Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Dr. Karsten Köhler zum From Zagreb to Cazma Cathedral (05.04.2008) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)
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Dr. Karsten Köhler , 05.04.2008

Von Zagreb nach Cazma

Da ich noch nie in Kroatien gelaufen war, und der Termin recht passend zu einem Osterurlaub liegt, hatte ich mich schon vor einiger Zeit entschlossen, mal am Supermaraton von Zagreb nach Cazma teilzunehmen. Aufmerksam wurde ich auf diesen Lauf durch die sehr hilfreiche Seite marathon-kalender.de von Axel Vehreschild, der bereits einige Kenntnisse über die Marathonszene in Slowenien und Kroatien vorweisen kann. Damals hatte dieser Lauf noch die Homepage supermaraton.com, ein beeindruckender Domain-Name ! Inzwischen findet der Kontakt aber über die Homepage der Stadt Cazma statt. Man meldet sich vom Ausland her per einfach e-mail an, denn Startgebühren gibt es keine (dafür aber ein Zeitlimit von sieben Stunden auf 61.35 km). Der Supermaraton wurde das erste Mal im Jahre 1976 organisiert, um das 750. Stadtjubiläum Cazmas zu feiern und könnte damit bereits ein Klassiker unter den europäischen Ultras sein, aber es fanden sich auch 2008 so gut wie keine Läufer von jenseits der Karawanken auf der Starterliste. Beim ersten Lauf erreichte als erster von drei Startern Boris Kozar aus Varadzin, der Initiator des Laufes, das Ziel.

Gestartet wird mitten auf dem Jelacic-Platz, einem zentralen Treffpunkt der Zagreber nahe der Kathedrale, der zu jeder Tageszeit gut mit der Straßenbahn erreichbar ist. Der Name "Do Kaptola ad Kaptola" bezieht sich wohl auf die beiden "Kapitole", auf denen sich die Hauptkirchen Zagrebs und Cazmas befinden. Man meldet sich nochmal in der Touristeninformation an und bekommt ein Starter-T-Shirt. Neben Startern aus Kroatien (inklusive des Zagreber Bürgermeisters Milan Bandic) traten auch zahlreiche ausländische Starter vorwiegend aus den Nachbarländern Slowenien und Ungarn an, darunter auch der berühmte Transkontinentalläufer Dusan Mravlje mit seiner Tochter Neza. Zum Umziehen stand ein Bus der Cazmatransport bereit, der auch den Gepäcktransport nach Cazma und die Rückreise übernehmen sollte.

Gestartet wurde um 9:00 direkt vor dem degenschwingenden Reiterdenkmal des Ban Josip Jelacic. Nicht vergessen werden sollte aber, dass um zwei Uhr früh am letzten Sonntagmorgen im März auch in Kroatien die Uhr eine Stunde vorgestellt wird! Das erste Drittel führte entlang der Straße 41 aus Zagreb heraus, die zwar beständig von Autos befahren wurde, aber es wurde stets eine Spur für die Läufer freigehalten. Eine Versorgungsstation mit Wasser, Energiegetränken und Obst (später kamen noch Schwämme und pfundweise Salz dazu) war alle fünf Kilometer aufgebaut. Der erste Streckenabschnitt verfügt über ein ebenes Profil, ist aber mit seinen gemischten Wohn/Gewerbegebieten optisch nicht besonders interessant. Dann bog die Strecke hinter Bojzakovina auf eine weniger befahrene Straße ab, entlang derer dünnere Besiedlungsdichte herrschte. Die Strecke verlief nun nach Südosten, also immer der Sonne entgegen. In dieser Gegend gab es überwiegend Felder, und ab und zu ein Waldstück und eine Pferdekopf-Ölpumpe, und Schäfer zogen mit ihren Herden durch durch die Landschaft (zum Glück für die Läufer nicht über die Straße). Mitten auf einem Feld unweit des Dorfes Klostar Ivanic glänzte eine gewaltige Edelstahlskulptur in der Sonne, vermutlich hatte sie etwas mit dem nahegelegenen Bahnhof zu tun. Zahlreiche Leute, insbesondere tiefschwarz gekleidete alte Damen, verliessen gerade die dortige Kirche, als die Marathonmarke passiert wurde.

Das letzte Drittel der Strecke war landschaftlich am schönsten, denn es boten sich immer wieder neue Aussichtspunkte. Natürlich wurde dafür das Profil auch zunehmend hügelig und führte durch Dörfer mit kleinen Landwirtschaftsbetrieben, in denen der Wartburg Pickup immer noch vielerorts seinen Dienst versieht. Die Einheimischen bewohnen oft noch Holzhäuser, aber es es sind auch viele neue Wohnhäuser in Bau. Zwar sind die Kilometer hier nicht einzeln ausgeschildert, aber anhand der Wegmarkierungen kann man gut abschätzen, wie weit es noch nach Cazma sein dürfte. Die Läufer wurden durchgehend von Organisatoren, Polizei und Betreuern begleitet (hierbei ist ein getunter VW-Käfer Cabrio mit der Zeitmessung besonders auffällig, der den Läufern mal vorausfuhr, dann wieder entgegenkam, wieder überholte usw.). Auch patroullierten Krankenwagen, um die Läufer im Auge zu behalten. Als ich beim Besteigen eines Hügels mal ins Gehen zurückfiel, drohte eine Ambulanz schon rechtsheran zu fahren (um endlich mal was zu tun zu haben?), aber ich signalisierte mit allen verfügbaren Daumen, das dies nicht nötig sei, woraufhin die Sanis winkten und abdrehten. Ansonsten herrscht abseits der Zagreber Ausfallstraßen wenig Autoverkehr. Ende März sind natürlich sämtliche Wetterphänomene möglich, aber diesmal hatte der Frühling gerade rechtzeitig eingesetzt und ideale Bedingungen geschaffen: Temperaturen von 10-14°C, trocken und überwiegend sonnig.

Ungefähr sechs Kilometer vor dem Ziel erbaut die Kirche von Cazma durch ihren ersten Anblick. Der letzte Kilometer ist jedoch besonders beeindruckend (auch im Sinne von atemberaubend), denn Cazma liegt auf einem Hügel, mit der Kirche als Krone bis beinahe zuletzt im Blick. Cazma ist eine kleine Stadt mit ungefähr 3000 Einwohnern, und daher liefert der Supermaraton den Anlass für ein Volksfest (es wird in diesem Rahmen auch eine Autorallye durchgeführt, zum Glück auf einer anderen Strecke).

Von 74 gestarteten Teilnehmern (darunter 6 Frauen) kamen 56 laufend in Cazma an. Bei den Männern siegte der bereits dreimalige Gewinner Janos Zabari aus Ungarn in 3:49:52 h vor seinem Landsmann Ferenc Biri, und Aleksey Belosludsev aus Russland. Zum dritten Mal in Folge wurde Marija Vrajic aus Kroatien Gesamtsiegerin (4:33:17 h), vor ihrer Landsfrau Mirjana Kolar und Vanja Nastran aus Slowenien.

Zum Duschen standen verschiedene Gästezimmer des örtlichen Hotels bereit, in dem auch ein kräftiges Läuferessen ausgeteilt wurde.
Bei der Siegerehrung im Bierzelt wurde jedem ins Ziel gekommenen Läufer persönlich gratuliert und die Medaille verliehen. Mit Erinnerungsstücken wurden wir reich beschenkt: Es gab ein Finisher-T-Shirt (sieht genauso aus wie das Starter-T-Shirt, allerdings in Größe XL), Souvenirs aus Zagreb (noch ein T-Shirt, eine Kappe, und ein kleines ortstypisches Lebkuchenherz), und ein drolliges Stofftier (eine Mischung aus Biber und Eichhörnchen, natürlich mit Supermaraton T-Shirt). Der Supermaraton ist eine kleine, familiäre Veranstaltung in einer noch nicht sehr "entdeckten" Ecke Europas, mit großer Gastfreundschaft seitens der Veranstalter. Auf der gemeinsamen Rückfahrt konnten wir Läufer uns noch etwas über die Laufmöglichkeiten in den jeweiligen Heimatländern austauschen (auch wenn es vereinzelte Sprachbarrieren gab). Und um einen Ultramarathon-Tag abzuschliessen, ist dann ein Kaffeehaus, von denen in Zagreb immer eine Menge geöffnet hat, ein idealer Ort.

© Dr. Karsten Köhler, 05.04.2008

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