee und spaeter Cola im Zusammmenspiel mit Keksen, Riegeln und Bananen hinunter, soviel wie reinging. Dem Herrn' sei gedankt, mein Magen ist robust! Es wurde dann auch besser, vielleicht war initial nur die Kaelte schuld. Nach 20 km signalisierten die Muskeln Betriebsbereitschaft.

Die gut gekennzeichnete Strecke fuehrte in schoenem Mix durch Wiesen, Waelder, am Rand von Baechen und Stauseen entlang eines wirklich abwechselungsreichen Panoramas in dem gerade zu Anfang Nebelfelder und Reif eine fast geisterhafte Stimmung zauberten - wirklich spitze! Hierfuer von mir die Hoechstnote. Unterhalten habe ich mich entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten wenig, die Luxembourger scheinen da nicht so drauf zu stehen und erinnern ein wenig an die steifen Schweizer. Nur ein Auflaeufer mit koelschem Dialekt ("siehst noch gut aus Jung" - Tipp: immer an die Koelner halten!) haette sich angeboten, doch ich mochte ihm zu dem Zeitpunkt noch nicht folgen.

Nach geruhsamem Start erfolgte dann auch die weitere Entwicklung nach hinten hin kontrolliert, ohne nennenswerte Probleme und mit relativ entspanntem Zieleinlauf.

Wer diese Art von Laufen mag, ist hier gut aufgehoben - die Schoenheit der Landschaft, das verschlafen-hypnotische Umfeld und die dann doch recht professionelle Organisation legen eine Visite nahe.


© Helmut Zuerner , 24. November 2005
  [helmut(at)zuerner(dot)de]

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